Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
Fenster in den Hof starrte. Auch Maenius Claudus schien tief in seine Fingerspitzen versunken zu sein, die sich vor seiner Brust berührten. Als er feststellte, dass niemand ihm zu Hilfe kam, neigte er den Kopf und sagte: »Aurelia Rufina, bitte den Goldschmied, bei der Gerichtsverhandlung den Namen des Mannes zu nennen und seine Aussage zu beschwören«, sagte er schließlich.
    Rufina sah Dorovitrix an und schüttelte den Kopf. Dann sagte sie mit einem kleinen, Verzeihung heischenden Lächeln: »Es tut mir Leid, dich belogen zu haben, Dorovitrix. Ich tat es nicht gerne, aber auch ich hatte meine Gründe.«
    Die breite Brust des Goldschmieds hob und senkte sich unter seinen schweren Atemzügen. Dann aber sagte er mit klarer Stimme: »Ich werde den Namen nennen und meine Aussage beschwören, Duumvir.«
    »Gut. Wir werden von einer Anklage absehen. Du wirst das Gericht als freier Mann verlassen. Aber wenn mir noch einmal zu Ohren kommt, dass du illegales Gold verarbeitest, wird dir auch die Fürsprache einer Frau nicht helfen.«
    Dorovitrix schloss die Augen vor Erleichterung. Er kniete vor Rufina nieder und sagte leise: »Danke, kleine Domina. Ich hatte damals wirklich Angst um dich.« Mit einem raschen Seitenblick auf Maurus fügte er mit einem Lächeln hinzu: »Die beiden kleinen Haselnüsse sind deine Kinder, nicht wahr?«
    »Ja, Dorovitrix, das sind sie.«
    »Das ist gut, Kinder sind ein Segen.«
    Er erhob sich, verbeugte sich vor den Anwesenden und verließ unbehelligt durch die Legionäre den Raum.
    Aurelius Falco grinste Rufina offen an.
    »In meiner weit verzweigten Familie dürfte sich durchaus der eine oder andere gallische Barbar eingefunden haben.«
    »Nun, soweit ich es beurteilen kann, nicht in der meinen. Wenn du auf meine Haarfarbe anspielst, Aurelius Falco, so bin ich eine Laune der Natur.«
    »Eine seltsame Laune, meine Liebe. Sie scheint sich nicht nur in der Haarfarbe zu manifestieren. Ich habe eine ganze Zeit lang mit keltischen Auxiliartruppen zu tun gehabt, musst du wissen. Aber ich will weder deinem Vater noch deiner Mutter Unrecht tun.«
    »Eure Familiengeschichte kann warten«, beschied Maenius Claudus sie kurz. »Ruft den germanischen Goldschmied herein!«
    Ein Unteroffizier in klirrender Montur und schwingendem Federbusch am Helm kam statt dessen forsch in den Raum marschiert und machte Aurelius Falco seine Meldung. Swidger war nicht auffindbar, seine Werkstatt verlassen, sein Handwerkszeug verschwunden. Rufina sah zu Maurus hin, der ihren Blick mit einem winzigen Heben der Schultern erwiderte. Sie ahnten es beide. Halvor würde Swidger einen Hinweis gegeben haben, und irgendwo in den tiefen Wäldern harrte nun ein germanischer Goldschmied aus, bis sich die Wogen des Prozesses gelegt hatten.
    »Nun, da kann man nichts machen. Wir werden andere Beweise erbringen.« Claudus deckte die Merkurstatue wieder mit dem Tuch zu und sagte zu Maurus: »Schau doch mal eine Weile aus dem Fenster, mit bedecktem Haupt.«
    Maurus stand auf und zog sich das freie Ende der Toga über die schwarzen Haare, wie man es gewöhnlich zum Gebet tat. Er war von hinten nicht zu erkennen.
    Der Statthalter befahl: »Den Duumvir Hirtius Sidonius!«
    Die purpurgesäumte Toga umwallte die fette Gestalt des zweiten Bürgermeisters, als er mit erhobenem Haupt und leicht beleidigter Miene eintrat.
    »Praefectus! Corvus!«
    Dem Statthalter und dem Ratskollegen galt sein knapper Gruß, Aurelius Falco, Maurus und Rufina ignorierte er. Er ließ sich auf einen Sessel fallen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schnippte einem Diener zu, damit er ihm Wein einschenkte.
    »Du kennst den Lampronius Meles gut, nicht wahr, Sidonius?«, begann diesmal Maenius Claudus das Gespräch.
    »Ach, was heißt schon gut? Wir begegnen einander gelegentlich.«
    »Gerne auch in der Therme, wie ich hörte?«
    »Natürlich. Dort trifft man immer allerlei Leute.«
    »Dann kennst du sicher auch den Pächter der Therme, Sidonius?«
    Ein klein wenig unbehaglich rutschte der Dicke auf seinem Sessel umher.
    »Möglich, dass er mir dort über den Weg gelaufen ist.«
    »Du würdest ihn sicher wiedererkennen, wenn du ihn siehst?«
    »Sicher nicht, es heißt, er sei tot. Diese Frau da«, er wies mit dem Kinn zu Rufina, »versucht derzeit, den Laden am Laufen zu halten.«
    »Ja, Aurelia Rufina betreibt seit Februar die Therme. Sie ist seit den vierten Iden des Februaris gezwungen, das zu tun.«
    »Ach ja? Spielt das Datum eine Rolle?«
    »Gewissermaßen

Weitere Kostenlose Bücher