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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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aufgesprungenen Lippen, als er den Kopf hob. Er versuchte, die unzähligen Funken vor seinen Augen durch Blinzeln zu vertreiben, und leckte vorsichtig mit der blutigen Zunge über die Lippen. Dann flüsterte er:
    »Ich habe Fafnir getötet. Meine Sippe ist gerächt, und Otturs Wergeld gehört dem, der es haben will.«
    Erschöpft schloß er wieder die Augen. Der Zwerg schien erregt und redete laut auf ihn ein. »Du hast einen großen Sieg errungen! Du hast Fafnir bezwungen! Du bist ein Held! Dein Ruhm wird bis ans Ende aller Tage von den Menschen besungen werden!« Sigfrid stöhnte wieder. »Hast du... die Salbe? Meine Haut... ist verbrannt.«
    Regin gab keine Antwort. Er starrte auf den Boden und schwieg lange. »Du hast meinen Bruder getötet«, murmelte er schließlich, »und ganz bestimmt trifft auch mich die Schuld an seinem Tod. Aber das Werk ist noch nicht vollendet. Ich habe den Zwergen versprochen ...« Die anderen Worte waren unverständlich. Aber er kniete neben Sigfrid und zog eine Tonflasche aus dem Sack. Regin tränkte ein Tuch mit der Flüssigkeit und betupfte damit vorsichtig Sigfrids Arme und Beine. Sigfrid mußte die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien, denn bei der Berührung brannte seine Haut wie Feuer, aber bald setzte die betäubende Wirkung der Salbe ein. Ihm wurde leicht schwindlig, und eine angenehme Wärme strömte durch seinen Körper. Regin musterte ihn mit seinen dunklen Augen und legte zum Abschluß behutsam das feuchte Tuch auf Sigfrids Gesicht und nahm es dann wieder weg. »Danke«, flüsterte er schwach.
    »Du darfst jetzt nicht schlafen!« befahl ihm Regin, »du hast mit deinem Schwert das Herz des Drachen getroffen, aber du brauchst mein Schwert, um es aus dem Schlangenleib herauszuschneiden.«
    »Warum?«
    »Der Leib in dieser Form wird sich bald auflösen, und mit ihm verschwindet das Wissen des Drachen. Nur wenn es dir gelingt, sein Herz über den reinen Flammen deines Notfeuers zu braten, bleibt die Kraft des Drachen in dem Herzen erhalten. Nur dann können wir das Gold gewinnen, so wie der Fuchs es einst Andvari genommen hat.«
    Sigfrids Klarheit war geschwunden. Die Salbe machte ihn willenlos. Er hörte Regins Worte nur undeutlich und wie aus weiter Ferne. Aber er vertraute ihm und stand langsam auf. Er wehrte sich nicht, als Regin ihm den Schwertgurt löste und sagte: »Ich halte dein Schwert, während du das Drachenherz mit dieser Klinge herausschneidest.« Er drückte ihm Ridills Eichengriff in die Hand. Sigfrid fühlte nichts. Aber seine Finger legten sich wie aus alter Gewohnheit um den Griff. Dann ging er schwankend zu dem großen Leib des Lindwurms, aus dessen Wunde noch immer Blut floß. Er stieß die Klinge in das starre Fleisch, bis die Spitze gegen etwas Hartes prallte. Dann stemmte er sich mit beiden Beinen fest auf den Boden und schnitt den harten, blutigen, schwarzen Klumpen heraus. Regin verzog keine Miene, aber seine dunklen Augen leuchteten gierig.
    »Das ist das Herz«, krächzte er, »komm zu mir. Ich habe alles, damit du dein Notfeuer entzünden kannst.« Er reichte Sigfrid den kleinen Bogen und den runden Stab und sagte: »Es wird schnell brennen, denn noch glüht in dir das Feuer des Kampfs.« Und wirklich, Sigfrid drehte den Stab nur ein paarmal hin und her, als er bereits Feuer fing. Regin brachte dürre, halb verkohlte Zweige, und die Flammen loderten auf.
    »Jetzt halte das Herz in das Feuer!« rief er triumphierend. Sigfrid gehorchte. Die Flammen zischten, schwarzer Rauch stieg auf, hüllte ihn ein und lahmte ihn. Er sah, wie Regin zu dem Lindwurm rannte, die Hände unter die Wunde hielt, das dunkle Blut auffing und davon gierig trank.
    Aber kaum hatte der Zwerg das Blut geschluckt, als er den Mund in einem tonlosen Schrei aufriß, die Fäuste ballte und sich in Zuckungen am Boden wand. Er stand unter dem Bann der dunklen Macht, die sich mit dem Blut seiner bemächtigt hatte. Regin schrie schauerlich, und grünlicher Schaum trat ihm vor den Mund. Dann blieb er keuchend liegen. Es dauerte lange, bis er sich wieder erhob. Seine Augen funkelten böse und schienen von wildem Wahnsinn erfaßt. Sigfrid glaubte, der Zwerg werde größer und größer. Ein gespenstischer Schein leuchtete um seinen Kopf.
    »Jetzt gib mir das Herz meines Bruders!« befahl er mit lauter, unheimlicher Stimme, die wie Donner in Sigfrids Kopf hallte. Aber Sigfrid konnte sich nicht bewegen und auch nichts sagen. Als Regin ihn in dieser Starre vor dem Feuer sitzen

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