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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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miteinander, bis Sigfrid den anderen mit brutaler Gewalt soweit rückwärts bog, daß Gunter auf die Erde fiel. Sigfrid drückte ihm ein Knie auf den Bauch, und Gunter keuchte: »Ich ... gebe auf.« Sigfrid ließ ihn sofort los. Gunter stand auf und sagte staunend: »Du bist wirklich stark. Du bist stärker als die meisten Krieger meines Vaters, und er hat in seiner Truppe die besten Kämpfer nördlich von Rom.«
    »Die besten Kämpfer nördlich von Rom sind die Alemannen«, erwiderte Sigfrid. »Aber ich habe im letzten Winter die Hälfte von Alprechts Kriegern im Ringen besiegt. Ich wette, jetzt würde ich sie alle bezwingen. Willst du es auch versuchen, Hagen?«
    »Ich soll auf Gudrun aufpassen und nicht spielen«, erklärte Hagen abweisend.
    »Du willst nicht, weil du nicht wie dein Bruder besiegt werden möchtest.«
    »Das werden wir gleich sehen. Ich glaube, hier haben wir nichts zu fürchten.«
    Hagen duckte sich wie ein Wolf, wich Sigfrids Angriff geschickt aus und packte blitzschnell seinen Arm. Sigfrid befreite sich mühelos aus dem Griff des Jüngeren, aber Hagen stellte ihm ein Bein, umfaßte ihn mit beiden Händen, und sie gingen gemeinsam zu Boden. Dabei stellte Sigfrid überrascht fest, daß Hagen unter der dunkelroten Wolltunika ein Kettenhemd trug. Die beiden rollten über das Gras, wobei jeder versuchte, den anderen unter sich zu halten. Das Kettenhemd behinderte Hagen, doch Sigfrid war ihm an Kraft und Größe ohnehin überlegen. Deshalb dauerte es nicht lange, bis Sigfrid ihm die Arme auf dem Rücken festhielt und auf seinen Beinen kniete. Hagen versuchte, ihn abzuwerfen, aber er war bereits außer Atem, und Sigfrid ließ nicht los. »Gibst du auf?« fragte Sigfrid. Hagen schüttelte den Kopf und wehrte sich mit aller Kraft. »Gib auf, du weißt doch, daß du verloren hast.« Er verdrehte Hagen die Arme etwas mehr; Hagen keuchte, schwieg jedoch hartnäckig.
    »Er gibt auf?« rief Gudrun, »laß ihn los. Du tust ihm weh.«
    »Er soll mit dem Kopf nicken, wenn er nichts sagen will. Du mußt dich nicht schämen, Hagen. Du hast wirklich gut gekämpft«, sagte Sigfrid beruhigend, denn ihm war die ganze Sache inzwischen unangenehm.
    Hagen blickte auf Gunter, der ihm zunickte und sagte: »Nun mach schon, Hagen. Stell dich nicht so an.«
    »Ich gebe auf«, murmelte Hagen. Sigfrid ließ ihn los und half ihm beim Aufstehen. »Wir werden den Kampf irgendwann wiederholen«, sagte Hagen.
    Sigfrid wußte nicht, ob er das als Drohung oder als Freundlichkeit auffassen sollte. Er musterte Hagen, entdeckte aber kein Anzeichen von Feindseligkeit. Regin hatte ihn gewarnt und gesagt, er könne sich mit seiner Kraft viele Feinde machen, wenn er zu stolz darauf sei. Deshalb lächelte Sigfrid dem Burgunder versöhnlich zu. Hagen stand reglos vor ihm, als versuche er, sich an etwas zu erinnern. Dann öffnete er den Mund, so daß Sigfrid seine spitzen weißen Zähne sah. Sigfrid glaubte im ersten Augenblick, er werde knurren. Dann begriff er, daß Hagen zu lächeln versuchte. Er empfand das als eine eigenartige Auszeichnung, als sei Hagens freundliche Geste mehr ein Tribut an die eigene Tapferkeit als ein Eingeständnis der Niederlage. »Gern«, erwiderte Sigfrid, und Hagens Miene wurde wieder ernst. Sigfrid fragte: »Weshalb trägst du ein Kettenhemd? Niemand von euch tut das, denn schließlich kommt ihr in friedlicher Absicht.«
    »Ich trage es immer. Es ist eine gute Übung. Außerdem weiß man nie, ob man nicht plötzlich angegriffen wird.«
    Regins Worte, dachte Sigfrid und wußte plötzlich, an wen ihn Hagen erinnerte. »Du bist wirklich so spitz wie ein Haken, weißt du das? Hat dein Vater dir tatsächlich diesen Namen gegeben?«
    »Ja.«
    »Aber warum hast du nicht einen Namen, der mit G anfängt?« Sigfrid konnte gerade noch rechtzeitig die Hand heben, um Gudruns Schlag abzuwehren. »Laß gefälligst meinen Bruder in Ruhe!« rief sie empört. »Habt ihr Alemannen denn überhaupt kein Benehmen?« Sigfrid lächelte und hob entschuldigend die Hände. »Tut mir leid, Hagen. Ich wollte mich wirklich nicht über deinen Namen lustig machen.«
    »Meine Mutter hat diesen Namen gewählt«, erwiderte Hagen. »Reg dich nicht auf, Gudrun.« Er zog sie beiseite und flüsterte ihr etwas ins Ohr, wobei er Sigfrid vorsichtig mit seinen schräg stehenden Augen ansah.
    Gudrun ballte die Fäuste und runzelte die Stirn. »Er dürfte so etwas nicht sagen, denn schließlich habt ihr euch gerade erst kennengelernt.«
    »Findest du Streit

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