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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Körper. Makrantor nahm den eisernen Helm vom Kopf und ließ ihn scheppernd zu Boden fallen. „Ich stehe vor Euch in meiner ganzen Reue. Sagt mir, wie ich meine Schuld begleichen kann und ich werde es tun.“ Die Adern am Hals des Schattenzwerges waren angeschwollen – deutlich sah man das heftige Pochen des Blutes in ihnen. „Ich schwöre Euch, dass ich Euch nichts Schlechtes wollte!“
    „Nein?“, zischte N’thaldur. Seine regungslose Miene stach wie ein Dolch in Makrantors Herz.
    „Wirklich!“, beteuerte der Priester. Mit ausgebreiteten Armen ließ er sich auf die Knie fallen. Inzwischen rannen dem raubeinigen Mann Tränen der Verzweiflung in den Bart. Zitternd kniete er auf dem kalten, steinernen Boden, während um ihn herum die mächtigen Energieströme pulsierten.
    N’thaldur schritt an seinen Untergebenen heran. So nahe, dass die Spitzen seiner Stiefel Makrantors Knie berührten. Dort angekommen blickte er argwöhnisch auf den Kopf des Priesters hinab. Er ließ einige Zeit verstreichen. Momente des stillen Ausharrens für den Zwerg, Augenblicke der Befriedigung für N’thaldur.
    Dann bückte sich der Finstermagier, um mit seinen langen, dünnen Fingern das Kinn des Zwerges in die Höhe zu heben, bis dieser ihn geradewegs ansehen musste.
    Der Zauberer schwieg. Er hielt inne, wie erstarrt. Seine Züge zeigten Eiseskälte, in seinen Augen spiegelten sich Makrantors Ängste. Unbeugsam und mit Grausamkeit im Blick starrte er dem Zwerg in die Augen. Er wollte den Priester verunsichern, erreichen, dass er psychisch zusammenbrach und den drohenden Gebärden seines Oberhauptes erlag. N’thaldur liebte die Genugtuung, die ihm das Gefühl der absoluten Überlegenheit verschaffte. Sein Blick glitt für einen kurzen Moment zu seinem Thron zurück. Hinter der Rückenlehne prangte ein mächtiges, zweiblättriges Schlachtbeil.
    „Ich habe nichts Unrechtes getan ...“, schluchzte Makrantor leise. Er versuchte, N’thaldurs Blick auszuweichen. Doch der Finstermagier hielt das Kinn des Mannes fest im Griff. Der Schattenzwerg spürte, wie seine Hose nass wurde; ein Schaudern jagte über seinen Körper.
    Abermals verging eine lange Zeit des Schweigens, während der sogar die kalten, schwarzen Mauern vor Anspannung die Luft anzuhalten schienen. N’thaldur starrte mit finsterem Blick auf Makrantor hinab, der Zwerg kniete schweigend und Furcht erfüllt schwankend am Boden.
    „Ich tue alles für Euch“, wisperte er. Grauen sprach ihm aus den Augen, Speichel floss in seinen Bart. Todesangst zeichnete Blässe auf Makrantors narbiges Gesicht.
    „Ich glaube dir, Makrantor ...“ N’thaldur lächelte gutmütig. Er ließ den Kopf des Mannes wieder sinken.
    Der Pferdeschwanz des Schattenzwerges hatte sich durch N’thaldurs grobe Behandlung gelöst. Die dunklen Haare fielen dem kurzbeinigen Mann nun locker auf die Schultern.
    Schwer atmend, dicke Schweißperlen auf Stirn und Schläfen, hockte Makrantor am Boden. Er warf einen bangen Blick auf N’thaldur. Er regte sich nicht. Lediglich seine Lippen bebten, sein Oberkörper zitterte vor Furcht und Anspannung.
    Nach einem weiteren geringschätzigen Blick wandte sich N’thaldur von Makrantor ab und tat einen Schritt in Richtung seines schwarzen Throns.
    Es schien, als sei die Angelegenheit geklärt. N’thaldur hatte Makrantor bewiesen, dass er der Herr in dieser Festung war. Er hatte seinen Untergebenen gedemütigt und deutlich gezeigt, an welcher Stelle der Rangordnung sich Makrantor befand. Eigentlich erwartete der Zwergenpriester, dass sein Herr ihm seine Unachtsamkeit verzeihen und ihn ziehen lassen würde.
    N’thaldur indes langte mit beiden Händen über die Rückenlehne des Throns hinweg, ergriff den breiten Stiel des doppelblättrigen Schlachtbeils und zog die Waffe aus den Halterungen. Mit der gleichen Bewegung wirbelte der Finstermagier herum. Die Waffe in seinen Händen sirrte durch die Luft und durchschlug Makrantors Hals wie Butter.
    Die Magieströme im Inneren des Turms hielten inne und verharrten regungslos an der Stelle, an der sie gerade waren. Augenblicke später prallte Makrantors Kopf in der Dunkelheit des Turms auf. Auf N’thaldurs Lippen malte sich ein Lächeln.
    Daraufhin erklang ein bitterlich gellender Aufschrei, der aus der Kehle einer jungen Frau zu stammen schien. Er entstand, als die magischen Ströme ihr rastloses Irren durch die Gänge und Etagen des Turms wieder aufnahmen.
    Makrantors sterbender Körper fiel in sich zusammen und schlug in

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