Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
wie dem auch sei“, fuhr N’thaldur den Zwerg an. „Ich sehe es wahrlich nicht gerne, dass sich nun die Zauberer aus dem Zirkel dieser verwobenen Grauen mit den Dunkelelfen zusammenschließen, um mit ihnen gemeinsame Sache zu machen!“ Wenn die Zauberer des Zirkels und die Dunkelelfen ein Bündnis schließen, wird es für mich noch schwieriger, die Vorherrschaft zu erlangen, bzw. überhaupt meine Stellung zu wahren.
„Was möchtet Ihr, dass ich tue, Herr?“ Der Schattenzwerg verneigte sich noch einmal und lauschte aufmerksam den Worten, die folgten.
„Ich will, dass du dir ein Artefakt beschaffst, mit dem du diese seltsame Gruppe beobachten kannst, damit du immer weißt, wo sie sich gerade befinden. Und dann immer wieder, wenn es dir geeignet erscheint, schickst du Trupps unserer Schergen auf sie los. Zunächst nur, um ihre Stärke zu erproben. Dann, um sie gezielt zu vernichten!“ N’thaldurs Gesicht strahlte Siegessicherheit aus. „Mach dir einen Spaß daraus, sie zu ärgern und zu quälen, Makrantor. Einzige Bedingung ist, dass du verhindern musst, dass sie Dragelund erreichen.“
„Ja, Herr!“ Der Schattenzwerg rieb sich die Hände. Dies war ein Auftrag nach seinem Geschmack. „Ich eile Herr, Ihr werdet nicht enttäuscht sein.“
N’thaldur nickte gedankenversunken. Mit diesem Zirkel habe ich immer auf einer Ebene gestanden. Die Dunkelelfen dagegen waren seit jeher meine Feinde. Dieser Jarl aus Dragelund akzeptiert mich, oder vielmehr werde ich von ihm in seinem Reich geduldet, da ich ihm Schutz gewähre und ihm in Kriegszeiten beistehe. Das bringt mir Ruhe und somit mehr Macht und Zeit, die ich aufwenden kann, um meine Pläne gegen die Sícyr´Glýnħ zu schmieden. Drängen doch die Dunkelelfen danach, ihr Reich in die Grenzen des Jarls zu erweitern. Sollte sich an dieser Konstellation etwas ändern, bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Sobald die Dunkelelfen an Macht gewinnen, stehe ich allein, ohne Verbündete da. Der Einzige, der tolerant zu mir steht, ist der Jarl – ich muss ihn bewahren.
Während N’thaldur allein auf dem Flur zurückblieb und in blutrünstigen Rachegedanken versank, eilte Makrantor durch die Gänge davon, um sich das genannte Artefakt zu besorgen, damit er ohne Zeitverlust mit seinem Auftrag beginnen konnte. Er wusste bereits, wen er diesem Dunkelelfen als ersten Feind in den Weg stellen würde. „Dämonenbrut“, kicherte der Schattenzwerg mit kehliger Stimme. „Dämonenbrut!“ Sein garstiges Lachen hallte durch die Gänge.
Siebtes Kapitel: Ein Hauch von Tod
In seinen weiten, schwarzen Umhang gehüllt, die Kapuze auf dem Kopf, war Rhavîn kaum zu erkennen. Der Waldläufer hatte den weich fließenden Stoff nahezu um seinen gesamten Körper gerafft, sodass er beinah mit der Nacht verschmolz.
Bereits seit mehreren Stunden verharrte er regungslos an den Stamm der großen Eiche gelehnt und beobachtete die Lichtung und den Waldrand gleichermaßen. Durch jahrelange Übung geschult, konnte er sich perfekt im Schatten der Eiche verbergen.
Der Elf wusste, dass überall im Wald Gefahren lauern konnten. Auch für ihn, einen erfahrenen Armbrustschützen und geschickten, in vielen Waffenkünsten ausgebildeten Kämpfer, barg eine Nacht in fremden Wäldern Gefahren.
Ein kühler Wind blies durch die Wipfel der Bäume und die Geräusche des nächtlichen Waldes täuschten die Anwesenheit von Kreaturen vor, die in Wahrheit nicht hier waren. Rhavîn wusste um diese Eigenart des Waldes, er fürchtete sich nicht. Der Elf war das Leben bei Nacht und Dunkelheit gewohnt – seine sacht glimmenden Augen zeugten davon, dass er selbst in dieser nächtlichen Schwärze ebenso gut sehen konnte, wie am Tag.
Der Waldläufer warf einen emotionslosen Blick auf Auriel, die nur wenige Schritte von ihm entfernt zwischen Wurzeln und Farn lag und friedlich schlief.
Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen , fluchte er, sein Gesicht nahm einen ärgerlichen Ausdruck an. Verdammt, sie könnte mich noch in Schwierigkeiten bringen. Schlussendlich dann, wenn sie mein wahres Gesicht erkennt und erfährt, dass ich nicht einer dieser weich gekochten Honigelfen bin, die den ganzen Tag bloß von Baum zu Baum springen und nichts weiter zu tun haben, als Grassamen gegen Borke einzutauschen. Die schwarzen Augen des hochgewachsenen Mannes blitzten feindselig auf. Noch hält sie mich für einen gewöhnlichen Elfen, für einen Waldläufer ...
„Einen elfischen Waldläufer“, raunte Rhavîn angewidert. Ein
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