Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
Konkurrenz und ewigem Kampf mit dem Zauberer. Das war schon immer so, seit N’thaldur aufgetaucht ist“, fügte er hinzu. „Wobei er nie verstanden hat, dass sich das Volk der Dunkelelfen kaum für ihn interessiert. Für die Sícyr´Glýnħ ist N’thaldur nicht mehr als ein Name. Für ihn allerdings sind sie von großer Bedeutung, seine ärgsten Widersacher.“
„Was hat das denn mit den Rachoriks zu tun?“ Auriel wunderte sich. Sie kannte N’thaldurs Namen, wusste, dass er der mächtigste Zauberer des gesamten Landes war. Sie kannte viele Zauberer, die bewundernd zu dem untoten Magier aufblickten, und zählte sich selbst dazu.
„Rachoriks müssen beschworen werden, Auriel. Sie existieren nicht von selbst auf Thargannion, man muss sie aus den Unterwelten zu sich rufen, damit sie hierher kommen. Ein Zauberer wird sie beschworen und dann zu uns geschickt haben“, erläuterte Rhavîn langsam.
„Und du glaubst, dass die Dunkelelfen ...?“ Auriel unterbrach ihre Frage, als Rhavîn seine Hand hob, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Nicht die Sícyr´Glýnħ“, lautete die bestimmte Antwort.
„Wieso bist du dir da so sicher?“
„Nun, Auriel ...“ Der Meuchelmörder wandte sich von der jungen Frau ab. Seufzend richtete er den Blick zum Himmel. „Ich bin nicht der, für den du mich hältst.“ Langsam drehte er sich wieder um und erklärte mit blitzenden Augen: „Ich bin ein Dunkelelf, so wahr ich hier stehe.“ Als er Auriels misstrauischen Blick bemerkte, fügte er bestimmt hinzu: „Ich schwöre es dir, Auriel, es ist keine Lüge. Ein Sícyr´Glýnħ, wie wir selbst uns nennen, ein Dunkelelf in der Sprache der Menschen. Ich bin Rhavîn Khervas, der Günstling des Fürsten Lhagaîlan daé Yazyðor. Ich stamme aus Cethel-Thán-Dûr, dem Reich der Dunkelelfen, das im Süden an die Nordmarken angrenzt. Genauer gesagt aus Crâdègh nyr Vilothyl, der Festung unseres Fürsten und meine Heimat – bereits seit sehr vielen Jahren.“
Dass ich ein Ni´kyrtaz bin, sollte ich ihr vorerst verschweigen. Denn auch wenn Auriel nun weiß, dass ich ein Dunkelelf bin, kann es nicht schaden, wenn sie mich für einen harmlosen Waldläufer hält. Und auch von meinen magischen Fähigkeiten werde ich ihr nicht berichten ... Ich glaube nicht, dass sie bemerkt hat, dass ich sie vorhin eingesetzt habe.
„Ein Dunkelelf?“ Auriel stotterte vor Überraschung. „Daher also bist du nicht so wie die Elfen, von denen ich bisher gehört habe.“
Rhavîn nickte.
„Und daher weiß ich auch, dass die Sícyr´Glýnħ, mein Volk, nicht die Rachoriks auf uns gehetzt haben.“
„Aber N’thaldur kann es auch nicht gewesen sein“, ereiferte sich die junge Zauberin. „Der Zirkel unter den verwobenen Grauen hat N’thaldur immer als ehrenwerten Zauberer geachtet. Außerdem – was haben wir ihm getan? Er wird nicht einmal wissen, dass wir hier sind!“ Auriel runzelte die Stirn. „Weshalb sollte er sich für uns interessieren und uns von Dämonen angreifen lassen?“
„Ich weiß es nicht.“ Glühende Hitze stieg in Rhavîns Gesicht, färbte seine Wangen rot. Er wandte sich schweigend ab, die Antwort auf Auriels Frage geisterte durch seinen Kopf.
Chroniken des Jarls der Nordmarken: Willenlos
„Wir schreiben den neunten Tag des Rabenmondes im Jahr 376 n.B. Mein Name ist Skorvjen Wravson. Ich führe die Chroniken meines Herrn in seinem Auftrag fort.
Unser Jarl, Grímmaldur der Schwarze, leidet unter unerträglichen Qualen. Seine Sinne trügen ihn heute so sehr, dass er es nicht mehr vermag, selbst Einträge in diese Schrift zu tätigen. Noch lange ist nicht die letzte Seite dieses Buches erreicht und dennoch befürchte ich, dass bald die letzten Zeilen geschrieben sind und wir das Zeugnis unseres Herrn werden abschließen müssen.
Heute bei Sonnenaufgang lag unser Jarl in heftigem Fieber, erneut gepeinigt von den Träumen, die ihn jede Nacht heimsuchen. Die Heiler befanden, dass er heute sein Bett nicht verlassen und sich schonen solle. Zu diesem Zweck gaben sie ihm Säfte aus Kräutern und Pflanzen, die sein Gemüt zähmen und ihm die Gedanken beruhigen sollten, denn schon seit Tagen konnte mein Herr keine Stunde mehr am Stück Ruhe finden.
Ich dagegen erhielt den Auftrag, zu notieren, was auch immer geschehen wird und jede Neuigkeit festzuhalten, wie es der Jarl zuvor tat.
Ich vermute, dass mein Herr den nächsten Vollmond nicht mehr erleben wird. Aber einige der Weisen aus unserem Ältestenrat versuchen nach
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