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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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waren.
    »Sie müssen auch von außen bedeckt sein!« rief er mit verzerrten Mundwinkeln. Loki begann achselzuckend, Armringe, Halsreifen und kostbare Broschen um die von Gold starrenden Beine zu häufen. Von der meisterhaften Handwerkskunst ebenso fasziniert wie von der Menge des Goldes, schob Regin das Schwert in die Scheide; Münzen fielen mit einem hohen reinen Ton auf juwelenbesetzte Schnallen, auf Ringe; der Klang schien nicht mehr zu enden, sondern tönte in seinem Kopf weiter, bis das Klimpern und Klirren des wachsenden Horts vor seinen Augen von dem hohen Ton in seinem Kopf nicht mehr zu trennen war. Fafnir stand der Mund offen, und er ließ sein Schwert fallen. Der Schein des Feuers brach sich auf dem Schatz und blendete ihn. Das rotgoldene Funkeln und Strahlen wurde immer stärker und stärker, als Loki das Gold um die Beine des Otters auftürmte, bis sie schließlich verschwanden. Er füllte den Platz, wo Otturs Herz geschlagen hatte, seine Eingeweide gewesen waren und steckte in den Kopf einen Schädel aus reinem Gold. Ringe für Kinder oder zierliche Frauen fanden Platz in der Schwanzspitze. Loki drehte mit seinen geschickten Fingern schnell einige der spiralenförmigen Armreifen gerade und schob sie durch die Ringe, bevor Hreidmar den Mund öffnen konnte, um sich über den Hohlraum zu beschweren. Lingheid, Lofanheid und Hreidmar ließen das Otterfell los und traten zurück. Sie mußten es nicht länger halten. Das Gold gab dem Fell genügend Halt. Es reichte bereits bis über die Hüfte des menschengroßen Otters, bedeckte schließlich die schmalen Schultern und den gekrümmten Rücken, legte sich auf den erhobenen Kopf, bis auch er unter dem Gold verschwand, als Loki das letzte Stück, eine dünne, handtellergroße Münze aus dem hohen Norden mit aufgeprägtem Pferd und Reiter, gefaßt von einem Ring aus Runen mit noch sichtbaren roten Farbspuren in den feinen Linien auf die Spitze von Otturs brauner Schnauze gelegt hatte.
    Lingheid und Lofanheid rieben sich die schmerzenden Arme und blickten ebenso staunend wie ihr Vater und ihre Brüder auf den geheimnisvollen Goldschatz. Fafnir trat als erster vor - seine breiten Schultern zitterten leicht, als er sich, im Bann des feurigen Goldes vorbeugte, um zu überprüfen, ob vielleicht...
    Als er die Wölbung über Otturs Kopf betrachtete, sprang er mit einem triumphierenden Aufschrei zurück. »Dort!« schrie er und wies mit dem dicken, narbigen Finger auf einen winzigen Spalt in dem Haufen. »Du hast ihn noch nicht ganz bedeckt. Ich kann die Spitze eines Schnurrhaares sehen. Das Wergeld ist noch nicht bezahlt.«
    Wotan warf Loki einen Blick zu, der umständlich seinen Beutel untersuchte und zeigte, daß er leer war. Nur Staub fiel heraus, als er ihn schließlich ausschüttelte.
    »Wenn ihr das Wergeld nicht voll entrichten könnt, müßt ihr mit eurem Leben bezahlen«, rief Regin höhnisch, aber seine Augen waren starr auf das Gold gerichtet. Nur die Flammen des Feuers spiegelten sich darin, die sich in unzähligen Funken im rötlichen Schein des Goldes brachen und in der Tiefe seiner Pupillen zu tanzen schienen.
    Loki hob achselzuckend die Hände, und im Feuerschein funkelte der Drachenring an seinem Finger.
    Hreidmars Kopf fuhr herum. »Dieser Ring wird das Schnurrhaar bedecken. Ich will ihn haben mit oder ohne dein Blut.«
    Loki zog den Ring vom Finger und legte ihn auf die Spitze des Haares, das wie ein winziger Faden aus dem Gold hervorragte. »Nimm ihn, wenn du willst. Aber ein kluger Hecht hat mir gesagt, daß du nicht viel Freude daran haben wirst.«
    Hreidmar lächelte. »Das werden wir sehen.« Er steckte den Ring an den Finger und wies auf Wotans Speer neben dem Tor. »Geht jetzt«, sagte er, »meine Männer stehen draußen. Geht an ihnen vorbei, wenn ihr könnt, aber geht, und laßt meine Familie in Frieden. Das Wergeld ist voll bezahlt, und ich möchte nichts mehr mit euch zu tun haben.«
    Ohne einen Blick zurück ging Wotan zu seinem Speer und nahm ihn an sich. Dann verließen die Götter schweigend Hreidmars Halle. Die mit Speeren und Dolchen bewaffneten Krieger draußen spürten nur einen heftigen Windstoß und ein paar Regentropfen. Der eine oder andere glaubte, einen zuckenden Blitz zu sehen, aber mehr nicht. Die Männer blieben stumm stehen, denn der Hauch von Wotans Wind auf ihren Gesichtern machte ihre Augen blind, lahmte ihr Denken und ihre Bewegungen, als seien ihre Muskeln und Sehnen zu Eisenketten geworden, die die Knochen

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