Rheines Gold
wandte sich an Fulcinia.
»Es sieht ernst aus, würde ich sagen.«
»Ja, für deine Herrin fürchte ich das auch!«, meinte Fulcinia leise. »Dennoch, in Kürze kommen Aurelia Rufinas Kinder nach Hause. Ihre Mutter pflegt immer hier zu sein, wenn sie eintreffen. Vielleicht hat sie eine Erklärung.«
»Hoffen wir es für sie.«
»Gehen wir ins Haus und warten wir dort auf sie.«
Faustillius schickte die Dienerinnen mit einer strengen Mahnung, Ruhe zu bewahren, nach Hause und folgte Fulcinia in die angrenzende Wohnung.
Lange mussten sie nicht warten, Maura und Crispus polterten herein und fragten nach ihrer Mutter, etwas zu Essen und dem Verbleib ihrer beiden Katzen.
»Geht schon mal in die Küche zu Irene, sie hat eure Mahlzeit fertig.«
»Aber wo ist Mama? Sie hatte uns versprochen, heute Nachmittag mit uns auf den Markt zu gehen!«
»Sie hat noch zu tun, Crispus, sie kommt bald.«
»Aber sag es ihr, sie hat es versprochen!«
»Natürlich, und nun ab mit euch!«
Die beiden verschwanden, und Fulcinia und Faustillius sahen einander bedrückt an.
»Wir sollten die Therme noch einmal gründlich durchsuchen. Sabina Gallina kann nicht ohne Spuren verschwunden sein.«
»Ich gebe dir Recht, Faustillius. Geh du durch die Baderäume, ich widme mich noch einmal den Händlern.«
Sie gingen gemeinsam zur Therme und fanden im Eingangsbereich Lampronius Meles vor. Der hielt den Haushofmeister fest und fragte mit gesenkter Stimme: »Ist es richtig, was ich gehört habe?«
»Was hast du gehört?«, fragte Faustillius ungehalten zurück.
»Deiner Herrin sei ein Unglück widerfahren?«
»Daran ist nichts Wahres.«
»Nicht? Die heulenden Mädchen, die mir draußen begegnet sind, haben aber etwas anderes gesagt.«
»Dummes Weibervolk, das immer übertreiben muss!«
»Nun gut, aber wo finde ich Aurelia Rufina? Ich würde sie gerne sprechen. Wir haben noch eine kleine private Angelegenheit zu klären!«, wandte sich Lampronius Meles an Fulcinia.
»Wir warten auf sie.«
»Ist sie in das Unglück etwa mit verwickelt? Jupiter tonans! Faustillius, ich habe ein persönliches Interesse an dem Wohlergehen der schönen Patrona. Was geht hier vor?«
Lampronius Meles war ein bekannter Mann, der bald in den Rang eines Decurionen erhoben werden sollte, und der Haushofmeister wollte ihm nicht ungefällig sein. Darum erklärte er: »Wir sind in der Tat ein wenig beunruhigt über ihre Verspätung, Lampronius Meles.«
»Also befürchtet ihr vielleicht eine Entführung. Faustillius, du solltest doch wissen, deine Herrin ist ein geeignetes Opfer für derartige Verbrechen. Es scheint, als ob ihr nicht recht in der Lage seid, sie zu schützen.«
Die Anschuldigung entbehrte nicht einer gewissen Wahrheit. Faustillius sah betroffen aus und holte zum Gegenschlag aus.
»Wenn das so ist, dann muss Aurelia Rufina mit den Entführern gemeinsame Sache gemacht haben. Bislang haben wir die Therme immer noch für einen sicheren Ort gehalten. Aber wie sich die Dinge darstellen...«
Fulcinia vermeinte nicht recht zu hören.
»Faustillius, ich glaube, die Sorge hat dir die Sicht verstellt.«
»Wo ist sie denn? Wer außer ihr kann sie denn aus der Therme gelockt haben?«
Lampronius Meles mischte sich ein und meinte: »Es wäre besser, nach ihnen zu suchen, als zu streiten. Vielleicht sind beide entführt worden. Auch Rufina ist nur eine schöne, aber schutzlose Frau.«
Fulcinia nickte und sagte ruhig: »Faustillius, ich werde, wie vorgesehen, noch einmal die Leute befragen, geh du durch die Therme.«
»Ich begleite dich, Faustillius. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
Lampronius und Faustillius betraten das Bad. Fulcinia ging noch einmal an Erlas Stand zurück und ließ sich die Vorfälle des Morgens schildern.
»Doch, sie ging mit Sabina in den Salbraum. Das sah ich noch. Dann nahm ich meine Salben und Duftöle, um sie im Ruheraum am anderen Ende der Therme zu präsentieren. Die Damen wollten in Muße und in der Wärme die Düfte ausprobieren, denn hier zieht es doch immer so.«
»Wer hat dich denn nach hinten gebeten?«
»Eine der Dienerinnen. Frag mich nicht, zu welcher Herrin sie gehört. Ich bin noch nicht lange genug hier, um jedes Gesicht zu kennen.«
»Wie lange warst du bei den Frauen?«
»Oh, lange. Sie haben sich Zeit gelassen und Wein kommen lassen, aber sie haben auch viel gekauft. Später wurden sie sehr ausgelassen. Der Wein hat seine Wirkung getan, denke ich.«
»Aber weder Sabina noch Rufina kamen hinzu?«
»Nein, aber
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