Rheingold
Aber das kann ich dir sagen, du wirst keine bessere Frowe finden als sie. Ich bin seit drei Jahren bei ihr, seit der Bauernhof meines Vaters von den Burgundern niedergebrannt und geplündert wurde, und ich habe es nie bedauert.« Sie legte die Hand auf den Mund und kicherte. »Sie meint, ich werde vielleicht einen Mann unter den Kriegern ihres Mannes finden. Das hätte ich mir nie träumen lassen, als ich noch den Kuhstall ausmistete...«
»Bestimmt nicht.« Sigmund dachte an die derben Bäuerinnen, die in den umliegenden Höfen die Kühe und Schafe versorgten, und mußte lächeln. Nicht viele Töchter eines Bauern blieben so lange fröhlich und unbeschwert. »Also dann, ich möchte mich waschen, ehe das Wasser kalt wird.«
»Oh... entschuldige, ich wollte dich nicht aufhalten. Du bist mir doch nicht böse?« fragte sie und schob sich mit einer schnellen Bewegung die Haare aus dem Gesicht.
»Sei nicht albern, nun geh schon.« Sigmund unterstrich seine Worte mit einer entsprechenden Geste, und Hilde lief kichernd aus dem Raum.
Sigmund wusch sich und kleidete sich an. Ist heißes Wasser am Morgen eine römische oder eine fränkische Sitte? Wird Herwodis jeden Tag darauf bestehen... ? Einiges sprach schon dafür, fand er und kämmte seine Haare und den Bart, bis sie trocken waren. Er hoffte, Herwodis werde die hellen Silberfäden in dem Goldblond nicht bemerken. In der Halle aß er fetten Käse und trank frisch gemolkene noch warme Milch. Er behielt das Tor im Auge und erwartete, jeden Augenblick Herwodis oder Awilimo zu sehen. Um ihn herum schnarchten Männer, stöhnten oder erhoben sich mit bleiernen Gliedern, rieben sich verschlafen die Augen und schwankten nach draußen. Als Lingwe erschien, aß er im Stehen und drehte Sigmund betont den Rücken zu, der seinen Rivalen nicht weniger unhöflich übersah.
Erst am späten Vormittag erschienen schließlich Herwodis, Awilimo und Haribald. Sie trugen festliche Kleidung - die beiden Männer Tuniken und Herwodis ein langes weißes Kleid, dessen glatte Seide matt schimmerte. Sie faltete die beringten Hände über einer großen viereckigen goldenen Gürtelschnalle. Lingwe drehte sich bei ihrem Eintritt um und ging ihnen zuversichtlich entgegen, so daß er vor Sigmund stand, allerdings so, daß es nicht allzu beleidigend wirkte.
»Wir geben bekannt«, sagte Awilimo laut und klar, »daß meine Tochter Herwodis beschlossen hat, König Sigmund, Wals' Sohn, zu heiraten. Und wenn alle bereit sind, kann die Hochzeit heute abend stattfinden. König Lingwe und sein Gefolge sollen wissen, daß sie bei unserem Fest willkommen sind, wenn sie beschließen zu bleiben, und daß ihnen hier niemand Feindschaft entgegenbringt.« Die meisten der müden Männer aus dem Gefolge von Sigmund und Awilimo jubelten laut. Nur Lingwes Krieger setzten sich auf den Boden und murmelten unfreundlich miteinander. Lingwe kniff die Augen zusammen. Auf seinem Gesicht erschienen rote Flecken wie von verschüttetem Wein, aber er antwortete höflich und ruhig: »Ich danke dir für die Einladung, König Awilimo, aber viele wichtige Dinge verlangen meine Rückkehr, und ich denke, ich sollte so schnell wie möglich gehen. Ich hoffe, dich damit nicht zu beleidigen.«
»Keineswegs«, erwiderte Awilimo, »bleib oder geh, ganz wie es dir beliebt. Wir sind damit einverstanden.«
Lingwe wich Sigmund geschickt aus, als er sich umdrehte und seine Leute um sich scharte. Sigmund trat vor und nahm Herwodis in die Arme. Das seidene Kleid fühlte sich kühl in der schwieligen Hand an, als er den Kopf senkte und sie küßte. Sie erwiderte seine Umarmung herzlich, aber etwas ungeschickt, und er hielt sie fest, bis sie das leise Zittern überwunden hatte.
Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, lachte ihn Awilimo offen an. »Es kommt mir seltsam vor, einen Sohn zu haben, der älter ist als ich«, sagte er, »aber du bist mehr als willkommen in unserer Sippe, Sigmund.«
Haribald blickte düster auf Lingwe, der sich über einen seiner Männer beugte, der in der Nacht zuvor zuviel getrunken hatte, und ihn heftig schüttelte. Aber dann sah auch er Sigmund lachend an. »Ich hoffe, du wirst es nicht bedauern«, sagte er heiser. »Also, wie sind bei den Sachsen die Heiratsriten? Gibt es etwas, worauf du bei der Hochzeit bestehst?« »Ich bin mit jedem Ritual einverstanden, wenn ich nur mein Schwert behalten kann.«
Haribald runzelte die Stirn und sagte zu Herwodis: »Das ist nicht üblich. Was meinst du dazu?«
Herwodis schloß
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