Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
kleine Sterne und ihr brodelndes Gekreische war ohrenbetäubend.
Ihre kleinen, ledernen Schwingen verursachten einen spürbaren Luftstrudel, ihre verzerrten Gesichter glühten vor Blutdurst und Angriffslust.
„Rachoriks!“, rief Auriel. Sie spürte, wie Schweiß auf ihre Stirn trat. Die Hexerin wusste, dass diese kleinen Wesen als einzelne Gegner machtlos waren – derartige große Schwärme allerdings hatten schon manch unerfahrenen Abenteurer sein Leben gekostet. Auriel machte sich zum Angriff bereit.
Während Rhavîn unablässig einen Bolzen nach dem anderen in die zuckende Dämonenmeute schoss, besann sich die Hexerin auf die Magie, die sie beherrschte. Sie versuchte, ihre Energien zu bündeln, und ihre Kräfte zu sammeln, um in dem bevorstehenden Kampf besser agieren zu können.
Nymion stemmte seine Hufe fest gegen den Boden und neigte den Kopf nach unten, während er die Dämonen am Himmel nicht aus den Augen ließ. Sein gewundenes Stirnhorn begann lila zu glimmen. Wirbelnder Sturm flammte um den Leib des schwarzen Einhorns herum auf, sodass seine seidige Mähne und sein Schweif unkontrolliert zu flattern begannen.
Auriel wirkte einen Zauber. Sie bewegte ihre Hände, um die Magie zu beschwören, murmelte die ersten Worte der Zauberformel. Jäh wurde sie unterbrochen.
„Geh in Deckung!“ Rhavîns Stimme traf sie wie ein Peitschenhieb, die Konzentration der Zauberin zerbarst wie Glas. Der Dunkelelf packte Auriel fest am Arm. Er zerrte sie dicht an den Stamm der Eiche heran, sodass sie beide unter den Ästen Schutz finden konnten.
Gerade noch rechtzeitig, wie Auriel Moment feststellen musste, als die Rachoriks am Himmel etliche kleine Geschosse aus der Höhe herabschleuderten.
„Wurfpfeile!“, vermutete Rhavîn. „Sie könnten vergiftet sein! Sei vorsichtig.“
Zischend schlugen die Geschosse in den Boden, prasselten auf das Laub der Eiche und zerborsten an ihrem knorrigen Stamm. Doch verletzten sie niemanden.
Auriel spürte Rhavîns festen Griff, fühlte sein Herz dicht neben dem ihren pochen und hörte, wie er atmete. Sie betrachtete sein Haar, sein hübsches Gesicht und war plötzlich wie verzaubert. Erst, als einer der Wurfpfeile dicht neben ihrem Fuß in den weichen Boden schlug, kehrten ihre Gedanken in die Gegenwart zurück.
Sobald die erste Salve abgeebbt war, entlud sich unter tosendem Wind ein donnernder Schlag aus Nymions Horn, das daraufhin vor lila Funken glühte und blitzte. Ein Sturm aus gleißenden Blitzen erhob sich und schlug krachend in die kreischende Dämonenhorde ein.
Sofort stürzten einige von ihnen tot oder betäubt auf den Boden hinab, während die meisten anderen panisch kreischend auseinander stoben, um sich gleich darauf wieder zu einer Einheit zusammenzurotten.
Rhavîn lud erneut seine Teydraga, verschoss zielsicher alle vier Bolzen und holte im nächsten Moment neue Geschosse aus seiner Bolzentasche.
Auriel hatte sich ebenfalls gefasst. Sie besann sich auf einen Zauber der schwarzen Künste, der sie resistenter gegen Angriffe aller Art werden ließ. Gleich darauf beschwor sie die Kraft des Windes, die ihre Bewegungen schneller und geschickter werden ließ, sodass sie flinker und gewandter agieren konnte.
„Rhavîn“, zischte die Hexerin. Sie berührte den Dunkelelf an der rechten Schulter. Im gleichen Moment durchzuckte es sie wie ein Blitz. Die Bilder ihres Traums, der vor wenigen Augenblicken durch den Angriff jäh unterbrochen worden war, kehrten schlagartig in ihr Gedächtnis zurück.
Wie auch in der Nacht zuvor sah die Hexerin im Schlaf Rhavîn vor sich und fühlte sich erneut wie gefangen und eingenommen von seiner Präsenz. Wieder zogen wunderschöne Landstriche an ihrem inneren Auge vorüber und abermals fühlte sie sich, als würden ihre Wege in einem schwerwiegenden Ereignis enden, ohne dass sie zu diesem Zeitpunkt erkennen konnte, worum es sich dabei handelte. Allerdings spürte sie tief in ihrem Inneren, dass es etwas Großes sein musste, das sie erwartete.
Schon wieder! , dachte sie wehmütig. Soll ich denn von nun an jede Nacht von Neuem von solch seltsamen Träumen heimgesucht werden? Gleichzeitig aber schlug ihr Herz vor Aufregung. Zu gern hätte sie erfahren, weshalb sie nun schon in der zweiten Nacht von Rhavîn träumte.
„Ja?“ Rhavîn warf einen schnellen Blick über die Schultern zurück. Er streifte Auriels verträumtes Gesicht, bevor er sich wieder den Rachoriks zuwandte und einen nach dem anderen erschoss.
Als er sich plötzlich
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