Rheines Gold
kicherte.
»Na ja... nachher.«
»Mh.«
»Du, Maurus, der Sidonius ist doch ein reicher Mann. Womit kann man den eigentlich bestechen?«
»Oh, darüber hast du nachgedacht? Eine sehr gute Frage. Ich kann sie inzwischen beantworten. Der Mann hat eine kindische Vorliebe für Statuen und Figürchen. Meles hat ihm eine ›in gewünschter Qualität‹ versprochen, ich vermute also, in Gold. Sie sollte angeblich in einer Nische vor der Latrine stehen.«
Rufina war so schnell aus dem Bett geglitten, dass Maurus sich erstaunt aufsetzte. Sie war zu ihrer Kleidertruhe gegangen und wühlte darin, während er sich mit einigem Vergnügen an dem bezaubernden Anblick ergötzte, den sie von hinten bot. Aber dann verschlug es ihm den Atem, als sie ihm die Merkur-Statue in die Hand drückte.
»Crispus fand sie im Hypocaustum!«
»Was hat der Lausebengel denn da zu suchen?«
Rufina berichtete ihm von dem Erdstoß und seinen Folgen.
»Ich kenne sie. Ich habe sie an dem besagten Februartag gesehen, aber dann kamen die beiden Totschläger auf mich zu, und ich musste mich um andere Dinge kümmern.«
»Ich nehme an, sie ist heruntergefallen. Es gab einen Riss in den Bodenplatten hinter den Säulen. Durch den ist sie dann nach unten gefallen, nehme ich an.« Rufina schnippte plötzlich mit den Fingern und grinste. »Das würde auch erklären, warum der Duumvir am nächsten Tag noch nach dem Gong alleine im Bad blieb und auf allen vieren vor der Latrine herumkroch. Es war ein sehr undelikater Anblick, den er mir auf meinem Rundgang bot. Ich dachte, er würde die Standfestigkeit der Säule kontrollieren, weil der Ädil sich immer wieder darüber beschwert hat.«
Rufina griff nach ihrer Tunika und warf sie sich über.
»Schade, du bist nämlich ein sehr delikater Anblick. Aber Recht hast du.«
Auch Maurus stand auf und kleidete sich wieder an. Dann goss er sich und Rufina noch etwas Wein ein und reichte ihr das Glas.
»Du bist wirklich sehr klug, Füchschen.«
»Ich habe an der Figur herumgeputzt, weil Crispus Flecken darauf hinterlassen hat. Sie ist aus Gold. Zumindest die Oberfläche ist es.«
»Sie wird schon durch und durch aus Gold sein. Es ist zumindest ein Beweisstück. Schade, ich würde sie Claudus gerne bringen, aber er ist heute nicht da. Kannst du sie noch einen Tag in deiner Truhe lassen? Hier wird sie wohl niemand suchen.«
»Hoffentlich nicht. Was mich zu einer weiteren Sache bringt, über die ich nachgedacht habe. Sag mal, würde Burrus sich wohl dazu herablassen, mir ein bisschen was von seiner Kampftechnik beizubringen? Ich meine, Eghild ist ja zum Üben ganz in Ordnung, sie kann ringen und mit dem Stock kämpfen, aber sie hat es wohl nie wirklich benötigt.«
»Wie kommst du darauf?«
»Na, oder es ist schon lange her. Sie ist vor zwei Tagen in eine Rauferei geraten und hat dabei den Kürzeren gezogen.«
Sie erzählte ihm auch von diesem Vorfall, und Maurus wurde mit einem Mal sehr ernst.
»Eine Bande, die den heimlichen Goldwäschern die Beute abnimmt. Sie sind also noch immer am Werk.«
»Du weißt, um wen es sich handelt?«
»Ich vermute es zumindest stark.«
»Sind es die, mit denen du dich auch schon mal angelegt hast?«
»Was weißt du denn davon?«
»Oh, der Baumeister Lucillius Silvian ließ die Bemerkung fallen, du seiest ein kampferfahrener Mann, und brachte das als Beispiel.«
»Er wollte mir damals zu Hilfe eilen, was anständig von ihm war.«
»Wie kam es dazu?«
Maurus schüttelte den Kopf. »Ich bin dir wohl viele Erklärungen schuldig, Aurelia Rufina. Mehr, als ich in einer Nacht zu geben in der Lage bin. Also ganz kurz: Claudus hatte, gleich nachdem wir hier eintrafen, Beschwerden erhalten, es würden Reisende und Händler in der Nähe der Waldgebiete überfallen und ausgeraubt. Er gab mir den Auftrag, herauszufinden, wer dahinter steckt. Ich spielte den Lockvogel und ließ mich ebenfalls überfallen. Den beiden Strauchdieben redete ich dann sehr ernsthaft ins Gewissen, und seither meiden sie die Straßen. Es ist eine Gruppe von Gesetzlosen und Vaganten unterschiedlichster Herkunft. Einige sind aus ihren Sippen verstoßene Germanen oder Gallier, aber auch ein paar ehemalige Legionäre befinden sich darunter. Allerdings hat diese jämmerliche Bande jetzt wohl ein neues Tätigkeitsfeld gefunden und macht den Einheimischen das Leben schwer. Wer illegal Gold wäscht, hat kaum Möglichkeiten, sich über ihre Plündereien zu beklagen.«
»Sie zahlen ihnen Tribut.«
»Ein mieses Volk.
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