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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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kurz die Augen. »Ich glaube«, erwiderte sie langsam, »wenn Sigmund sein Schwert hat, werden sein Glück und die Gunst seines Ahnherrn Wotan mit ihm sein. Und das, meine ich, wird Fro Ing und Frowe Hulda bei unserer Hochzeit nicht beleidigen.«
    Und so heirateten Sigmund und Herwodis am Abend vor der Halle. Awilimo bat Fro Ing und Frowe Hulda darum, diese Verbindung mit starken Söhnen und Töchtern zu segnen, und Tiu, die Ehegelübde in Treue zu halten und ihnen den Sieg zu schenken. Die Männer aus beiden Gefolgen standen beisammen und hielten hell leuchtende Fackeln über die beiden, als sie im Schwurring den Eid ablegten und aus einem gläsernen Horn klares Quellwasser tranken. Sigmund hatte einen Arm um die kräftigen Schultern seiner Braut gelegt, als Haribald einem weißen Stier die Kehle durchschnitt, der als Geschenk für die Götter geopfert wurde und Fleisch für das Hochzeitsmahl lieferte. Er tauchte einen Eichenzweig in das Blut und benetzte damit die Anwesenden. Freude erfaßte Sigmund, als die dunklen Tropfen auf ihn fielen. Als er Herwodis umarmte, fühlte er sich berauschend jung und befreit von allem, was ihn beschwert hatte. Der fränkische Wein mit dem Wermutgeschmack, das zuckende Fackellicht und die Wärme seiner Braut an der Seite verklärten Sigmund das Fest, bis die zitternde jungfräuliche Herwodis neben ihm lag, und er sie beruhigend liebkoste, während die vom Fensterglas gebrochenen Mondstrahlen in das Brautgemach fielen. »Ich habe gesehen, wie die Männer meines Vaters die Hengste zu den Stuten führen«, flüsterte sie leise. »Ich weiß, was mich erwartet. Fang an.«
    »Es ist nicht ganz so wie bei den Pferden«, murmelte Sigmund ihr ins Ohr, »es ist schöner...« Er küßte sie wieder und wieder, streichelte sie mit einer fast vergessenen Zärtlichkeit, bis ihr Atmen und Flüstern ihm verrieten, daß sie bereit war. Sigmund hielt sich zurück, so gut er konnte und bewegte sich langsam, und Herwodis ertrug den kurzen Schmerz. Sie biß nur die Zähne zusammen und atmete heftig aus. Dann dauerte es nicht lange, bis ihr Körper weich wurde und sich ihm öffnete. Ein heftiger Schlag wie von Honig auf einem faulen Zahn ließ Sigmund erbeben, als ihr schimmernder weißer Leib auf dem dunklen Laken die Erinnerung an Siglind wachrief... doch in stummer Qual schrie Sigmund auf, als das Vergangene ihn wie ein reißender Strom erfaßte und er in einem rotgoldenen Blitz seinen Samen ergoß.
    Es dauerte lange, bis er sich von ihr löste. Sie wischte ihm eine Träne aus dem Gesicht. »Du weinst«, fragte sie staunend, »warum? Du hast mir nicht sehr weh getan. Ich dachte, es würde sehr viel schlimmer sein.«
    Sigmund küßte sie und ließ den seltsamen Strom aus den Tiefen seiner Seele mit dem Pulsieren seines Körpers langsam versiegen. Er strich ihr über den Kopf und klammerte sich an ihre kraftvolle Wärme, wie ein Mann sich vielleicht vor der Wut einer plötzlichen Flutwelle an einen starken Baum klammert. »Du bist so jung«, flüsterte er erstickt. Er hustete und befreite sich vom Kloß in seiner Kehle, ohne seine neue Frau loszulassen. »Und schön, und klug... warum hast du einen so alten Mann wie mich gewählt?«
    »Weil du sehr viel mächtiger bist als Lingwe. Ganz gleich, wie gut er aussieht und wie jung er ist, er kann niemals hoffen, so stark wie du zu sein, und ich... ich mißtraue Lingwe. Ich glaube, ich könnte ihn nie lieben.«
    »Gut«, murmelte Sigmund, schob die dichten Haare aus ihrer Stirn und glättete sanft die Locken mit den harten Fingern seiner Schwerthand. Sie lagen eine Weile still zusammen, bis Herwodis wieder nach ihm verlangte.

17
DIE WUT
    Sigmund blieb einen Mond in Awilimos Halle. Sie gingen auf die Jagd, aßen, tranken zusammen und sprachen über die Zukunft. So entstand der Plan, daß Sigmund mit Awilimo in den Norden zurückkehren und Sigmunds Volk mit allem Hab und Gut in das Land bringen sollte, das sie südlich des Drachenfelsens auf der germanischen Seite des Rheins besiedeln wollten. Awilimo schickte einen Boten zu dem Römer Sebastianus, mit dem er selbst schon seine Vereinbarungen getroffen hatte. Awilimo erklärte Sigmund, er zweifle nicht daran, daß Rom seinen Segen zu ihren Plänen geben werde. Die kaiserlichen Statthalter, die Awilimo sein Land überlassen hatten, sahen sich von den wilden Stämmen aus dem Osten bedroht, die auf der Flucht vor den Hunnen durch Germanien zogen. Rom fürchtete, daß die Stämme sich eines Tages verbünden und den

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