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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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um ihren Kopf und auf dem Polster. Eine Hand lag unter ihrer Wange, die andere neben ihr. Ruhig ging ihr Atem, und es rührte ihn, wie jung sie aussah. Jung, wie das Mädchen, das er vor neun Jahren geheiratet hatte. Doch die Decke war ein wenig verrutscht und entblößte einen sanft gerundeten Busen, dessen Spitze sich dunkel von der hellen Haut abhob. Ein zarter Hauch von Rosenduft umgab sie, und er erinnerte sich mit Wehmut daran, wie sehr sie es liebte, sich mit wohlriechendem Öl zu parfümieren.
    Er stand regungslos vor ihrem Bett und kämpfte verzweifelt gegen das Verlangen an, sie zu wecken und ihr zu sagen, ihr Haaropfer sei unnötig gewesen. Er kämpfte auch gegen das Verlangen an, niederzuknien und sie um Verzeihung zu bitten für das Leid, das er ihr durch sein vermeintliches Ableben zugefügt hatte. Er kämpfte unsagbar hart gegen das Verlangen, sie in die Arme zu schließen, ihre zärtlich geschwungenen Lippen zu küssen, die weiche Rundung ihres Busens zu berühren und seine Hände über ihre seidige Haut gleiten zu lassen. Er kämpfte fast vergebens, bis er bemerkte, wie hell es im Raum wurde. So fuhr er ihr nur ganz leicht mit der Rückseite des Zeigefingers über die Wange.
    Im nächsten Augenblick war er auch schon aus dem Zimmer verschwunden.
    Nur ein Kränzchen aus vertrockneten Veilchen, das aus seiner Tunika gefallen war, raschelte leise über die Treppenstufen, als sich die Tür schloss.

23. Kapitel
    Träumereien
    Sag also, Deuter nächtlicher Gesichte,
wer immer du sein magst:
welche Botschaft bringen mir diese Traumbilder,
sofern etwas Wahres daran ist?
    OVID, AMORES
     
    Rufina träumte einen schönen Traum. Von einem kühlen Wind, der ihr durch die Haare strich, von blühenden Apfelbäumen und einer Sonne, die sich strahlend über den östlichen Hügeln erhob. Sie stand am Ufer des Rheines, der sich gemächlich durch das Tal wand und sich im glühenden Licht des Morgens zu einem Strom aus fließendem Gold verwandelte. Sie war nicht allein, und das war das Beglückendste in ihrem Traum. Maurus stand neben ihr und erfreute sich mit ihr an der Süße des beginnenden Tages.
    »Füchschen!«, flüsterte er in ihr Haar und streichelte zart ihre Wange.
    Ein leises Scharren weckte sie aus diesem Traum auf, und verwirrt starrte sie auf die Tür, von der das Geräusch gekommen zu sein schien. Dann seufzte sie und ließ sich zurück auf das Polster sinken. Es war nur ein Traum, doch als sie die Augen schloss, hoffte sie, ihn weiterzuträumen.
    Es gelang ihr nicht.
     
    »Du bist aber heute früh auf den Beinen!«, stellte Crassus fest.
    »Ich konnte nicht mehr schlafen.« Rufina nahm das Tuch von den feuchten Haaren. Sie hatte schon eine Runde durch die Therme gemacht und dabei die Annehmlichkeiten der warmen und kalten Bäder genutzt. Dann hatte sie ihr morgendliches Mahl zu sich genommen und wollte sich anschließend um die Monatsabrechnung kümmern. Wie üblich würden heute auch der Pachteintreiber und der Ädil erscheinen, und auf deren Besuch freute sie sich nicht gerade.
    »Du hast den Gladiator eingestellt!«, bemerkte Crassus und bediente sich wieder einmal reichlich am Honigtopf. »Kannst du dir das leisten?«
    »Ich kann.«
    »Der Lampronius hat gut gezahlt, was?«
    »Er hat die verlangte Miete gezahlt und für die Schäden, die seine Gäste angerichtet haben.«
    »Er ist großzügig, Rufina. Und dir zugetan. Ich habe ihn gestern noch auf dem Forum getroffen. Ich habe ihm erzählt, wie sehr du dich einem alten Mann wie mir annimmst.«
    »Lügner.«
    »Nein, habe ich wirklich!«
    »Crassus, ich nehme mich deiner nicht an, ich füttere dich durch.«
    »Schadet doch nicht, ein bisschen zu übertreiben. Er wird bald Decurio, Rufina. Seine Gattin wird zu den führenden Frauen in der Colonia gehören.«
    »Crassus, das Thema ist durch!«
    »Ist es der Baumeister? Dieser Lucillius Silvian, der dich zurückgebracht hat? Der ist ein armer Hund, wird von der Regierung bezahlt.«
    »Crassus, ich bin mit dem, was dein Sohn mir an Geld gegeben hat, immer ganz gut ausgekommen. Ich brauche keine Villa auf dem Land und keinen protzigen Goldschmuck. Zumindest ist Silvian ein anständiger Mann. Er würde sicher gut für mich und meine Kinder sorgen. Aber auch da treffe ich meine Entscheidung alleine.«
    »Ich reise nächsten Monat nach Ostia zurück, muss mich wieder um meine Geschäfte kümmern. Komm mit, Rufina. Du hast bei mir auch immer ein Heim.«
    »Danke, Crassus. Aber ich möchte hier

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