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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich weiß, Sabina Gallina ist eine sehr anspruchsvolle Frau und genießt es, sich gründlich massieren zu lassen. Meine Tochter übernimmt gewöhnlich diese Aufgabe. Und anschließend will sie immer noch eine Weile im Sudatorium sitzen und dann ein warmes Bad nehmen. Wahrscheinlich war sie erst mit ihrem Rundgang fertig, als die anderen sich schon zum Aufbruch fertig machten. Ob und wann sie das Bad verlassen haben, weiß ich nicht.«
    Fulcinia wurde immer nachdenklicher. Noch nachdenklicher wurde sie, als der Haushofmeister und Lampronius Meles zurückkamen und außergewöhnlich ernste Gesichter machten.
     
    »Du machst dir viel zu viele Sorgen. Sie wird bei irgendeiner Freundin sitzen und die Zeit verschwatzen!«
    Crassus bestätigte, ohne es zu wissen, Rufinas Einschätzung seiner Haltung. Als er in den frühen Abendstunden nach Hause kam, fand er Fulcinia mit besorgter Miene vor und musste die Frage verneinen, ob er seine Schwiegertochter in der Stadt getroffen habe.
    »Es ist nicht ihre Art, die Zeit zu verschwatzen, das weißt du ganz genau!«
    »Frauen verschwatzen immer die Zeit. Warte ab, wenn es dunkel wird, kommt sie angekrochen. Wenn nicht - na, vielleicht hat sie endlich einen Mann gefunden, der ihr etwas mehr Aufmerksamkeit schenkt. Dieser Meles hat doch ein Auge auf sie geworfen.«
    Maura, die ihren Großvater hatte kommen hören, stand jetzt in der Tür, und auch Crispus schlüpfte in den Raum.
    »Mama mag den öligen Lampronius aber nicht, Großvater«, stellte er fest.
    »Wenn sich Erwachsene unterhalten, haben Kinder nichts zu melden!«, fuhr Crassus ihn an. Und Fulcinia bat in ruhigem Ton: »Geht zu euren Büchern, Kinder.«
    Doch diesmal wirkte ihre Autorität nicht, denn Maura war auf das Höchste verängstigt.
    »Bitte, Tante Fulcinia, wo ist Mama? Der Lampronius hat doch gesagt, er habe einen Dolch gefunden. Bitte sag uns doch, was passiert ist!«
    »Raus jetzt!«, blaffte Crassus noch einmal, aber Fulcinia schüttelte den Kopf.
    »Nein, es ist besser, sie erfahren, was geschehen ist. Nichts ist schlimmer als Vermutungen und Halbwissen.«
    »Ist Mama tot? Tante Fulcinia, hat man Mama umgebracht?« Maura hatte kugelrunde Augen und zitterte am ganzen Leib. »Unser Vater ist doch auch tot, nicht wahr? Er ist nicht auf eine Reise gegangen, stimmt das? Und nun ist auch Mama ohne Abschied fortgegangen. Warum, Tante Fulcinia? Warum sind sie gestorben?«
    Fulcinia wollte Maura in die Arme ziehen, aber das Mädchen machte sich ganz steif und beharrte: »Sagt mir die Wahrheit. Sagt mir doch endlich die Wahrheit!«
    »Maura, euer Vater ist tot, das ist richtig. Das haben wir euch nie verheimlicht, aber ihr habt euch geweigert, das zu glauben. Eure Mama aber ist, aller Wahrscheinlichkeit nach, zusammen mit Sabina Gallina entführt worden. Sie lebt noch, und es ist gut möglich, dass es schon bald eine Nachricht von ihr gibt.«
    »Ich glaube dir nicht. Sie geht nicht ohne Abschied von uns weg. Sie ist tot!«
    Maura begann jetzt, haltlos zu weinen.
    »Du bist eine dumme Ziege, Maura!«, schrie sie Crispus plötzlich an. »Sie ist nicht tot, Mama stirbt nicht. Hör mit dem Geflenne auf!«
    »Sie haben sie mit dem Dolch erstochen!«, kreischte Maura jetzt auch.
    »Blödsinn. Dann wäre der doch voller Blut gewesen!«
    »Sie haben sie in den Abwasserkanal geworfen!«
    »Quatsch, du Heulsuse. Sie will nur, dass wir sie richtig suchen. Los, wir finden sie. Sie legt immer Spuren, wenn sie Verstecken mit uns spielt!«
    Seltsamerweise beruhigte Crispus’ unerschütterliche Überzeugung in Rufinas »Spiel« seine Schwester. Sie ließ sich willig mitziehen und schniefte nur noch ein paarmal heftig auf.
    »Lass sie, Crassus. Es lenkt sie ab«, murmelte Fulcinia, als er versuchte, sie zurückzuhalten.
    »Wenn du meinst. Was ist das mit dem Dolch?«
    »Lampronius Meles und der Haushofmeister des Statthalters haben im Ruheraum einen Dolch gefunden. Er scheint einem Germanen zu gehören, denn in seinen Griff sind diese Runen eingeritzt. Das passt in etwa zu dem, was die Salbenhändlerin erzählt. Sabina ist erst nach den anderen mit dem Bad fertig geworden. Rufina muss sie in den Ruheraum begleitet haben, und dort hat man sie überfallen und aus der Therme gebracht. Angeblich hat einer der Heizer um die Mittagszeit zwei große Körbe vor dem Holzlager gesehen. In denen könnten sie fortgetragen worden sein.«
    »Aber warum Rufina? Diese Sabina Gallina, das macht mir Sinn. Für sie wird man Lösegeld bekommen, aber

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