Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
Vom Netzwerk:
wie vor, Grímmaldur Hoffnung zu bereiten. Mit unglaubwürdigen Theorien traten sie noch am Morgen an ihn heran, bis die Heiler sie fortschickten.
    Ich aber lauschte ihren Worten, die sie vor der Tür des Jarls wechselten, und hörte, woraus sie Hoffnung schöpfen.
    Die Anbetung der Götter, Opfer und Rituale scheinen Bilder zutage gefördert zu haben, welche die Visionen unseres Gebieters unterstreichen, sie als zutreffend schildern. Doch zeigen sie noch etwas Anderes, etwas Heil bringendes.
    Die Ältesten sprachen von einem Mädchen. Von einer jungen Frau, die Hoffnung und Linderung zu bringen vermag. Wenn sie Dragelund rechtzeitig erreicht, die Situation erkennt und sofort sinnvoll handelt, kann sich das Schicksal unseres Herrn zum Guten wenden und sein Leben bewahrt werden.
    Ich bete jeden Tag zu den Göttern, auch in diesem Augenblick, da ich hier knie und schreibe. Das Buch wiegt so schwer in meinen Händen, dabei sollte ich es eigentlich niemals berühren. Sicherlich, ich bin ein Vertrauter Grímmaldurs, aber dennoch ...
    Dieses Buch beinhaltet die Schriften unserer ehrwürdigen Jarls und noch nie zuvor hat ein Mann, der nicht König war, seine Seiten berührt.
    Da ich allein bin, habe ich keine persönlichen Anweisungen des Jarls, ob der Dinge, die ich notieren soll.
    Daher wage ich festzuhalten, was auch immer ich für wichtig erachte. Ich hoffe, mein Herr vermag mir zu verzeihen, sollte er wider Erwarten genesen.
     
    Ich frage mich, welch eine Art von Bedrohung Grímmaldur bevorsteht. Das Alter ist es nicht – ich weiß, dass unser Herr gerade einmal fünfundvierzig Winter zählt. Er hat keine Wunde empfangen und auch keine gewöhnliche Krankheit hat ihn heimgesucht. Ich bin wirklich ratlos.
     
    Ach, ich bin so töricht. Nun beschmutze ich die Chronik des Geschlechts der Jarls mit meinen eigenen unnützen Gedanken. Ich fühle mich elend und zugleich so machtlos.
    Wie könnte ich ermessen, was unseren Herrn heimgesucht hat. Ich bin weder Heiler noch Priester. Ich sollte mich besser nur mit den Dingen beschäftigen, die mir anvertraut wurden. Dennoch steht mein Herz nicht still und treibt mir immer neue, unerträgliche Gedanken in meinen Kopf.
     
    Gleichwohl möchte ich noch einen Punkt notieren, der mich zutiefst beunruhigt. Sollte unser Jarl tatsächlich versterben, dann werden die Nordmarken lange Tage ohne Herrscher sein. Die Traditionen schreiben vor, dass erst einen Mond nach dem Ableben des Jarls ein neuer König ernannt werden darf. Einen ganzen Mond wird Dragelund ohne Jarl sein, einen ganzen Mond ohne Führer.
     
    Ich muss meine Aufzeichnungen für heute beenden. Die Ältesten haben mich zu Grímmaldur gerufen. Und natürlich folge ich gleich dem Ruf meines Herrn. In Hast schreibe ich meine letzten Gedanken nieder.
    Ich möchte zu gern wissen, was es mit dieser mysteriösen Frau auf sich hat, wer sie ist und was ihr Erscheinen in den göttlichen Visionen zu bedeuten hat.
    Und ich bete zu den Göttern, dass der Jarl den goldenen Herbst, den wir zurzeit erleben, in Bälde auch wieder genießen darf ...
     
    Gezeichnet: Skorvjen Wravson“

Achtes Kapitel: Weg nach Skogrigg
     
    Auriel hatte sich vorgenommen, in ihrer Nachtwache besonders aufmerksam zu sein. Durch den Schrecken, den der überraschende Kampf ihr eingejagt hatte, konnte sie ohnehin keine Ruhe finden und so patrouillierte sie unaufhörlich über die Lichtung.
    Rhavîn hatte sich unmittelbar neben der Quelle, die unterhalb der Eiche entsprang, in seinen Umhang gehüllt. Er schien tief zu schlafen. Auriel warf bei jeder Runde, die sie machte, verklärte Blicke auf den Dunkelelfen. Die junge Frau wünschte sich in seine Arme, bis sie sich daran erinnerte, dass er sie noch kürzlich hatte umbringen wollen.
    Sei es drum, dass er ein Dunkelelf ist , seufzte sie in Gedanken verzückt. Beinah lautlos ging sie an Nymion vorüber, der ebenfalls schlief.
    „Das ist im Grunde wunderbar“, flüsterte sie in die Stille der Nacht hinein und freute sich insgeheim wie ein junges Mädchen. Mit vorsichtigen Schritten stieg sie über die Leichen der Dämonen. Aufregung peitschte durch ihre Adern. „Ein Elf hätte es mir doch sicherlich niemals gestattet, schwarze Magie anzuwenden. Rhavîn wird nichts dagegen haben, denn Dunkelelfen praktizieren meines Wissens nach ebenfalls die dunklen Künste.“ Ich werde in seiner Begleitung keinerlei Probleme haben, meinen Göttern zu dienen und die dunkeln Meisterschaften zu verbessern.
     
    In den kommenden

Weitere Kostenlose Bücher