Rheines Gold
Ich werde mit Claudus noch mal darüber sprechen. Alleine kann ich die Bande nicht ausheben, aber die Legion wird es können.«
»Wie hast du denn den Lockvogel gespielt?«
»Sei nicht so neugierig, Füchschen!«
»Doch, mein Gemahl.«
Er hob resignierend die Schultern und lächelte schief.
»Ich gab vor, ein reicher Lüstling zu sein, der mit seiner Gespielin die Einsamkeit einer hübschen Waldlichtung nutzen wollte.«
»Ah, und es fand sich eine willige Gespielin?«
»Mh, ja. Du kennst sie, die blonde Germanin. Oda.«
»Ach ja, Oda. Eine schöne Frau. Sie kommt häufiger in die Therme.«
Maurus aß die letzte Aprikose und sagte nichts mehr. Rufina verspürte einen kleinen Stich der Eifersucht, aber nur einen sehr kleinen. Es schien, als ob Maurus nicht weiter darüber sprechen wollte, und sie kam auf ihre Ausgangsfrage zurück.
»Wird Burrus mit mir üben?«
»Ich denke schon. Aber es kann mit ihm recht rau zugehen.«
»Er wird mich schon nicht grün und blau prügeln!«
Rufina gähnte und fröstelte ein wenig.
»Füchschen, ich gehe jetzt. Es ist besser, du schläfst noch ein bisschen, sonst wundern sie sich morgen, warum du so dunkle Augenringe hast. Auch für mich ist es besser, wenn ich zurückkehre.«
»Was wirst du tagsüber machen?«
»Versuchen herauszufinden, wie Lampronius Meles zu seinem Vermögen gekommen ist.«
»Und wie willst du das tun?«
»Erst einmal, indem ich nachdenke und dann, indem ich Fragen stelle.«
»Wem?«
»Das weiß ich, wenn ich nachgedacht habe.«
Rufina zog die Decke über sich. Maurus stand auf und rollte seine fleckigen, geflickten Kleider zusammen.
»Ich nehme sie mit, dann musst du keine Ausrede erfinden, wie sie in dein Zimmer gekommen sind. Zum Kriechen durchs Unterholz sind sie allemal noch tauglich.«
»Ist gut!«, antwortete Rufina schläfrig.
Er trat an das Bett, beugte sich vor und gab ihr einen leichten Kuss.
»Du bist schon eine ungewöhnliche Frau. Mir scheint, ich habe einen großen Fehler begangen. Schlaf gut, mein Füchschen.«
Er löschte die Kerze aus, die nun fast den letzten Ring erreicht hatte, und verschwand lautlos aus der Tür.
25. Kapitel
Goldhandel
… und geht nicht mit golddurchwirkten Kleidern
belastet an die Öffentlichkeit;
mit dem Prunk, der uns anlocken soll, verjagt ihr uns oft.
OVID, ARS AMATORIA
Das Zimmer war hell, als Rufina aufwachte. Die Geräusche, die von draußen hereindrangen, bedeuteten ihr, es müsse bereits später Vormittag sein. Dennoch blieb sie noch einen Moment liegen und streckte sich genüsslich in glücklicher Erinnerung an die Nacht. Dann aber sprang sie auf und beseitigte rasch alle Spuren, die Maurus’ Besuch hinterlassen hatte. Es waren nicht viele, nur ein paar Brotkrümel, die beiden Weinpokale und der Korb mit den wenigen Resten der Mahlzeit. Sie schob ihn unter ihr Bett, sammelte die silberdurchwirkten Bänder auf und machte sich in einer kurzen Tunika auf den Weg in ihre eigenen Baderäume.
Als sie zurückkam, wartete ihre Dienerin auf sie.
»Ich soll dich nicht wecken, hat die Dame Fulcinia gesagt!«, verteidigte sie sich, bevor Rufina auch nur ein Wort sagen konnte. »Du hättest eine böse Nacht gehabt.«
»Schon gut, Fulcinia hat Recht!«
Rufina scheuchte die neugierige Frau aus dem Zimmer und machte sich selbst zurecht. Dann suchte sie nach Fulcinia und fand sie im Holzlager, wo sie den Heizern des Praefurniums Anweisungen gab. Burrus stand im Hintergrund und grinste in sich hinein. Sie beendete ruhig ihre Aufgabe und ging dann auf Rufina zu.
»Gehen wir in mein Zimmer. Ich möchte mit dir reden.«
Dort angekommen, setzte sie sich in ihren Sessel und lächelte ihr feines Lächeln.
»Ich habe befohlen, dich nicht zu wecken, denn du hattest eine schlaflose Nacht.«
»Ja, danke.«
»Erst dachte ich, du habest wieder böse Träume. Darum warf ich einen Blick in dein Zimmer. Aber es sah mir nicht nach einem Albdruck aus. Auch wenn die Gestalt recht dunkel schien, die dein Bett belagerte.«
Rufina spürte die Röte in ihre Wangen steigen.
»Da ich nicht glaube, dass die Toten aus ihren Gräbern zurückkehren, wird es wohl ein sehr lebendiger Maurus gewesen sein. Keine Sorge, ich schweige darüber.«
»Er ist seit den Lemuria wieder hier. Es... sind viele Geheimnisse damit verbunden.«
»Erzähl sie mir nicht. Aber wenn du Hilfe brauchst, sag es mir.«
»Im Augenblick nicht, aber möglicherweise komme ich darauf zurück. Was ist mit Crassus?«
»Er weiß, welche Schande
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