Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
hohem Bogen gegen die Decke des Ganges.
Krachend zerschellte die Figur, ihre Scherben fielen splitternd zu Boden.
„Verflucht sollen alle Sícyr´Glýnħ sein!“, ereiferte sich der Finstermagier. „Ich möchte bloß einmal wissen, wie alt ihr Fürst ist. Leider sehen die Dunkelelfen allesamt so jung und frisch aus, wie ich es nie getan habe, sodass ich sein Alter nicht schätzen kann.“ Leider muss ich einräumen, dass der Lhagaîlan über weitaus mehr Erfahrung und Macht verfügt, als ich. Seine Schergen sind nicht Orks und Trolle, nicht irgendwelche einfachen Dämonen, sondern ausgebildete und ihm absolut loyal untergebene Dunkelelfen mit viel Erfahrung , ärgerte sich N’thaldur. Es steht zu vermuten, dass auch dieser Rhavîn zur Elite der fürstlichen Truppen gehört. Er glühte so sehr vor Zorn, dass sich unkontrolliert Blitze aus seinen Fingerkuppen entluden. Blass blau zuckten sie über den Boden. Aber ich muss jedes Risiko eingehen, um den Streiter zu vernichten, den mein Erzfeind ausgeschickt hat. Er darf seinen Zielort nicht erreichen und seine Aufgabe nicht erfüllen. Jeder Funken meines Seins muss in dieses Streben fließen. Falls es mir nicht gelingt, ihn rechtzeitig aufzuhalten, werde ich fallen. Dann wird die Macht der Sícyr´Glýnħ so groß werden, dass sie mich besiegen und unserem ewigen Kampf somit ein Ende setzen werden.
„Ich muss etwas tun, sonst ist mein Dasein verwirkt“, fauchte der Finstermagier rasend vor Wut, wirkte einen Zauber auf sich, der seine Kräfte vermehrte, und schritt geradewegs auf eine Tür am Ende des Flures zu.
Mit voller Wucht hieb er gegen das Portal, woraufhin die schwere Eichenholztür aus den Angeln riss und samt einiger Holzsplitter in den hinter ihr befindlichen Raum gestoßen wurde.
„Makrantor!“, brüllte er mit einem Ausdruck, der Blut in Adern gefrieren ließ. Mit dem gleichen Atemzug stürmte in die Halle hinein. Auch hier pulsierten Ströme von wirbelnder Magie durch den Raum, drangen durch Öffnungen im Boden und verließen die Halle durch Spalten und Zwischenräume in der hoch gelegenen Decke. Zahlreiche Säulen, Skulpturen und Arkadenbögen wurden durch das Leuchten der energetischen Flüsse in bizarre Schatten gehüllt, spiegelten den Schein der magischen Farben auf ihrer blanken, schwarzen Oberfläche wider.
Neben schmückenden Artefakten beinhaltete die Halle vor allen Dingen Waffen, Rüstungen und Trainingsgeräte. Dieser Raum war weder die Waffen- noch die Rüstungskammer des Turms. Sie diente den zahlreichen Dienern und Sklaven N’thaldurs als Übungsraum, wo sie ihre kriegerischen Fähigkeiten verbessern und neue hinzu erlernen konnten.
Zu dieser Zeit allerdings war der Raum von den höhergestellten Wesen Monnovreks fast unbenutzt. Es war Tag, die mächtigen, großen Dämonen, die Orks, Trolle und die anderen Kreaturen der Nacht und der Finsternis hatten sich zur Rekreation zurückgezogen. Der Turm bot eine Vielzahl an Unterschlüpfen und Rückzugsmöglichkeiten für diejenigen, die das Licht scheuten.
Die Kreaturen, die den Übungsraum dennoch zu dieser Zeit nutzten, ereiferten sich an der Vielzahl der unterschiedlichen Gerätschaften, verausgabten sich in Zweikämpfen oder erprobten die verschiedenen Waffen auf ihre Tauglichkeit. Es waren zumeist kleinere, unbedeutende Wesen der Finsternis, die kaum Schlaf benötigten und denen es einerlei war, welche Tageszeit herrschte.
Makrantor war der Oberbefehlshaber der Schergen des Finstermagiers – ein als Priester der Rachegöttin Chjerk dienender Schattenzwerg, der sich nicht nur auf die Magie und auf finstere Rituale, sondern auch auf den Umgang mit allerlei Waffen vortrefflich verstand.
Wenn der Schattenzwerg sich nicht gerade in der Krypta des Turms aufhielt, um dort okkulte Rituale abzuhalten, oder vor der großen Menge der Gläubigen zu predigen, die der Turm beherbergte, beschäftigte er sich hier, im oberen Teil des Turms, mit der Ausbildung niederer Diener N’thaldurs im Waffenhandwerk.
„Makrantor!“, rief der Magier erneut, blieb stehen und ließ seine prüfenden Blicke durch die Halle schweifen. „Komm sofort zu mir, ich habe einen Auftrag für dich!“ Noch konnte N’thaldur den Schattenzwerg nicht ausmachen. Turbulentes Treiben herrschte in der Halle. Überall wuselten schrecklich entstellte, gehörnte, geflügelte oder mit anderen scheußlichen Merkmalen versehene Kleindämonen umher. Ein Trupp Kobolde marschierte im Gleichschritt an ihrem Herrn vorüber und
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