Rheingold
nachgaben. Fafnir klammerte sich beim Sturz an sein Gold. Das Pferd fiel wie ein dunkler schwerer Sack zu Boden und begrub ihn unter sich. Das andere Pferd riß am Zügel und wieherte angstvoll. Wenn Fafnir tot ist, dachte Regin, dann gehört das ganze Gold mir ... Zu seiner Enttäuschung arbeitete sich sein Bruder aber fluchend unter dem leblosen Pferdeleib hervor.
Regin saß langsam ab. »Wohin wollen wir eigentlich?« fragte er. Fafnir deutete auf eine Stelle stromabwärts, wo ein Felsen höher als alle anderen aus dem Wald aufragte. »Dorthin«, erwiderte er. »Die Römer haben dort manchmal Steine gebrochen, und es gibt eine große Höhle mit einem kleinen Eingang. Wir können ihn leicht bewachen.« Er lachte heiser und vielsagend. »Dort habe ich früher mit... nun ja, da können wir unser Gold in Sicherheit bringen. Einer wird den Eingang bewachen, während der andere schläft.«
»Wie sollen wir dorthin kommen?«
Fafnir wies auf den Fluß. Ein Floß trieb auf sie zu. Der alte Fährmann lenkte es zum Ufer. »Können wir uns ihm anvertrauen?« fragte Regin mißtrauisch. »Stell dir vor, er ahnt, was für einen Schatz wir bei uns haben und will uns betrügen. Er könnte auch verraten, wohin wir geflohen sind...« Ein gefährliches, böses Grinsen entstellte Fafnirs Gesicht. »Wir werden ihn natürlich töten, wenn wir am Ziel sind. Manchmal finde ich dich wirklich sehr einfältig, kleiner Bruder.«
Regin griff unwillkürlich nach dem Schwert an seinem Gürtel, aber seine Finger fanden nur das geprägte Leder der Scheide.
Fafnir grinste noch breiter und entblößte seine abgebrochenen gelben Zähne. »Wenn nötig mit unseren Händen.«
Als er das graue Haar des Fährmanns und den langen weißen Bart im Wind wehen sah, wußte Regin, der alte Mann würde sich nicht gegen den eisernen Griff eines Schmieds, wie er es war, wehren können.
Das Floß erreichte das Ufer. Der Fährmann stemmte die Stange zwischen die Felsen und hielt es in der Strömung. »Wollt ihr flußabwärts?« fragte er mit rauher Stimme, »und könnt ihr einen Fährmann bezahlen?« Ohne zu antworten, führte Fafnir das Pferd, das ihm noch geblieben war, auf das Floß, das unter der Last tief ins Wasser sank und gefährlich schwankte, bis er mit dem Tier in der Mitte stand. Ich kann ihm nicht trauen, dachte Regin, ich könnte jetzt mit meinem Anteil einfach davonreiten. Aber er wußte, auch seine Pferde waren völlig erschöpft. Er würde nicht weit kommen... und die Hälfte des Goldes befand sich bereits mit seinem Bruder auf dem Floß. Langsam führte er die beiden Pferde zum Ufer hinunter. Obwohl es für solche Lasten nicht gemacht zu sein schien, kenterte es erstaunlicherweise nicht, als Regin mit den beiden Pferden auf den Planken stand, obwohl die Wellen es zunächst überfluteten und sie bis zu den Knöcheln im Wasser versanken. Fafnir und Regin verteilten die Lasten gleichmäßig und nahmen das dritte Pferd in die Mitte. Als das geschehen war, drehte sich der Fährmann schweigend um und lenkte das Floß zu dem steilen Felsen, den Fafnir ihm als Ziel gewiesen hatte.
Das Floß trieb langsam flußabwärts. Der Fährmann hatte zwar Mühe, die schwere Fracht in den schaukelnden Wellen im Gleichgewicht zu halten, aber er erreichte sicher das Ziel.
»Womit wollt ihr mich bezahlen?« fragte der alte Mann krächzend und sah Fafnir unter dem breitkrempigen Hut durchdringend an. Der große Krieger rührte sich nicht, und als der Alte seinen scharfen Blick auf Regin richtete, griff Fafnir mit der einen Hand nach dem Hals des Mannes, ohne dabei das Pferd mit dem Gold loszulassen. Doch hinter dem struppigen grauen Bart löste sich der faltige Hals unter seiner Faust in grauen Nebel auf, und der Fährmann war verschwunden.
Regin und Fafnir starrten sich verblüfft an. Regins Beine zitterten vor Entsetzen, und er glaubte, im nächsten Augenblick zu Boden sinken zu müssen. Die Pferde an Land zu bringen, erwies sich als schwierig. Zweimal wäre das Floß beinahe gekentert, und als sie das dritte Pferd an den Rand führten, neigte sich die Truhe mit dem Gold gefährlich dem Wasser entgegen. Regin stemmte sich mit all seiner Kraft von unten dagegen und ging gebückt neben dem Pferd ans Ufer, wo er sich schließlich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufrichtete. Er rang keuchend nach Luft, aber als er Fafnirs prüfenden Blick sah, zwang er sich zu einem Lächeln und stieß atemlos hervor: »Alles in Ordnung. Ich habe mich nicht verletzt!«
»Gut, dann
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