Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
verschwinden. Die Knoten der Schnüre auf ihrer Brust zerfielen scheinbar, ohne berührt worden zu sein. Auriel drückte sich fest an Rhavîn und umarmte ihn, als wollte sie ihn niemals wieder loslassen. Seufzend genoss sie die Berührungen seiner kühlen Hände, wand sich in seiner sinnlichen Umarmung.
Schließlich kniete sie sich über ihn, während sich der Dunkelelf rückwärts auf den Boden sinken ließ. Mit flinken Fingern öffnete die Zauberin sein nachtblaues Hemd und schlug es zurück, sodass sie die glatte, helle Haut des Sícyr´Glýnħ entblößte. Auriel bedeckte Rhavîns von verschlungenen Tätowierungen verzierten Oberkörper mit vielen, zarten Küssen und ließ sich gleichzeitig von seinen Berührungen verwöhnen.
Beide verloren jegliches Zeitgefühl, während sie sich umarmten und küssten. Als sie sich schließlich voll inniger Zuneigung liebten, war Auriel erfüllt von einer bisher nicht gekannten Glückseligkeit.
Ich liebe ihn so sehr , schwärmte sie in Gedanken. Ich bin so glücklich, dass er bei mir geblieben ist. Aus Liebe, nicht aus Verantwortungsgefühl oder Pflicht. Es ist so wundervoll mit ihm, so einzigartig ...
„Es ist wieder da“, wisperte Auriel, als sie schließlich dicht an Rhavîn gekuschelt im Gras lag. Behutsam legte sie beide Hände auf ihren Bauch. „Dieses Gefühl in meinem Bauch. Es ist so warm, wenn du bei mir bist, aber es würde schreien, wäre ich ohne dich.“
Rhavîn antwortete nicht. Er strich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht der Hexerin. Behutsam legte er dann sein Hemd über ihren Körper.
„Ist es denn so schlimm, Liebe zu empfinden, Rhavîn?“, fragte Auriel traurig. „Ich bin nun einmal ein Mensch, da wird es mir wohl vergönnt sein, menschliche Gefühle zu haben.“
„Ich wünsche dir, dass du deine Gefühle für immer behalten kannst, Auriel“, gab der Dunkelelf zurück. Er richtete sich auf und griff nach einer Hasenkeule. Auriel lehnte ab, als er ihr von dem Fleisch anbot. Rhavîn aß daher selbst davon, obwohl er die gerösteten Käfer vorgezogen hätte.
„Einerseits fühle ich mich so wohl damit“, fuhr die junge Frau grübelnd fort, „aber andererseits sagt mir ein Gefühl in meinem Herzen, dass ich etwas Falsches tue. Ich sollte herzlos sein, grausam und meinen Göttern dienen. Und dich sollte ich allenfalls als Gefährten wählen, niemals aber als Freund oder gar als Geliebten.“
„Ich weiß, wie du fühlst, mir ergeht es ähnlich. Auch ich verspüre ein Gefühl, das ich nie gekannt habe. Eine Empfindung, die es in meinem Herzen nicht geben dürfte, Auriel. Du hast mich verändert, auch wenn wir uns erst wenige Tage kennen.“ Verbitterung glitzerte in Rhavîns Augen. „Ich hasse mich dafür.“ Ein Stich bohrte sich in sein Herz, der Dunkelelf presste die Zähne aufeinander.
„Bitte, hasse dich nicht.“ Zärtlich strich Auriel über die schwarzen Linien in Rhavîns Gesicht.
„Hass ist vielleicht ein Anfang, aber nicht der richtige Weg.“ Rhavîns Worte klangen wie auswendig gelernt. „Erst wenn Gleichgültigkeit und Gefühlskälte dein Herz ergriffen haben, bist du dabei, den richtigen Weg zu finden.“ Der Dunkelelf setzte sich auf. Die Worte seines Fürsten, die dieser ihm vor Jahrhunderten gelehrt hatte, hallten durch seinen Kopf.
Auriel schwieg. Gänsehaut überzog ihren Körper. Sie befürchtete, Rhavîn in diesem Moment wieder zu verlieren, doch sie wagte nicht, etwas zu sagen.
Rhavîn indes stand auf, kleidete sich in Hose und Stiefel. Er öffnete die Tasche, die er bei sich trug, und holte einige Dinge hervor. Der Dunkelelf breitete silbernes Besteck, eine flache Schale und mehrere kleine Phiolen vor sich aus.
Auriel beobachtete interessiert, was der Meuchelmörder tat. Genüsslich biss sie in ein Stück Hasenfleisch.
Rhavîn öffnete nacheinander die Fläschchen und füllte abgezählte Tropfen in die silberne Schale. Er arbeite konzentriert und flink. Dann vermischte er die öligen Flüssigkeiten mit einem Löffel. Die verschiedenen Farben verschmolzen zu einer dickflüssigen, blauen Tinktur. Schließlich öffnete er eine Dose, aus der er ein wenig Harz hervorholte.
„Was tust du da?“ Auriel legte die Stirn in Falten.
Rhavîn zerrieb das Harz zwischen seinen Fingern, teilte es in kleine Stücke. Er streute sie in die Schale und stellte diese dann nah an das Feuer heran.
„Ich mische Gift“, lautete die knappe Antwort. Rhavîn ließ sich nicht ablenken. Aufmerksam beobachtete er, wie das Harz
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