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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verschränkte verlegen die Hände im Schoß und senkte den Kopf.
    »Es ist kein billiges Stück, und es würde deinen Hals ganz wundervoll schmücken, Domina.«
    »Ich kann es nicht tragen«, flüsterte sie. »Mein Mann...«
    »Ah ja.«
    »Ich muss für die Familie sorgen. Wir sind ein bisschen ins Hintertreffen geraten.«
    »Ich erinnere mich. Du warst vergangene Woche schon einmal hier. Mit den beiden kleinen Haselnüssen. Sind es deine Geschwister?«
    Rufina leugnete spontan jegliche Mutterschaft und nickte. Gut, wenn er sie für noch jünger hielt, als sie war.
    »Sie sind meine Halbgeschwister, Vater hat eine Freigelassene zur Konkubine genommen.«
    Was das Familienleben auch nicht eben einfacher machte, wollte sie Dorovitrix damit vermitteln.
    »Ich nehme es zurück, Domina, zu fast genau dem Preis, den man mir dafür gezahlt hat.« Er nannte ihr einen Wert, und sie ließ, nicht ganz ungespielt, die Augen erfreut aufleuchten. »Kommst du damit über die Runden?«
    »Ja, Dorovitrix. Es wird uns sehr helfen. Die Miete und so...«
    »Schön.«
    Er händigte ihr das Geld aus, und, als ob sie dadurch mutiger geworden war, fischte sie aus ihrem Beutel ein zweites Schmuckstück heraus und legte es auf den Tisch. Sie hatte es im allerletzten Moment noch eingesteckt, warum, konnte sie nicht so recht sagen.
    »Auch ein Geschenk?«
    »Nein, ein Erbstück. Meines Vaters.«
    Ihre roten Haare würden es glaubhaft machen, dass ein Einheimischer sie gezeugt hatte. Die schwere Adlerfibel lag mit funkelnden roten Augen zwischen ihnen.
    »Germanische Arbeit. Nun ja, es gibt auch unter ihnen wahre Künstler, aber ich persönlich finde den Schmuck zu plump, zu auffällig. Es fehlt ihm die Eleganz.«
    »Aber er hat Gewicht.«
    »Wohl wahr.«
    Kommentarlos steckte Rufina die Fibel, die sie von Erkmar erhalten hatte, wieder in ihren Beutel zurück.
    »Du kannst es bei einem germanischen Kollegen versuchen.«
    »Gibt es einen vertrauenswürdigen in der Stadt, Dorovitrix?«
    »Nun, da wäre Albin am Nordtor. Aber er ist ein bisschen bärbeißig, wenn du verstehst, was ich meine. Und Swidger, vor der Stadt, im Osten. Mh, aber der - besser Albin.«
    »Was ist mit Swidger?«
    »Würde so ein Püppchen wie dich vermutlich übers Ohr hauen. Es heißt, er macht nicht immer ganz saubere Geschäfte. Also eher Albin. Der ist zwar unfreundlich, aber du bist ein süßes Ding, und möglicherweise taut er da ein wenig auf.«
    »Danke, Dorovitrix.«
    Rufina machte Anstalten, sich zu erheben, aber der Goldschmied schüttelte den Kopf.
    »Hör zu, kleine Domina. Ich sehe es nicht gerne, wenn ein Mädchen wie du vor die Hunde geht. Hör auf den Rat eines Vaters dreier Töchter. Nimm dich vor deinem Liebhaber in Acht. Er ist ein gefährlicher Mann!«
    Mit ungespieltem Entsetzen starrte Rufina ihn an.
    »Es ist doch so schwer nicht zu erraten, Domina. Ich weiß, wer den Schmuck gekauft hat. Und du erzählst mir, du kannst ihn nicht tragen, weil dein Mann ihn nicht sehen darf. Mh?«
    Rufina nickte ertappt. An dieser Schlussfolgerung war mehr Wahres dran, als er ahnte. Sie hatte Maurus von dem Geschenk nichts erzählt. Dann aber stammelte sie: »Warum ist er gefährlich, Dorovitrix?«
    »Jeder Mann, der über ungemünztes Gold verfügt, ist auf seltsame Wege dazu gekommen.«
    »Verfügt er?«
    In ihrem Kopf fiel ein weiteres Mosaiksteinchen an seinen Platz.
    »Ich will nicht mehr dazu sagen. Aber es wäre besser, du brichst deine Beziehung zu ihm ab. Besser für dich und deinen Mann und die beiden kleinen Haselnüsse.«
    »Du hast wahrscheinlich Recht. Es wird ein bisschen wehtun. Aber - ja, du hast Recht, Dorovitrix.«
    Sie stand auf, und er geleitete sie zur Tür. Dort in der Nische stand noch immer der vergoldete Merkur. Sie hielt inne, lächelte und fuhr ihm mit dem Zeigefinger über den geflügelten Hut.
    »Hast du ihn schon mal in reinem Gold hergestellt?«
    »Ja, einmal. Ein Sonderwunsch.«
    »Nochmals danke, Dorovitrix.«
     
    Burrus wartete vor dem Säulengang auf sie. Er blieb auf dem Rückweg respektvoll einige Schritte hinter ihr, aber an der Haustür winkte sie ihn hinein.
    »Lampronius verfügt über große Mengen ungemünzten Goldes.«
    »Schau an. Hat dir das der Goldschmied verraten?«
    »Mehr oder weniger. Ich denke, er gibt es ihm, um Schmuck daraus zu fertigen. Oder kleine Statuen.«
    »Blödsinn.«
    »Was?«
    »Patrona, du bist doch sonst nicht so schwer von Begriff. Schmuck ist ein Spielzeug, das er seinen Weibern um den Hals hängt.

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