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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bleiben.«
    »Alleine, ohne männlichen Schutz?«
    »Hatte ich bisher einen?«
    »Juno Monetas, was bist du verbittert! Ich dachte, du hieltest so viel von Maurus.«
    »Hatte ich von Maurus gesprochen, Schwiegervater?«
    Sie ließ ihn bei seinem süßen Brei sitzen und suchte ihren Arbeitsraum auf. Auf den Wachstäfelchen stellte sie ihre Einnahmen und Ausgaben gegenüber, rechnete mit Befriedigung den kleinen Überschuss aus, den sie erwirtschaftet hatte, und zählte dann das Geld für Pacht und Löhne ab. Da sich der Hosidius im vergangenen Monat über die kleinen Münzen beschwert hatte, wechselte sie die Sesterzen und Denare um und legte für ihn zwei Aurei bereit. Nicht die schönsten, sondern die, die so abgegriffen aussahen. Der Ädil würde diesmal hoffentlich nichts zu bemängeln finden, Burrus hatte noch am vergangenen Abend die notwendigen Reparaturen durchgeführt, die Risse und der abbröckelnde Putz waren beseitigt und frische Farbe aufgetragen.
    Die kleine Katze, die sie als Silvestra erkannte, schlich sich lautlos ein und strich ihr schnurrend um die Beine. Sie hatte irgendeine kleine Beute gemacht, die sie mit stolz aufgerichtetem Schwanz zu präsentieren wünschte. Rufina tat ihr den Gefallen und bewunderte sie. Dann aber entdeckte sie, was es war - ein vertrockneter, ziemlich ramponierter Veilchenkranz. Mit spitzen Fingern entzog sie ihn dem Kätzchen und erhielt zur Strafe einen kleinen Kratzer. Während sie an der blutigen Stelle saugte, überschlugen sich ihre Gedanken. Sie erkannte darin die Opfergabe, die sie zu Lemuria auf Maurus’ Grab gelegt hatte, denn die Blumen waren mit einem feinen Seidenbändchen zusammengebunden. Wie kamen sie ins Haus? Hatte sie am Vortag aus Versehen den Kranz mitgenommen? War er vielleicht an ihrer Palla hängen geblieben?
    Dann kam die Erinnerung an den Traum, den feinen Luftzug, das leise Scharren der Zimmertür.
    »Maurus!«, flüsterte sie, und wider alle Vernunft keimte eine kleine Hoffnung auf. »Maurus!«
    Sehr sorgfältig legte sie das Kränzchen auf den Tisch. An seinen Tod durch die Wölfe konnte sie schon lange nicht mehr glauben, an seine Ermordung wollte sie nicht denken. An die Möglichkeit, er könne doch noch am Leben sein und sich aus einem unerfindlichen Grund versteckt halten, hatte sie bisher nicht gewagt zu glauben. Aber jetzt...?
    Wenn er lebte, wenn er in dieser Nacht bei ihr gewesen war, dann würde er auch wiederkommen. Wenn er konnte. Lange saß sie in Gedanken versunken da, bis ein Zerren, Rascheln und Maunzen ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
    »Frechdachs«, schimpfte sie gutmütig und musste lachen, denn das neugierige Kätzchen war in die offene Truhe gesprungen, um den Inhalt sorgfältig zu beschnüffeln. Sie verschloss die Geldkassette und wollte sie in die Truhe zurückstellen, als sie sah, wie Silvestra mit einem Stück Stoff kämpfte. Klirrend fiel der Schmuck heraus, den sie darin eingewickelt hatte. Es war die Kette, die Lampronius Meles ihr aufgedrängt hatte. Sie holte sie hervor und betrachtete sie noch einmal mit großem Missvergnügen. Dabei war es eigentlich ein exquisit gefertigtes Stück. Sie folgte den kurvigen Umrissen der verschlungenen Ornamente aus Goldblech, deren Ränder mit feinsten Linien und Punkten begrenzt waren. Der Schmuck war so ganz anders gearbeitet als das fein gewebte Band aus dünnen Goldfäden, das Maurus ihr geschenkt hatte, doch nicht weniger schön. Wahrscheinlich auch von erheblich höherem Wert, denn es lag weit schwerer in ihrer Hand. Warum hatte ihr Lampronius nur ein so kostbares Geschenk gemacht? Und vor allem - was sollte sie nun damit tun? Zurückgeben konnte sie es ihm nicht mehr. Sie hatte ihn schon einmal beleidigt, eine solche Handlung würde er wie einen Schlag ins Gesicht empfinden. Es zu tragen wäre vollkommen unmöglich, es würde ihm ihre Bereitschaft signalisieren, seiner Werbung stattgeben zu wollen. Es ungenutzt in der Truhe liegen zu lassen, bedeutete, gutes Gold zu verschwenden. Es hieß auch, ein gutes Stück Goldschmiedearbeit, ein kleines Kunstwerk, versteckt zu halten.
    Sie hielt die Kette noch einmal hoch und ließ das Licht auf dem Gold schimmern.
    »Dorovitrix!«, sagte sie halblaut. »Vielleicht stammt das Halsband sogar von ihm.« Sie erinnerte sich zwar nicht daran, bei dem Gallier derartigen Schmuck in seiner Auslage gesehen zu haben, aber so viele gallische Goldschmiede gab es nicht in der Stadt. Wenn es wirklich aus seiner Werkstatt stammte, würde er es

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