Rheines Gold
Umwege genommen oder so. Wie beispielsweise den zu Gallus.«
Fulcinia nickte.
»Stimmt, er ist ja auch von dort nicht direkt nach Ostia heimgereist, sondern hat erst noch die Petronii besucht. Hast du eigentlich seine Freunde kennen gelernt?«
»Ein paar, ja. Ich mochte sie nicht besonders. Sie waren so, wie Crassus ihn immer nannte - eitle, eingebildete Tagediebe, die ihre Zeit in Tavernen und Bordellen verbrachten und häufig mit hohen Einsätzen spielten. Er hat ihnen oft Geld abgewonnen«, fügte sie mit einem traurigen kleinen Lachen hinzu. »Er gab diese Gewinne immer mir.«
»Seltsam, dass er sich mit derartigen Gesellen abgegeben hat. Er schien mir ein ernsthafter Mann zu sein, als ich ihn traf. Aber vielleicht habe ich ihn auch mit meiner Würde erschlagen!«
Ein winziges Lächeln kräuselte die feine Haut um Fulcinias Augen. Rufina sah es und nickte.
»Das könnte tatsächlich möglich sein. Er hatte großen Respekt vor dir.«
»Und was empfand er für dich, Rufina?«
»Er mochte mich wohl, ich war nicht lästig und habe immer getan, was er sich wünschte.« Leise fügte sie hinzu: »Aber meine Liebe hat er nicht erwidert.«
»Liebtest du ihn?«
Rufina legte das Gesicht in die Handflächen.
»Anfangs war es wohl so etwas wie Schwärmerei, dann war es Begehren und schließlich, als er so krank war, wahrscheinlich Mitleid und Sorge. Hier in Germanien, als wir begonnen haben, gemeinsam zu arbeiten, war es Freundschaft. Und jetzt - jetzt ist er nicht mehr da... Und jetzt glaube ich, ich liebe ihn.« Sie rieb sich die trockenen Augen. »Er fehlt mir so, Fulcinia!«
»Ich weiß. Aber es ist nicht gut, seine Seele gefesselt halten zu wollen. Wenn du wirklich seinen Mörder entlarven willst, dann darfst du dich nicht ablenken lassen. Wer immer es war, hat sich mit einem gefährlichen Mann eingelassen. Derjenige kann auch dir gefährlich werden, und darum musst du dich ganz auf dein Tun und Lassen konzentrieren.«
»Wo soll ich nur anfangen...?«
»Indem du herausfindest, mit wem Maurus hier bekannt war. Er muss sich einen Feind gemacht haben, denn an jenen bitterkalten Wintertagen sind bestimmt nicht viele Menschen freiwillig durch die Wälder gewandert. Es muss jemand von seinem Gang zu den Holzschlägern gewusst und ihn verfolgt haben, meinst du nicht auch?«
»Es gibt Germanensiedlungen im Wald.«
»Hatte er Beziehungen zu den Einheimischen?«
Rufina sah plötzlich auf. Sie erinnerte sich an etwas.
»Da gab es diese blonde Frau, Oda. Er hat sie, glaube ich, damals, als wir die Therme übernahmen, ziemlich beleidigt. Sie hätte wohl gerne ein Verhältnis mit ihm angefangen, er hat sie aber zurückgewiesen, in meinem Beisein. Sie scheint mir sehr stolz zu sein. Wer weiß, was für einen Groll sie gegen ihn hegte.«
»Groß genug, um ihn über zwei Jahre später in einer eisigen Nacht im Wald zu ermorden?«
»Vielleicht ist zwischen ihnen noch mehr vorgefallen.«
»Dann solltest du ein Auge auf jene Oda haben. Wer ist sie?«
»Ich weiß nichts von ihr. Oder doch - sie hat sich mit einem reichen Gönner gebrüstet, der ihr Goldschmuck geschenkt hat.«
»Finde den Gönner heraus.«
»Ja, das könnte interessant sein. Zumindest hat Oda wohl Maurus nicht für einen Schwächling gehalten. Eine wie sie sucht sich ebenbürtige Männer.«
»Hat er auch einheimische Männer gekannt?«
»Sicher die, mit denen er Geschäfte machte. Ich werde Silvian - oder noch besser Halvor fragen. Andererseits... andererseits kann sich angeblich niemand von den Holzschlägern und Köhlern daran erinnern, ihn im Wald angetroffen zu haben.«
»Was ist dir eingefallen, Rufina?«
»Wenn er nicht im Wald ermordet worden ist... Man hat ja nur seine Kleider dort gefunden. Er hätte auch in der Stadt getötet und dann hinausgeschafft worden sein können. Den gefälligen Wölfen zum Opfer.«
»Ja, auch so hätte es geschehen können. Also sollten wir auch wissen, wer ihm sonst noch übel gesonnen war. Eine schwierige Aufgabe, Rufina.« Fulcinia starrte nachdenklich in die niedergebrannten Flammen in der Bronzeschale. Nur rote Glut lag noch darin, und geistesabwesend zündete sie zwei weitere Öllampen an. »Ich habe Maurus viel zu verdanken«, murmelte sie. »Ich bin für dich keine Hilfe, wenn ich mich immer nur im Haus verkrieche. Es scheint, ich muss meine Menschenscheu endlich ablegen.«
»Fulcinia, du darfst tun, was du möchtest. Du bist mir schon deswegen eine Hilfe, weil du mir zuhörst.«
Fulcinia aber stand
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