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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Arbeit abgenommen - Hreidmar ist etwas zu weit gegangen, und ich
    hätte die Waage ohnehin wieder ins Gleichgewicht bringen müssen. Jetzt hast du das für mich besorgt. Ich danke dir, Zwerg.« Loki winkte fröhlich dem dunklen Felsen zu, in dem Andravari verschwunden war, flammte auf und eilte zurück zu Hreidmars Halle.

4
DAS WERGELD
    Der Himmel im Westen färbte sich gerade golden um die allmählich rot werdende Sonne, als Fafnir und Regin erschienen, um Wotan und Hörnir aus der Hütte zu holen, wo sie drei Tage zwischen dem Getreide gewartet hatten. Wie Hreidmar versprochen hatte, gab man ihnen zu essen und behandelte sie gut, obwohl die Männer, die ihnen die Mahlzeiten brachten, oft leise fluchten und vor ihnen ausspien. Die Götter hatten die Klagen der Leichenfeier gehört; die Trinksprüche zu Ehren des Toten übertönten den Lärm in der Halle. Hin und wieder drangen Flüche und Schreie von einem Handgemenge zu ihnen herüber. Die beiden Götter wußten, daß Hreidmar Männer ausgeschickt hatte, um die Leiche seines Sohnes am Rhein zu suchen, aber man hatte weder den enthäuteten Otterkörper noch den Leichnam des Mannes gefunden. Wotan hätte Hreidmar sagen können, welcher Fisch und welche Wasserkreaturen Otturs Fleisch von den Knochen gefressen hatten, aber er tat es nicht. Hreidmars Söhne kamen in Waffen; sie trugen Lederwämse mit Eisenplatten über Brust und Rücken und mit Eisenbändern verstärkte Lederkappen. Nach der dreitägigen Trauerfeier waren ihre Hosen fleckig von Bier und Schmutz. Der stählerne Glanz von Fafnirs gezogenem Schwert stand in krassem Gegensatz zu der unsauberen Kleidung und den Rostflecken auf seiner Rüstung. Regin hielt ein Seil in der Hand. Sein Schwert steckte in der Scheide. Als Fafnir sprach, klang seine Stimme heiser und rauh. Es war kaum mehr als ein Flüstern. »Euer Fuchs ist nicht gekommen. Raus jetzt, ihr Mörder, bezahlt das Wergeld für meinen Bruder.«
    Wotan und Hörnir verließen langsam die Hütte und wahrten einen sicheren Abstand zu Fafnir und seinem Schwert, das er auf Wotans Kehle gerichtet hatte. Regin trat schweigend vor, und sie streckten die Hände aus, damit er sie fesseln konnte. Hreidmars jüngerer Sohn sagte nichts, aber Wotan spürte in den angespannten Muskeln des Schmieds den mörderischen Haß. Seine schwieligen Hände verkrampften sich so sehr, daß er kaum das Seil verknoten konnte, das er schließlich so fest zog, daß es den Göttern in die Haut schnitt. Regin riß heftig an dem Strick, denn er wollte die beiden Gefangenen zum Stolpern bringen, als er sie hinter sich herzog, aber das gelang ihm nicht. Wotan blieb völlig gelassen, und als der Schmied ihn mit blutunterlaufenen Augen herausfordernd ansah, erwiderte er teilnahmslos und kalt seinen Blick. »Na los!« befahl der Schmied heiser und ging in Richtung Halle. Er zog jedoch nicht noch einmal am Seil. Die beiden Götter folgten ihm ruhig, aber sie ließen Fafnir nicht aus den Augen; wenn den großen Krieger
    die Raserei erfaßte und er sie angriff, dann, so wußte Wotan, wäre sein Plan nicht mehr zu verwirklichen. Aber Fafnir hielt sich zurück, als sein Bruder die beiden Gefangenen zur Vorderseite der Halle führte, wo an einem roh gezimmerten Galgen bereits ein Seil im Wind schaukelte. Die Sonne ging jetzt schnell unter. Ihre Strahlen tauchten den Himmel hinter dem Banner der windgepeitschten schwarzen Wolken, die aus dem Norden herbeijagten, in blutiges, fleckiges Rot. Hreidmar trug einen schwarzen Umhang, der seinen massigen Körper verhüllte. Er stand unter dem Galgen, und seine Männer bildeten einen Halbkreis um ihn. In der Hand hielt er Wotans Speer; es kostete ihn Mühe, die Waffe zu halten, die nicht für die Hand eines Sterblichen bestimmt war. In seinen starren blauen Augen glühte Haß - und, wie Wotan sah, bittere Enttäuschung, die wie Gift dicht unterhalb seines Bewußtseins nagte.
    »Der Spruch ist ergangen, und der Schwur ist gehalten worden«, begann er. »Adler und Storch, ihr hattet eure drei Tage, aber euer Bote ist nicht zurückgekommen. Da ihr das Wergeld nicht in Gold entrichten könnt, müßt ihr es mit eurem Leben bezahlen.«
    »Die Sonne ist noch nicht untergegangen«, erwiderte Wotan. »Aber sie geht gerade unter, und seit Mittag ist niemand an den Grenzen meines Landes erschienen. Was für eine Kreatur euer Fuchs auch sein mag, er ist nicht hier erschienen. Hinauf mit dir, Adler. Wir
    wollen sehen, wie du fliegst.« Er lachte böse und laut, und das

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