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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Grünes Moos und schwarzer Stern
     
    Rhavîn und Auriel verließen die Lichtung, um gemeinsam mit Kentaro tiefer in den Herbstwald einzutauchen. Die Äste der Bäume waren so dicht miteinander verschlungen, dass die Sonne mancherorts nicht zwischen den Blättern hindurchscheinen konnte oder ihre Strahlen nur vereinzelt auf den Boden und die Stämme der Bäume trafen.
    Der üppig wachsende Farn, das überreichlich vorhandene Moos und die anderen grünen Pflanzen des Unterholzes wurden von den gebrochenen Sonnenstrahlen mit einem güldenen Schimmer belegt. Die dunklen Stämme der Bäume und ihre Blätterkronen dagegen empfingen kaum Licht und lagen weitestgehend im Dunkeln, woraus sich eine zwielichtige Atmosphäre ergab.
    Rhavîn konnte im Dunkeln ebenso gut zu sehen, wie am Tage. Sobald sich der Elf in Dämmerlicht oder Dunkelheit aufhielt, glommen seine Augen schwach Dunkellila. Auriel fiel dieses Phänomen auf und sie sprach ihren Begleiter darauf an.
    „Mir scheint, Eure Augen leuchten, Rhavîn. Ist dem wirklich so, oder führt mich meine Einbildung in die Irre?“
    „Nein, Auriel“, widersprach der Waldläufer. Er strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Meine Augen glimmen tatsächlich. Sie verfügen über die Fähigkeit, bei Dämmerung und Nacht ebenso gut zu sehen, wie bei Tageslicht. Selbst in völliger Finsternis vermag ich noch zu sehen.“
    „Verfügen alle Elfen über diese Eigenschaft?“ Auriel war beeindruckt. Während sie aufgrund des dämmrigen Lichts besonders vorsichtig gehen musste und hin und wieder strauchelte, schien es, als würde Rhavîn durch den Wald schweben. Seine Bewegungen waren von äußerster Präzision gekennzeichnet, zeugten von Geschick und Körperbeherrschung.
    Rhavîn nickte. „Ja, alle Elfen können bei Nacht sehen, wie am Tage.“
    Obwohl dieser Mann sie noch vor Stunden hatte töten wollen, fühlte sich Auriel in seiner Gegenwart sicher. Sie trug den Greif auf dem Rücken und den Dolch in der dazugehörigen Scheide. Die Novizin war sich sicher, dass sie die Waffen nicht gegen Rhavîn würde einsetzen müssen.
    „Wohin führt uns Euer Weg?“, wollte sie wissen. Auriel strich mit den Fingern über die raue Rinde einer knorrigen, uralten Eiche. „Was ist Euer Auftrag?“
    „Mein Auftrag führt mich nach Dragelund, einem Dorf der Náiréagh in den Nordmarken“, lautete die Antwort. Rhavîns Sprache war ruhig und gleichmäßig, nichts schien ihn aus der Ruhe bringen zu können.
    „Dragelund?“ Auriel blickte überrascht auf. Einen Augenblick lang vergaß sie, weiterzugehen. „Dort lebt Grímmaldur der Schwarze, der Jarl der Nordmarken. Ist er es, den Ihr sucht?“
    „Ja. Kennt Ihr ihn?“ Rhavîn wirkte nicht erstaunt, sondern schritt, ohne anzuhalten durch den Wald.
    „Nein, natürlich nicht. Doch ich kenne seinen Namen und ich weiß, dass Grímmaldur wohl ein gerechter, wenn auch strenger und kriegsliebender Jarl sein muss.“ Die Hexerin lief schneller. Als sie den Elfen eingeholt hatte, äußerte sie: „Ich war noch nie so tief in den Nordmarken. Dorthin also führt unser Weg?“
    „Richtig. Ich muss den Jarl um eine Audienz bitten. Immerhin schickt mich mein Fürst. Er muss mich anhören.“
    „Darf ich fragen, mit welchem Auftrag genau man Euch betraut hat? Weshalb wir den Jarl aufsuchen?“ Auriel spürte, wie Aufregung in ihr aufkeimte, Neugier spülte in ihr Herz. Eine mehrtägige Reise lag vor ihr – eine Reise voller Erlebnisse und Erfahrungen, auf die sie sich mit einem Mal sehr freute.
    „Ich soll dem Jarl der Menschen ein versiegeltes Schreiben meines Fürsten übergeben. Was darin steht, weiß ich nicht, doch zweifelsohne ist der Inhalt von immenser Wichtigkeit.“ Rhavîn warf seiner Begleiterin mit blitzenden Augen einen hochmütigen Blick zu. „Wäre dieser Auftrag nicht von höchster Bedeutung, hätte mein Fürst nicht mich auserwählt. Denn ich bin der treueste seiner Gefolgsmänner und der beste Kämpfer in seinen Reihen.“
    „Oho, soso ...“, murmelte Auriel kopfschüttelnd und schwieg anschließend, verärgert über die Selbstgefälligkeit des Mannes.
    „Doch sagt“, griff Rhavîn das Gespräch wieder auf. Fürsorglich hielt er die tief hängenden Zweige einer Trauerweide nach oben, damit Auriel unter ihnen hindurchgehen konnte. „Möchtet Ihr mir nicht ein wenig von Euch erzählen? Ihr sagtet doch, Ihr wäret eine Hexerin. Erzählt mir etwas von Eurem Leben, von Eurem Zirkel ...“
    „Nun ...“ Auriel bückte sich unter

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