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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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kurzzeitig von gleißenden Blitzen aus zuckendem Licht in Lila und Grün erhellt.
    In einem der verborgenen Räume lagerte N’thaldur Schätze. Solche, die für ihn von unermesslichem Wert waren, und solche, die für seine Widersacher höchste Geltung besaßen. Der Finstermagier weidete sich mit Vergnügen an der Verzweiflung seiner Feinde darüber, dass sie diese Gegenstände niemals zurückbekommen würden – ganz gleich, ob es sich dabei um Waffen, Geschmeide oder magische Artefakte handelte. N’thaldur hatte unschätzbar viele Gegenstände erbeutet, erjagt und gestohlen, doch niemals hatte eines dieser Objekte zu seinem ursprünglichen Besitzer zurückgefunden.
    Einer dieser Gegenstände war ein magischer Helm, der seinem Träger die Macht verlieh, sämtliche Orte innerhalb eines bestimmten Radius mental zu besuchen. Einmal angewandt versetzte dieser Helm seinen Träger in einen tranceartigen Zustand, in dem er sich innerhalb des vorgegebenen Einflussbereiches frei bewegen konnte. Lediglich zu agieren vermochte der Träger des Helms in diesem Zustand nicht.
     
    Am frühen Morgen des siebten Tages des Rabenmondes 376 n.B. hatte N’thaldur den Helm zu sich bringen lassen, ihn aufgesetzt und war in seiner Trance in die Reiche der Dunkelelfen gewandert – diesen Besuch gestattete die in den magischen Helm geprägte Reichweite gerade noch.
    Seitdem einer seiner Boten ihm mitgeteilt hatte, dass die Sícyr´Glýnħ ihre Macht auszudehnen versuchten, hatte der Finstermagier alles daran gesetzt, hinter die Pläne seiner Feinde zu gelangen. Ob der Fürst der Dunkelelfen in der Lage war, die Spionage zu bemerken, war N’thaldur gleichgültig. Auch auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden, hatte er jedwede Möglichkeit genutzt, auch nur den kleinsten Hinweis aus dem Inneren der fürstlichen Festung mitzubekommen. Mithilfe des magischen Helms war es ihm gelungen, ein wichtiges Gespräch zwischen Lhagaîlan daé Yazyðor, dem Fürsten der Dunkelelfen, und einigen seiner Untergebenen mit anzuhören.
    Die Worte, die er wie ein Schatten von nächtlichen Regenwolken zu belauschen vermochte, versetzten N’thaldur in Siegesgewissheit, die Dunkelelfen an der Ausführung ihres derzeitigen Plans hindern zu können. Die Triumphstimmung, die durch seinen hageren Körper zuckte, jagte Gänsehaut über seinen Körper, ließ sein längliches Gesicht durch ein zynisches Lächeln unheimlich und grotesk wirken.
    Die Augen des Finstermagiers eilten unter seinen geschlossenen Lidern unkontrolliert hin und her, während sich seine schmalen Klauenfinger zusammenkrallten. Mit ihren spitzen, aufgesprungenen Fingernägeln gruben sie tiefe Dellen in das braune Leder des Thronsitzes.
    In seiner Trance blickte N’thaldur genau in eine der großen Hallen innerhalb der Dunkelelfenfestung Crâdègh nyr Vilothyl hinein. Er hörte jedes einzelne Wort, das der Fürst der Sícyr´Glýnħ, mit einem seiner Untergebenen wechselte.
    Der Finstermagier konnte nicht erkennen, mit wem sich Lhagaîlan daé Yazyðor unterhielt, wem er seine kaltherzigen Befehle entgegenschleuderte, und es war ihm auch gleichgültig. N’thaldur interessierte sich lediglich für die Worte, die an seine Ohren drangen, sich wie Kletten in seinem wissensdurstigen Gehirn festsetzten.
    „Ich werde tun, was Ihr befehlt, Mîratendyn!“, presste die im Schatten verborgene Gestalt zischend zwischen den Zähnen hervor. N’thaldur rieb sich in seiner Trance die Hände.
    Dieser Helm ist von unersetzlichem Wert für mich. Durch seine Magie bin ich nicht nur in der Lage, die Dunkelelfen auszuspionieren. Nein, er ermöglicht es mir auch noch, ihre Sprache zu verstehen.
    „Wenn du versagst, bist du des Todes!“ Die Worte des Dunkelelfenfürsten legten sich wie Reif über Wände und Decke der Halle. Sie trafen N’thaldur wie ein eiskalter Faustschlag, obwohl er selbst gar nicht an dem Gespräch teilhatte.
    Der untergebene Dunkelelf nickte kaum merklich, verbeugte sich und verließ den lediglich von dämmerigen Lichtern aus blauer Magie erhellten Saal, ohne dass N’thaldur auch nur einen einzigen Blick auf ihn hätte erwischen können.
    Doch der Finstermagier hatte erfahren, was er wissen wollte, kannte nun ebenso viele Details über Pläne und Auftrag, wie der Fürst und der unbekannte Dunkelelf, der den Befehl entgegengenommen hatte.
    „Wenn mein Auftrag ein Schwert ist, hast du gerade begonnen, auf seiner Schärfe zu balancieren, Rhavîn“, rief der Fürst dem Dunkelelfen in dem Moment

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