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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Aurelia Rufina!«
    »Die Rote, natürlich.«
    Wolfrune nickte und wies auf ein Stroh- und Felllager an der Wand. Erschöpft ließ sich Rufina darauf nieder und sah zu, wie die Frau das Herdfeuer entfachte. Die sparsamen Gesten erinnerten sie seltsamerweise an Fulcinia, obwohl zwischen der gepflegten Vestalin und dieser wilden Gestalt keinerlei Ähnlichkeit bestand. Der Wolf ließ sich zu Rufinas Füßen nieder und legte den Kopf auf die Vorderpfoten.
    Aus dem aufgesteckten Rock holte ihre Gastgeberin nun allerlei Sammelgut - Wurzeln, Knollen, grüne Schösslinge und ein paar kleine Zwiebeln. Flink zerkleinerte sie das Gemüse und legte es in den Kessel, der auf seinem Dreifuß über dem Feuer stand. Sie gab etwas Wasser hinzu und schnitt dann von einem geräucherten Stück Fleisch ein paar Stücke ab. Dann strich sie auf einen Fladen Brot braunes Fett aus einer Schüssel und reichte ihn Rufina. Appetitlich sah es nicht aus, doch es roch nach gebratenem Fleisch, und sie war so hungrig, dass es ihr gleichgültig war, was sie in den Magen bekam. Dankbar biss sie hinein und wunderte sich darüber, wie angenehm würzig es schmeckte.
    »Gänseschmalz, mit Kräutern. Gut, nicht?«
    Rufina konnte nur nicken.
    Die Wölfin sah zu ihr hoch und gab einen winzigen Laut von sich. Die Frau lachte heiser.
    »Gib ihr ein Stückchen, dann bist du ihre Freundin.«
    »Wie geben?«
    »Abreißen, auf die Hand legen und ihr vor das Maul halten.«
    Es kostete Rufina eine nicht unbeträchtliche Überwindung, aber dann wagte sie es, dem Tier ein Stück Schmalzbrot zu reichen. Es gelang ihr sogar, die Hand ganz ruhig zu halten. Die Wölfin verschlang die Gabe mit einem Bissen und leckte dann einmal über Rufinas Handfläche. Erst jetzt zuckte sie fort. Aber gleich darauf musste sie lächeln.
    »Das gefällt dir, Wolf? Was für ein freundlicher Wolf du bist, frisst lieber Brot als Menschenfinger, ja?«
    Sie gab ihm noch ein Stück.
    »Sie ist freundlich, wenn man freundlich zu ihr ist. Du hast jetzt keine Angst mehr vor ihr?«
    »Doch.«
    »Gut. Trotzdem, ich werde dich mit ihr alleine lassen. Kräuter für deine Füße holen. Achte auf den Kessel!«
    Entspannt fühlte Rufina sich nicht in der Gegenwart der Wölfin, doch die Panik war gebannt. Sie wagte es sogar, ganz vorsichtig aufzustehen und in dem Kessel zu rühren, aus dem es aromatisch duftete.
    »Du bist ein seltsames Tier«, sagte sie dann zu der Wölfin. »Meine Kinder haben zwei kleine Waldkatzen, die auch ganz zutraulich sind.«
    »Du hast Kinder?«, fragte Wolfrune von der Tür her.
    »Ja, zwei.«
    Sie kam mit einem Schaff voll Wasser und stellte es vor Rufina hin.
    »Füße da hinein!«
    Die Wunden brannten im kalten Wasser, aber dann wurde es allmählich besser. Schweigend machte sich Wolfrune daran, die Kräuter auszusortieren und zu zerstampfen und zwei Streifen Leder zurechtzuschneiden. Dann nahm sie Rufinas Füße einen nach dem anderen in die Hand, bestrich sie mit dem Kräuterbrei und wickelte das Leder fest darum.
    »Feine Füße, das Laufen in der Wildnis sind sie nicht gewöhnt. Nun werden sie heilen.« Dann sah sie hoch und direkt in Rufinas Augen. »Alles andere wird auch heilen«, murmelte sie dann. »Bald.«
    Sie wandte sich ab, füllte zwei hölzerne Schüsseln mit der Suppe, und gemeinsam verzehrten sie sie schweigend. Draußen wurde es dunkel, und der Nieselregen setzte wieder ein. Doch gesättigt und warm fühlte Rufina eine seltsame Leichtigkeit in sich aufsteigen. Sie hätte Wolfrune gerne von ihren Erlebnissen erzählt, aber die Frau schien vollkommen frei von jeder Neugier zu sein. Und ganz außergewöhnlich schweigsam. Still saß sie neben dem Herdfeuer, die Wölfin nun an ihrer Seite, wachsam, doch ebenfalls vollkommen ruhig. Schließlich aber stand Wolfrune auf, zündete einen Moosdocht in einer Tonschale voll Fett an, der ein gespenstisch blaues Licht verbreitete. Dann holte sie aus den zahlreichen Falten und Taschen ihres Gewandes ein rotes Beutelchen hervor und wog es in den Händen.
    »Du bringst Kunde von Unglück, rote Füchsin!«, sagte sie leise.
    Rufina zog sich ein kalter Schauder über den Rücken.
    »Ich habe Unglück erlebt.«
    »Ich weiß. Aber die Kunde, die du bringst, betrifft nicht dein eigenes Unglück.«
    Sie zog das Band des Beutels auf und langte hinein. Mit einer schnellen Handbewegung warf sie die geritzten Stöckchen vor sich auf den Boden. Die Ohren der Wölfin richteten sich auf, und ihr Blick wandte sich zu den Runen. Wolfrune

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