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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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auf und hob den Kopf. Wieder wirkte sie majestätisch. Mit großer Bestimmtheit sagte sie: »Ich habe vor über drei Jahren eine Aufgabe in meinem Leben beendet. Es wird Zeit, mich einer neuen zu stellen!«
    In diesem Moment trat eine geradezu unheimliche Stille ein. Es war, als hielte die Welt den Atem an, Bewegungslosigkeit ergriff alles Leben, es verharrte in erwartungsvoller Ruhe auf das, was kommen sollte. Und es kam - das tonlose Brummen, das tiefe, kaum hörbare Vibrieren, der Schauder, der das Blut in den Adern stocken ließ.
    Dann folgte das Knirschen und Krachen. Der Lar tanzte in seiner Nische, das Feuer in der Bronzeschale loderte noch einmal auf und die Sessel rutschten gegen die Wand. Rufina hielt sich mit weit aufgerissenen Augen an den Lehnen fest, Fulcinia hingegen stand weiter aufrecht und würdevoll da. Noch während die Erdbebenwellen das Haus erschütterten, begann sie einen wundersamen, laut hallenden Gesang.
     
    Sie hatten die Scherben in der Küche aufgelesen, den verschütteten Brei aufgewischt, die Laren und Penaten wieder an ihre Plätze gestellt und ihnen ein kleines Dankopfer gebracht, weil sie das Haus vor weiteren Schäden beschützt hatten. Crassus war reichlich blass gewesen und hatte mit seltener Inbrunst seine Gebete gesprochen. Crispus hingegen hatte das ganze Gewackel als einen Spaß betrachtet, und Maura war noch immer voll Bewunderung für Fulcinia.
    »Mama, sie beherrscht ja wirklich die Zaubergesänge, die Carmen, die die Erde spalten und die Flüsse aufhalten, den Lauf der Gestirne ändern und die Manen aus den Gräbern ziehen.«
    »Ja, eure Tante ist eine Frau von vielen Gaben. Nun, aber für heute war das genug Aufregung. Zu Bett jetzt.« Und zu Fulcinia gewandt, erklärte Rufina: »Morgen bleibt die Therme geschlossen. Mich hat neulich schon die Bemerkung von Sabina Gallina in Schrecken versetzt, die sagte, das Hypocaustum in ihrem Haus habe bei den leichten Erdstößen im vergangenen Jahr gelitten. Wir werden in der Frühe eine ausgiebige Inspektion durchführen müssen. Sind unter den Heizern ein paar klein gewachsene Männer? Es ist sehr niedrig unter den Böden.«
    »Mama, ich bin ziemlich klein gewachsen!« Crispus glühte vor Begeisterung. »Ich werde ins Hypocaustum kriechen.«
    »Oh, nein, mein Junge. Das ist mir viel zu gefährlich. Es könnten sich ein paar Stützen verschoben haben. Die Götter mögen es zwar verhüten, aber es ist durchaus denkbar, dass ein Teil einsturzgefährdet ist.«
    »Es gibt zwei, die schon öfter mal den Kontrollgang gemacht haben«, meinte Fulcinia. »Ich glaube auch, es ist besser, wenn sie sich darum kümmern.«
     
    Die beiden schmächtigen Heizer waren bereit, Fulcinias Bitte zu folgen, und krochen, mit Handlampen ausgestattet, zwischen den Ziegelsäulen entlang, die den Fußboden der Therme trugen. Gewöhnlich strömte die heiße Luft des Praefurniums hier hindurch und entwich durch die Röhren in den Wänden nach oben, was eine gleichmäßige Wärme in dem gesamten Bereich erzeugte. Rufina war zunächst eine Weile da geblieben, um sich die Meldungen anzuhören, die die beiden ihnen zuriefen, überließ dann aber Fulcinia die Aufsicht, um sich nach Schäden in den oberen Bereichen umzusehen. Ein besonderes Augenmerk legte sie dabei auf die Säulen vor der Latrine. Und natürlich, hier hatte der Erdstoß mal wieder den größten Schaden angerichtet. Eine der Fliesen, mit denen die Wand verkleidet war, war heruntergefallen und zerborsten, der Gips war aus den Fugen gebrochen, und ein Spalt klaffte am Fuß der Säule, dort, wo sich die Bodenplatten verschoben hatten. Rufina hoffte, schnellstmöglich einen Handwerker finden zu können, der die Reparaturen vornahm. Aber besonders zuversichtlich war sie nicht. Überall würde es derartige Schäden gegeben haben. Der Einzige, der sie vielleicht aus gutem Willen bevorzugt behandelt hätte, Baumeister Silvian, war zu seiner Kanalbaustelle im Wald zurückgekehrt. Aber auch die Wasserleitung mochte durch die Erdstöße in Mitleidenschaft gezogen worden sein, und mit Schrecken stellte sie sich vor, es könnte die nächsten Tage kein frisches Wasser geben. Das wäre fatal, denn gerade jetzt schien sich das Geschäft merklich zu beleben. Sabina Gallinas Besuch hatte das Bad bei den Frauen der besseren Gesellschaft beliebt gemacht, und auch Camilla Donata hatte sich mit ihrem Gefolge wieder eingefunden.
    Sie notierte die Schäden auf einem Wachstäfelchen und setzte den Rundgang fort. Viel mehr

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