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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ein Held ist, wird seiner Ernennung wohl nichts im Wege stehen. Rufina, ich weiß, ich bin in vielen Dingen des Alltagslebens sehr dumm. Aber wieso gibt sich ein römischer Senator mit einem Stadtratsposten in der Provinz zufrieden?«
    »Weil er vielleicht kein Senator mehr war, als er herkam. Oder er kam her, weil er kein Senator mehr war. Immerhin braucht er dafür ein Vermögen von einer Million Sesterzen.«
    »So, wie er sich aufführt, schwimmt er aber doch in Geld. Oder täusche ich mich?«
    »Du täuschst dich nicht. Er ist als großzügig bekannt und führt ein aufwändiges Leben. Übrigens, dieser Tremerus gehört zu seinem Klientel, hat Burrus herausgefunden. Wir können wohl annehmen, die Entführung beruhte auf Lampronius Meles’ Initiative.«
    »Der jetzt als Held der Stadt dasteht und auf jeden Fall ins Decurium aufgenommen werden wird.« Fulcinia starrte Rufina empört an. »Das ist ja kriminell!«
    »Richtig. Ich frage mich nur, warum er das nötig hat.«
    »Wenn das wirklich stimmt - ich kann es eigentlich kaum glauben -, dann sollte Maenius Claudus es wissen.«
    »Richtig. Ich werde ihn noch einmal aufsuchen müssen. Begleitest du mich? Er war gestern sehr unhöflich zu mir.«
    »Das wird er sich in meiner Gegenwart nicht erlauben.«
    Rufina schwärzte einen Finger in der Asche und hielt ihn Fulcinia auffordernd grinsend an die Nase.

22. Kapitel
    Agonalia, ein Opferfest
    Einige Früchte, verstreut, wenige Körner von Salz,
Brot, in Wein geweicht und lose Veilchen...
    OVID, DE FASTI
     
    Als die Nacht ihre vollkommene Schwärze erreicht hatte, stand ein Mann in einem dunklen Umhang am westlichen Tor der Stadt. Die Kapuze hatte er über den Kopf gezogen, und dem Wachtposten, der zu ihm hinsah, wollte jäh das Herz stehen bleiben. Die Gestalt hatte kein Gesicht! War es ein Geist, eine der Manen, die ihn holen wollten, weil er die Ahnen nicht gebührend genährt hatte?
    Eine Hand wurde vorgestreckt, die Finger dunkel, doch die Innenfläche hell. Ein elfenbeinernes Siegel lag darin.
    Der Wachtposten holte wieder Luft. Kein Geist, ein dunkelhäutiger Mann. Einer, der im Auftrag höchster Autoritäten reiste. Er öffnete ihm, ohne zu fragen, die Pforte in dem geschlossenen Tor. Kaum war der Mann hindurchgetreten, schien er auch schon wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Mit einem leisen Schauder schloss der Posten den Eingang hinter ihm.
    Lautlos, schnell, immer die Schatten und Nischen nutzend, bewegte der Mann sich durch die Stadt voran. Noch konnten Passanten unterwegs sein, deren Blicken er sich zu entziehen wünschte. Hinter dem Praetorium schlüpfte er unter ein Peristyl einer stattlichen Villa, zählte die Säulen und Fenster ab und klopfte dann leise eine bestimmte Folge an eine der gläsernen Scheiben.
    Das Fenster wurde einen winzigen Spalt geöffnet.
    »Wer bist du?«, flüsterte es.
    »Des Herren dunkler Diener!«, kam es mit einem leisen Lachen.
    »Gut, wir haben dich erwartet. Ich öffne dir den Hintereingang.«
    Er wurde von dem Verwalter des Hauses in einen Seitenraum geführt und dort von dem Herrn empfangen. Doch nur wenige Worte der Begrüßung wurden gewechselt, dann begann er mit seinem Bericht.
    »Hier sind die Aufzeichnungen, die Regulus dir hätte überbringen sollen. Sie betreffen jenen, über dessen Vergangenheit du informiert zu werden wünschtest. Er ist harmlos im Vergleich zu dem anderen.«
    »Du weißt, was Regulus geschehen ist? Wir haben Untersuchungen angestellt, aber keine verlässliche Spur gefunden.«
    »Ich schon. Nachdem er in der dritten Nacht der Lemuria nicht erschien, habe ich mich auf die Suche gemacht.«
    »Verzeih, es waren Umstände eingetreten, just an diesem Tag...«
    »Ich weiß, deine Gattin wurde entführt. Nun, ich wusste, welchen Weg er wählen würde, und fand so heraus, was sich abgespielt hat. Es wäre gut gegangen, hätte er nicht in Belgica vicus Rast machen müssen, da sein Pferd lahmte. Er war vorsichtig, aber an der Pferdewechselstation waren vier Männer. Einer verschwand sofort, als er eintraf, aber der Wirt erinnerte sich, wie es zu einem Streit zwischen ihm und den drei verbleibenden kam. Er verwies die Männer des Hauses. Regulus ist es gelungen, ihnen zu entfliehen, doch bei Bonna holten zwei ihn wieder ein. Dort, im Rasthaus, versuchte er ihnen wieder zu entkommen. Er ließ sein Gepäck zurück, das der Wirt an sich nahm, um die Zeche auszugleichen. Ich konnte es auslösen. In seinen Umhang eingenäht war der Bericht an dich. Gut,

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