Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
wäre beinah über eine Garnison von Riesenspinnen gestolpert, die sich, mit Rüstungen bewehrt, auf dem Weg zu ihrem Übungsplatz machte. Unüberschaubares Chaos hielt die Halle in ihren Fängen.
Auch wenn N’thaldur von hochgewachsener Gestalt war, vermochte er dennoch nicht, das gesamte Treiben zu überblicken.
„Nun mach schon, ich habe nicht ewig Zeit“, fluchte der finstere Mann. „Wenn du nicht sofort bei mir auftauchst, werfe ich dich den ...“
„Ja, Herr?“
N’thaldur hasste es, unterbrochen zu werden – schon manch ein Mann hatte für solch eine Vermessenheit sein Leben gelassen. Nun aber war er so überrascht, dass er sich völlig konsterniert umdrehte. Überrascht sah er den lautlos an ihn herangetretenen Schattenzwerg an.
„Makrantor!“, herrschte er den Priester an. „Verflucht seiest du mitsamt all deinen Ahnen, dass du es wagst, dich an mich heranzuschleichen!“ Die durch die plötzliche Körperbewegung wallenden Gewänder des Finstermagiers glätteten sich wieder. „Ich brauche deine Dienste. So bald als möglich, Makrantor!“
„Herr?“
N’thaldur schritt mit wehendem Umhang auf die Tür zu, um den lärmerfüllten Raum zu verlassen. An diesem Ort lauschten zu viele Ohren seinen Worten.
Der Schattenzwerg folgte seinem Herrn schnell, wenn auch in gebührendem Abstand. Makrantor war von Kopf bis Fuß in eine prunkvolle Rüstung aus schwarzem Metall gehüllt – sein knielanger Bart und das prächtige Haupthaar hingen ihm, von Zöpfen und Spangen geziert, zu allen Seiten des Körpers herab.
Vor der Halle verharrte N’thaldur in der Mitte des Ganges. Er verscheuchte alle sich dort befindenden Wesen mit finsteren Blicken. Seine Körpersprache genügte, um die Diener gefügig zu machen und sie zu beugen unter der grausamen Macht des finsteren Zauberers.
„Herr, was wünscht Ihr von mir?“ Makrantor verneigte sich. N’thaldurs Blick fiel auf das gewaltige, doppelblättrige Schlachtbeil, das der Zwerg auf dem Rücken trug.
„Es ist der achte Tag in diesem Mond“, begann N’thaldur seine Ausführungen mit ruhiger Stimme, auch wenn sich in seinem Inneren die Wut in zahllosen Wogen überschlug. „Gestern habe ich erfahren, dass der Fürst der Dunkelelfen einen seiner Männer ausgesandt hat, um nach Dragelund zu ziehen. Sie wollen meine Macht schwächen.“
„Wie kann ich Euch helfen, Herr?“ Die schwarzen Augen des Zwerges blickten N’thaldur konzentriert an. Makrantor war ein treuer Anhänger des Zauberers und bereits bei ihm, seit Monnovrek stand. N’thaldur hob die rechte Hand, um den Schattenzwerg zum Schweigen zu bringen. „Ich hatte etliche meiner Diener ausgeschickt, um den Sícyr´Glýnħ aufzuhalten. Fähige Kreaturen, die sich ihm in den Weg stellen sollten. Er darf Dragelund niemals erreichen.“ Der Zauberer wechselte von seiner dumpfen Redeweise zu überschwänglicher Theatralik. „Und heute muss ich von meinen Kundschaftern erfahren, dass Rhavîn Khervas, dieser Fluch eines Dunkelelfen, meine Reihen durchbrochen hat! Und es ist weder bekannt, wie, noch wo er sich eine Bresche in meine Reihen schlagen konnte.“ N’thaldur ballte seine Hände zu Fäusten – dass ihm dabei seine klauenartigen Fingernägel in die Haut stachen, spürte er nicht. „Nun ist es so, dass der Dunkelelf nicht allein unterwegs ist, Makrantor.“
„So, Herr?“ Im Kopf des zwergischen Priesters keimten bereits die ersten Pläne, wie er sich dem verhassten Sícyr´Glýnħ in den Weg stellen konnte. Denn eines war ihm bereits jetzt schon klar: N’thaldur würde von ihm verlangen, den Dunkelelfen aufzuhalten.
„Er reist gemeinsam mit einem schwarzen Einhorn und hat sich gestern mit einer Zauberin zusammengetan. Mit einer Zauberin des Bundes unter den verwobenen Grauen!“ N’thaldur presste die Worte zischend hervor. „Bis jetzt bin ich mit diesem Zirkel gut ausgekommen – sie hatten Respekt vor mir, haben mich weder angefeindet, noch sich gut mit mir gestanden. Wir waren einfach zwei Instanzen der finsteren Magie, die gut nebeneinander existieren konnten.“
„Abgesehen davon, dass Ihr wirklich finstere Magie beherrscht und die Zauberer dieses Bundes vornehmlich mit finsterer Magie gemischte gewöhnliche Künste anwenden, Herr!“ Der Schattenzwerg grinste hämisch. Er wusste, dass sein Herr die Vorherrschaft über alle Wesen anstrebte, die mit der dunklen Magie im Bunde waren. Dass er selbst dabei die finstersten Zauber beherrschte, konnte nur von Vorteil sein. „Nun,
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