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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Boden geraten ist.«
    »Vielleicht ist es ja doch Pluto!«, krähte Crispus dazwischen und bekundete damit, wie gut auch er sich in der Mythologie der Unterwelt auskannte.

11. Kapitel
    Umwege
    Nein, du hast keinen Namen,
du Sammelbecken hinfälliger Rinnsale ...
    OVID, AMORES
     
    Nach dem Erdbeben war er sofort hinausgeritten, um zu prüfen, ob sich Schäden ergeben hatten. Es wäre ein Unglück, wenn es zu Verwerfungen an gewissen Stellen gekommen wäre, denn das bedrohte seine Arbeit und seine Einkommensquelle. Als er am Fuße der Hochleitung angekommen war, sprang er vom Pferd und warf einen kritischen Blick auf das Mauerwerk. Er kannte sich außerordentlich gut aus in den Kanälen. Es war ihm wie ein Geschenk Jupiters erschienen, als er vor einiger Zeit auf die alten, stillgelegten Wasserleitungen stieß. Dort, vor der Stadtmauer, bei dem alten Sammelbecken, verfielen sie langsam, niemand kümmerte sich mehr darum. Schon in jenen ersten Tagen seines Eintreffens hatte er sich mit ihnen befasst, war hineingekrochen, soweit es möglich war, hatte Ausschlüpfe entdeckt und an Stellen, wo die Gewölbe eingebrochen waren, das Geröll eigenhändig entfernt.
    Dann hatte er sie in seine Planungen mit einbezogen.
    Ebenso wie die Männer, die einen Großteil ihres Lebens im Wald verbrachten. Es war ihm nach einigen anfänglichen Machtkämpfen gelungen, sich ihrer Dienste rückhaltlos zu versichern. Sie sahen ihn nun wirklich als ihren Anführer an und nannten ihn achtungsvoll Meister. Dafür entlohnte er sie großzügig, wenn sie ihre Arbeit gut machten. Er war sich darüber im Klaren, dass sie sich gelegentlich einen kleinen Nebenverdienst in die Taschen steckten, aber darüber sah er meistens hinweg.
    Er hatte auch die Sprache der Eingeborenen gelernt und sich Freunde unter ihnen gemacht. Freundschaften, die auf dem Glanz des Goldes beruhten. Seit er über ausreichend geprägte Münzen verfügte, war das alles sehr leicht geworden.
    Nun ja, nicht alles. Es gab wahrhaftig einige Leute, die sich nicht damit umwerben ließen. Doch auch da war Geld und Gold nützlich, wenn man andere Wege einschlagen musste, um ihre Gunst zu erringen. Der unersättliche Hunger seiner Geliebten nach Schmuck und schönen Kleidern beispielsweise hatte es ihm leicht gemacht, vier anstellige Männer zu finden, die ihm helfen würden, seinem Ziel näher zu kommen.
    Jetzt inspizierte er wieder die Kanäle und war erleichtert darüber, keine Schäden vorzufinden. Ja, er entdeckte sogar den Sack darin, der die Tributzahlungen des vergangenen Monats enthielt. Pünktliche Arbeit hatten seine Leute geleistet. Er zerrte ihn hinter sich hinaus ans Tageslicht. Mit den Händen klopfte er den Staub aus seinen Kleidern, der das Durchkriechen des weitesten Kanals hinterlassen hatte. Er war verdammt eng, und man konnte schon Beklemmungen darin bekommen. Andererseits machte gerade diese Tatsache ihn zu einem sicheren Versteck.
    Am Ufer des Baches, der jetzt wieder das Wasser führte, das früher durch die Leitungen in die Stadt geflossen war, setzte er sich nieder und schüttete den Inhalt des Säckchens aus.
    Kupfer- und Silbermünzen waren es überwiegend, mit Aurei zahlten nur die wirklich Reichen. Doch auch Goldschmuck schimmerte darunter. Eine schwere Fibel, geformt wie ein Adler mit roten, glitzernden Augen, war bei Weitem das wertvollste Teil. Derartige Pretiosen liebten die barbarischen Germanen, und er wog sie eine Weile in der Hand. Ja, das Stück würde überzeugen.
    Ein Beutel mit unbearbeiteten Goldkörnchen war ebenfalls dabei, und mit Bedauern überlegte er, dass er diese wohl zu dem Goldschmied bringen musste, der die Figuren herstellte. Auch einer der Umwege, die nötig waren, um das gesetzte Ziel zu erreichen.
    Aber als Erstes wollte er sich jetzt dem kapriziösen Rotschopf annehmen. So gänzlich abgeneigt schien sie ihm nicht, und ihr Entgegenkommen lohnte es zu fördern.
    Zumal sie in der letzten Zeit sehr seltsame Fragen zu stellen begonnen hatte.

12. Kapitel
    Eine Orgie
    Eine Frau, die, obwohl sie ein Geschenk empfing,
die Liebesfreuden verweigert, ist auch fähig,
die niemals schlummernden Flammen der Vesta auszulöschen.
    OVID, ARS AMATORIA
     
    »Du bist eine dumme kleine Ziege, Aurelia Rufina. Der Mann liegt dir förmlich zu Füßen, und du ziehst nur deine kleine, arrogante Nase hoch und lehnst ab.«
    »Fulcinius Crassus, wer führt die Therme? Du oder ich?«
    Crassus warf sich den mit einer Quaste besetzten Zipfel seiner Toga

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