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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Stunden der Nacht geschah nichts Ungewöhnliches, sodass Auriel ihre Gefährten bei Sonnenaufgang weckte.
    Glitzernd lag silberner Tau auf den zartgrünen Grashalmen der Lichtung. Feine Nebelschwaden züngelten zwischen den saftigen Farnpflanzen hindurch, sodass dieser Ort von einer beinah sakralen Stimmung eingenommen wurde, die auf Auriel beruhigend wirkte.
    Die junge Hexerin war erfüllt von einem frohlockenden Gefühl, aufgrund der Tatsache, in Rhavîn anscheinend einen Verbündeten gefunden zu haben.
    Während Rhavîn nach dem Erwachen die noch brauchbaren Armbrustbolzen einsammelte, um anschließend im Wald auf die Jagd zu gehen, zog Auriel aus, um in der Nähe nach essbaren Pflanzen und Kräutern zu suchen.
    Zwischen den taunassen und von feinen Moosteppichen bewachsenen Stämmen uralter Bäume entdeckte sie auf einer grünenden Lichtung einen See. Sein silbriges Wasser reflektierte das Licht der Sonne wie von geschliffenen Diamanten und der kleine Bach, den ihn speiste, plätscherte sacht und leise klingend über moosbewachsene Findlinge.
    Auriel legte ihre Kleider am Ufer ab und stieg in das kristallklare Wasser, um sich zu waschen. Nach einem erfrischenden Bad begann sie, im herbstlichen Wald nach ungiftigen Pflanzen und Kräutern zu suchen, die sie für ein Gericht verwenden konnten.
    Schließlich kehrten sowohl sie als auch Rhavîn mit üppiger Ausbeute zurück und konnten gleich darauf ein leckeres Mahl aus Wurzeln, Pilzen und Waldbeeren zu sich nehmen. Das Reh, das Rhavîn erlegt hatte, rundete das Frühstück ab. Daneben hatte der vermeintliche Waldläufer eine Handvoll Maden und Käfer eingefangen, die er ebenfalls zu verzehren gedachte.
    Zwar mussten sie ein Feuer entzünden, um das gehäutete und zerteilte Reh zu garen, doch Rhavîn entschied, dass sein Auftrag diesen zeitlichen Aufschub durchaus duldete. Das kam Auriel gerade recht, da sie im Wald auf eine Vielzahl duftender Kräuter und Wurzeln gestoßen war. Während sie aus einigen der Pflanzen einen kräftigen Tee zubereitete, legte sie die übrigen zum Trocknen um die Flammen herum aus.
    „Du willst nicht wirklich diese Käfer essen, oder?“ Auriel rümpfte die Nase, als sie aus den Augenwinkeln sah, wie Rhavîn die Insekten nacheinander auf einen spitzen Zweig stach.
    „Natürlich.“ Zur Bekräftigung seiner Worte zerbiss der Sícyr´Glýnħ einen schwarz schimmernden Käfer, saugte die klebrige Flüssigkeit aus dem harten Chitinpanzer und wandte sich dann wieder seiner Tätigkeit zu.
    „Widerlich ...“ Auriel schauderte und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Kräuter.
    Nymion trat indes an die beiden heran und erklärte mit dunkler, besonnener Stimme: „Ich werde ausziehen und Kentaro zurückholen. Er weilt noch immer in der Umgebung, ich kann seine Angst bis hier hin spüren.“
    Rhavîn nickte seinem Gefährten schweigend zu, während Auriel dem Einhorn fasziniert hinterher blickte. Es kam ihr vor, als würde dieses kraftvolle Wesen immerwährend eine magische Aura ausstrahlen. Der Klang seiner Stimme beeindruckte sie noch genau wie in der ersten Stunde.
    „Ich hatte mich bereits gewundert, dass Kentaro in der Nacht nicht zurückgekehrt ist“, ließ sie verlauten und wandte sich wieder dem köstlichen Mahl zu. „Ich hatte mich bloß nicht getraut, in der Nacht die Lichtung zu verlassen, um ihn zu suchen. Ich hatte Sorge, dass weitere Dämonen angreifen könnten, während ich fortgewesen wäre.“
    Rhavîn nickte zur Antwort. Genüsslich biss er in das Fleischstück, das er neben seinem Insektenspieß in seinen Händen hielt. Dass es noch roh war und blutig, bereitete ihm besonderen Genuss. Aus den Augenwinkeln betrachtete er seine zierliche Gefährtin. Abermals wunderte er sich darüber, dass ihr Anblick ihm Wohlgefallen bereitete, gar gewisse Sehnsüchte nach körperlicher Nähe in ihm weckte.
    Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass eine Náiréagh meine Sinne berühren könnte, überlegte er, während er mit seinen scharfen Zähnen eine Sehne zerschlitzte. Ich hasse sie, weil sie ein Náiréagh ist, aber ich dulde sie, da sie mir als Hexerin der schwarzen Künste nützlich sein kann. Nur, ich ... ich fürchte fast, ich beginne sie zu mögen. Ihr zarter Leib, ihr langes, seidiges Haar ... sie ist wunderschön. Wie sich das Licht in ihrem filigranen Stirnreif widerspiegelt, und wie ihre Augen glänzen. Auriel sieht aus wie Tautropfen im Mondschein. Blut flammte in seine Wangen. Ich begehre sie, ich ... ich

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