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Rheines Gold

Titel: Rheines Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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unsere Rufina ist eine nutzlose Geisel. Die hat doch noch nicht mal ein paar Asse übrig, um sich eine neue Stola zu kaufen.«
    »Rufina, und da hat Lampronius recht, ist aber eine hübsche Geisel.«
    »Ein mageres Huhn.«
    »Ja, lieber Crassus, aber nicht alle mögen so fette Hühnchen wie Gallina. In einer Sache stimme ich dir jedoch zu. Sie wird nur deswegen entführt worden sein, weil sie zufällig mit Sabina zusammen war.«
    »Dann wird man sie vermutlich umbringen. Sie hat keinen Wert.«
    »Oder Faustillius hat Recht, und sie steckt mit den Entführern unter einer Decke.«
    Jetzt war Crassus doch empört. »Glaubst du das, Fulcinia? Dann bist du genauso blöd wie er.«
    »Rufina leidet sehr unter Maurus’ Tod, Crassus. Ich weiß nicht, wozu sie fähig ist. Ich weiß nicht, was in ihrem Kopf vorgeht.«
    Aber Fulcinia hatte noch immer Rufinas trostlose Überlegung im Kopf, es könne vielleicht Regulus gewesen sein, der auf Maenius Claudus’ Geheiß ihren Mann umgebracht hatte. War sie auf Beweise gestoßen? Hatte sie deshalb Rache an Sabina Gallina nehmen wollen?
    »Was leidet sie unter dem Tod meines Sohnes!«, polterte Crassus unterdessen wieder los. »Sie sollte froh sein, sich jetzt einen vernünftigen Mann nehmen zu können.«
    »Das meinst du selbst nicht ernst, Crassus. Rufina liebt Maurus, genau wie du.«
    Crassus machte den Mund auf, hielt ihn einen Moment offen und schloss ihn wieder. Er sagte nichts.
    »Wir wollen lieber überlegen, wer ein Interesse an Sabina Gallina haben könnte. Du bist doch auf dem Laufenden mit allen Gerüchten in der Stadt.«
    Sie gingen in ungewohnter Eintracht alle möglichen Motive durch, bis die Kinder wieder zurückkamen.
    »Guck mal, Tante Fulcinia, was wir gefunden haben!« Crispus hielt ihr ein braunes Wollband entgegen, in das sich noch ein rotes Haar verwickelt hatte.

16. Kapitel
    Die mit dem Wolf raunt
    Ein Wald steht da, uralt und viele Jahre von der Axt unberührt;
es ist glaubhaft, dass diesem Ort eine Gottheit innewohnt.
Mitten darin: eine heilige Quelle...
    OVID, AMORES
     
    Rufina hatte noch nicht einmal mehr die Luft zum Atmen, geschweige denn zum Schreien. Mit unendlich langsamen Bewegungen versuchte sie, sich aus der direkten Reichweite des Wolfes zu bewegen. Das Tier blieb stehen und sah sie ruhig an.
    »Du tust mir nichts. Bitte tu mir nichts«, flüsterte sie heiser und schalt sich vollständig verrückt, weil sie mit einer wilden Bestie sprach.
    Seltsamerweise setzte der Wolf sich und folgte ihr nicht, als sie sich weiter von ihm zurückzog. Vielleicht gefiel ihm ja doch ihre Stimme. Sie versuchte es noch einmal.
    »Du bist ein schöner Wolf, ein friedlicher Wolf. Ich tue dir nichts, ich kann mich sowieso nicht gegen dich wehren. Bleib sitzen, schöner Wolf.«
    Sie kroch noch langsamer und vorsichtiger rückwärts und stieß plötzlich mit dem Rücken an ein Hindernis. Unwillkürlich entfuhr ihr ein erschrockenes Keuchen. Sie wagte nicht, den Wolf aus den Augen zu lassen, aber sie tastete mit einer Hand hinter sich und bekam Stoff zu fassen.
    »Er ist satt und zufrieden. Er ist kein Menschenfresser. Steh auf, Römerin.«
    Es war eine raue, gebieterische Stimme, die diesen Befehl erteilte. Hastig rappelte Rufina sich auf und sah sich einer hoch gewachsenen Frau gegenüber, die in eine wunderliche Mischung von Kleidern gehüllt war. Sie hatte Hosen an, wie die Männer sie trugen, derbe Stiefel und einen langen, weiten Rock, den sie an den Seiten hochgesteckt hatte. Darüber eine kurze Tunika und einen Umhang aus unterschiedlichen Fellen. Über ihren Schultern lagen von Grau durchzogene blonde Zöpfe, und ihr Gesicht war braun und wettergegerbt. Aber sie hatte schöne weiße Zähne, die sie zeigte, als sie Rufina anlächelte.
    »Die Wölfin findet oft seltsame Dinge im Wald. Du bist eines der seltsamsten. Folge mir, Feuerbrand.«
    »Ja... ja natürlich.«
    Die Frau sprach ihre Sprache, doch etwas mühselig und mit schwerem Akzent. Aber Rufina war bereit, jeder ihrer Bitten Folge zu leisten, wenn sie nur aus der Reichweite des Wolfes kam. Das Tier aber erhob sich und stellte sich an ihre Seite.
    »Die Wölfin begleitet uns.«
    Es schien zumindest keine direkte Gefahr von ihr auszugehen, also humpelte Rufina hinter der Frau her. Sie musste nicht weit gehen, eine Holzhütte tauchte hinter einer Hecke aus Haselbüschen auf.
    »Hungrig?«
    »Sehr.«
    »Und deine Füße sind wund.«
    »Ja.«
    »Ich heile. Aber erst essen wir. Ich bin Wolfrune.«
    »Ich heiße

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