Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
...“, begann Rhavîn. Sein Blick spiegelte den Zwiespalt, der in ihm tobte. Der Dunkelelf erinnerte sich gut an die Abmachung, die er vorhin im Wald mit seinem besten Freund getroffen hatte. Er wusste, dass er fest entschlossen gewesen war, Auriel von dannen zu jagen. Die Liebe, die er bei den Gefangenen seines Vaters kennengelernt hatte, hatte vor vielen Jahren das Verhältnis zu seinem Vater zerstört, als er die gleiche Zuneigung für sich erbeten hatte. Dieser Fehltritt hatte Rhavîn ein Leben fern der Heimat beschert. Verstoßen von seinem Vater als Eigentum des Fürsten von Crâdègh nyr Vilothyl. Einzig der Schwur, den er seinem Vater gegenüber geleistet hatte, war für Rhavîn eine Möglichkeit gewesen, ihm seine Loyalität zu beweisen. Der Meuchelmörder wusste, dass er versagt hatte, und sich entschlossen, Nymions Rat zu folgen, um das drohende Unheil im letzten Moment abzuwenden.
Doch als er nach seiner Rückkehr in Auriels liebreizendes Gesicht geblickt und ihre vertraute Stimme gehört hatte, war ihm klar geworden, dass er in seinem tiefsten Innern aus sich heraus Liebe empfinden konnte. Er wusste, dass er Auriel nicht ziehen lassen wollte, hatte erkannt, dass seine Empfindungen nicht allein Schwäche und menschliche Gefühle waren. Er war nun bereit, sich gegen den Willen seines einzigen Freundes zu stellen und seiner eigenen Wege zu gehen – wenn es sein musste auch allein. Rhavîn war fest entschlossen, an Auriels Seite zu bleiben.
„Warte!“ Seine Stimme klang fest, die Haltung des Sícyr´Glýnħ zeigte Härte und Entschlossenheit. „Nymion, du bist mein einziger Freund und verfügst über mehr Erfahrung mein Vater und ich gemeinsam. Ich habe deinen Rat immer sehr geschätzt und auch immer umgesetzt, doch in dieser Angelegenheit muss ich mich dir widersetzen.“ Rhavîn streckte die rechte Hand aus. Er bedeutete Auriel, zu ihm herüberzulaufen. Die Hexerin tat, wie ihr geheißen und glitt an Nymion vorbei, bevor das Einhorn sie aufhalten konnte. Glücklich ergriff sie die Hand des Dunkelelfen und drückte sich so nah wie möglich an ihn, aus Angst vor der Rache des Einhorns.
„Rhavîn, mein Freund.“ Nymions Stimme war sanft, ein Lächeln schien über sein Gesicht zu gleiten. „Es geht hier nicht darum, sich zu widersetzen. Ich kann dir keine Befehle geben, du kannst dich mir also nicht widersetzen. Es geht einzig darum, dich zu schützen. Ich möchte dich vor einem grausamen Schicksal bewahren, davor, vollends zu versagen. Ich versuche, dein Leben, das du gerade mit voller Absicht in Scherben trittst, so zu bewahren, wie du es kennst. Auriel verblendet deinen Blick, sieh das doch ein!“
„Nein, Nymion!“ Rhavîn schrie seinen Freund an. Eine Mischung aus Schmerz und Zorn lag in seinem Tonfall. „Verflucht! Nein!“ Er hielt die Hexerin fest im Arm. Mit der linken Hand zog Rhavîn eines seiner beiden Schwerter aus der Scheide. „Entweder respektierst du meine Entscheidung oder ich werde meinen Auftrag allein vollenden. Ich weiß, dass ich es auch ohne dich schaffen kann. Ich werde Lhagaîlan daé Yazyðor nicht enttäuschen. Ich bin sein treuester Vertrauter, sein untergebenster Diener. Ich befolge seine Befehle, das habe ich immer getan! Auch meine Liebe zu Auriel wird nichts daran ändern. Sie ist inzwischen stark genug, um sie offen zu zeigen. Nicht einmal du wirst mich davon abhalten können, sie zu leben. Schimpfe mich einen Schwächling, nenn mich einen Menschenfreund oder verachte mich, Nymion, doch es wird nichts ändern.“
Ich habe immer getan, was ich selbst für richtig hielt und trotz meines Schwures habe ich die Liebe zu meinem Vater nie vergessen. Ich bin anders als andere Sícyr´Glýnħ und stolz darauf. Hat nicht Fürst Lhagaîlan daé Yazyðor selbst gesagt, dass er das Außergewöhnliche an mir schätzt? Ich kann mich nicht wandeln, wenn ich mich dadurch aufgeben muss. Ich bin Rhavîn Khervas. Und auch wenn Liebe und Wärme etliche Jahre in mir eingeschlossen waren, so sind sie auch heute noch ein Teil von mir.
„Ist das dein letztes Wort?“ Nymions Blick wurde finsterer.
„Allerdings.“ Rhavîn war entschlossen. Das Schwert zu Boden gesenkt blickte er das Einhorn verwegen an. Er erklärte mit ernster Stimme: „Du wirst ewig mein einziger Freund bleiben Nymion, gleich, welche Entscheidung du fällst. Ich respektiere und verstehe deine Einstellung, denn meine glich der deinen bis vor wenigen Stunden noch. Doch ich kann nichts anderes tun, als dich zu
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