Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
Außerdem waren ihre Hände mit scharfen Krallen bewehrt und ihre Mäuler mit spitzen Zähnen gespickt – natürliche Waffen, mit denen sie schmerzhafte Verletzungen reißen konnten.
Auriel verlor im ersten Ansturm der Dämonen fast die Orientierung, doch vermochte sie die meisten Angriffe abzuwehren. Zudem wurden die Wunden, die ihr zugefügt wurden, durch ihre schützenden Zauber verringert. Die Zauberin erkannte, dass die Rachoriks von dem magischen Licht, das von ihr ausging, geblendet und irritiert wurden, wodurch sie selbst einen Vorteil gewann. Seite an Seite mit Rhavîn duckte sie sich unter den kleinen Waffen der Dämonen hindurch, verletzte, entwaffnete und tötete die bestialischen Kreaturen.
Während nun auch Auriel von den flatternden Dämonen vollständig eingehüllt wurde und ebenso wie Rhavîn kaum mehr erkannte, wohin sie trat, unterstützte Nymion seine beiden Gefährten von außerhalb. Der Schwarm der Rachoriks, der sich auf das schwarze Einhorn stürzte, war klein und bereits geschwächt und so brauchte Nymion nicht viel Mühe, um sich der Angreifer zu entledigen.
Mit seinem gewundenen Horn konnte er kämpfen wie mit einer Klinge – ferner entwich dem Horn bei jedem Hieb finstere Magie, die das Opfer zusätzlich verwundete, wenn nicht gar tötete.
Sobald das erste Geschwader tot am Boden lag, widmete sich das Einhorn denjenigen Dämonen, die seinen Freund und Auriel in Atem hielten.
Gezielt und immer darauf bedacht, auch wirklich nur die Rachoriks zu verwunden, beschwor er mächtige Schadenszauber, entlud grelle Blitze aus seinem Horn und ließ gleißende Energiebälle in der Mitte der Dämonen explodieren.
So entstand inmitten des friedlichen Waldes ein Inferno zuckender Magie, sterbender Dämonen und gellender Schreie. Vögel stoben aus den nahen Bäumen auf und flogen kreischend davon und auch andere Tiere flüchteten in Anbetracht des tosenden Gefechts.
Der Kampf dauerte nicht lange, aber dennoch kam es Auriel wie eine Ewigkeit vor. Der Schwarm der Dämonen lichtete sich nur langsam und auch die beiden Gefährten mussten einige Verletzungen einstecken, während sie sich der zahlreichen Angreifer zu entledigen versuchten.
Doch schließlich starb auch der letzte Dämon unter Rhavîns Klingen. Auriel atmete erleichtert auf.
„Das war wirklich hart“, seufzte sie und tastete nach einer blutenden Schnittverletzung an ihrem linken Arm. „Ich dachte zwischenzeitlich, wir würden es nicht schaffen.“
Rhavîn antwortete nicht. Der Dunkelelf lief über die Lichtung hinweg. Er durchsuchte jeden Winkel nach weiteren Angreifern. Schließlich musterte er argwöhnisch die Kronen der umstehenden Bäume, bevor er zu Auriel und Nymion zurückkehrte.
„Die Rachoriks sind nicht zufällig hier aufgetaucht, so viel steht fest!“, grollte der Dunkelelf. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wieso?“ Auriel verstand nicht. Müde ließ sie sich abseits der toten Dämonen in das Gras sinken. Weiterhin presste sie ihre Hand auf die schmerzende Verletzung.
„Ich ... nun ja ...“ Rhavîn stockte, er warf einen Hilfe suchenden Blick auf Nymion. Das Einhorn allerdings war damit beschäftigt, mit den Zähnen einige Wurfpfeile aus seinem Leib zu ziehen. „Auriel, ich muss dir etwas sagen.“ Rhavîn trat an die Zauberin heran, blickte sie ernsthaft an.
„Was?“ Die Hexerin musterte ihren Gefährten. Verunsichert und ein wenig nervös lauschte sie auf seine nachfolgenden Worte.
„Das Gebiet, das wir durchwandern, ist das Land der Náiréagh.“ Rhavîn machte eine hilflose Geste. „Es sind die Nordmarken, das Land des Jarls Grímmaldur dem Schwarzen.“
„Ja.“
„Der Jarl herrscht allerdings nur offensichtlich über das Land. In den Bergen des Kridtkar-Gebirges lebt der mächtigste Finstermagier Bønfjatgars. Er nennt sich N’thaldur. Zwar heißt es, dass er von Grímmaldur lediglich in den Nordmarken geduldet wird, doch eigentlich ist der Magier der ungekrönte Herrscher dieses Reiches. Von seiner Gunst und seinen Launen hängt das Wohl des Landes ab. Zudem unterstützt er die Krieger des Jarls gegen feindliche Angriffe an den Grenzen der Nordmarken. Doch eigentlich strebt er nach uneingeschränkter Macht über die Nordmarken und andere Regionen des Landes“, erklärte der Dunkelelf. „Im Süden der Nordmarken liegt das Reich Cethel-Thán-Dûr, das Reich der Sícyr´Glýnħ. Sie streben, ebenso wie N’thaldur, nach der Vorherrschaft über die Nordmarken. Sie leben in stetiger
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