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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Symbol eingraviert: acht Dreizacke bildeten mit den nach außen gerichteten Zacken einen strahlenden Kreis. In ekstatischer Trance zog Fafnir die goldene Panzerkappe über die langen wirren Haare und spürte sofort, wie eine machtvolle Zauberkraft seine jämmerliche, besudelte Menschlichkeit verbrannte. Er glaubte zu spüren, daß seine Seele sich wie eine große Schlange um das Gold wand, ganz wie der Drache seines Rings um den Rubin. Von der Schwäche seines menschlichen Körpers befreit, würden seine Augen niemals ermüden. So überließ sich Fafnir seinem Traum, verfiel willig der Macht des Goldes und der Magie der Tarnkappe, die er jetzt trug.

    *

    Regin kam am späten Nachmittag wieder zu Bewußtsein. Die roten Strahlen der tiefstehenden Sonne drangen wie spitze Dolche durch seine schweren Augenlider und in den wunden Kopf. Der Mund war trocken, die Zunge geschwollen, sein ganzer Körper, vor allem aber sein Hinterkopf schmerzte schrecklich. Vorsichtig betastete er den Punkt, von dem der brennende Schmerz ausstrahlte, und schrie auf, als sein Finger die dicke Beule berührte. Unter ihm floß kühl und verlockend der Rhein. Über ihm rief noch immer der reine feurige Klang des Goldes. Regin blieb eine Weile unschlüssig liegen, dann begann er, den Abhang hinaufzukriechen. Der Schweiß lief ihm über die Stirn. Die Wunde stach und brannte wie der Biß einer Schlange. Aber Regin kroch weiter, denn das Gold hatte ihn in seinem Bann. Er schleppte sich über Felsbrocken und Ranken zum Eingang der Höhle und überwand schließlich die Angst vor der schwarzen Öffnung, hinter der eine tödliche Macht zu lauern schien. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah Regin seinen Bruder auf dem Gold liegen. Sein nackter Leib und das Gesicht verschwanden beinahe im glänzenden Metall. Ein phosphoreszierender Schatten schien über ihm zu schweben. Und dann sah Regin es deutlich: Ein schemenhafter Drache ringelte sich um den Hort. Seine Schuppen schimmerten schwach wie ein Strom durchscheinender Goldmünzen, und in dem großen Kopf saßen lidlos Fafnirs Augen, aus denen der Wahnsinn sprach. Namenloses Entsetzen erfaßte Regin, als der Schattendrache das Maul öffnete und ihn anzischte. Selbst seine Gold gier war nicht so groß wie die Panik, die ihn den Abhang hinunterjagte, noch ehe er einen Gedanken fassen konnte. Seine Hose hing ihm warm und feucht um die Beine, der scharfe Geruch von Pisse stieg ihm in die Nase. Er beugte sich vor und übergab sich. Stechende Schmerzen durchzuckten bei jeder Bewegung seinen Kopf. Schluchzend kroch er zum kühlen Wasser des Rheins, um den Gestank von seinem Körper zu waschen und den bitteren Geschmack aus dem Mund zu spülen. Als Regin zitternd aus dem Wasser stieg, zog er seine stinkenden Kleider wieder an. Im Stehen verschwamm alles vor seinen Augen. Ein kalter Wind blies über den Fluß, der an Schärfe zunahm, je tiefer die Sonne sank. Er fand Schutz zwischen ein paar Felsbrocken und drückte sich wärmesuchend an den Boden.
    Die Nacht verging mit fiebrigem Schüttelfrost und beißender Kälte. Er fiel immer wieder in einen kurzen alptraumartigen Schlaf, in dem er um sich schlug und schrie, wenn das Gold hinter seinen Augen brannte, die Flammen zwischen dem Schatz aufloderten und der Drache, dessen schimmernde Schuppen durch Regins Kopf wirbelten, sich darum wand. Einmal rief er nach Lofanheid, einmal nach seinem Vater, aber seine Verzweiflung wurde nur noch größer, als ihm einfiel, daß seine Schwester weit weg war, und er seinem Vater etwas Schreckliches angetan hatte, obwohl er nicht genau wußte, was. Er dachte an die unheimlichen Wanderer und glaubte zu sehen, wie Fafnir das Schwert zog. Aber als er seinen Vater zu Boden sinken sah, meinte er, die Tiwaz-Rune an seinem eigenen Schwertgriff zu spüren. Immer wieder übermannten ihn schreckliche Schmerzen. Es ist die Kopfwunde, sagte er sich, aber tief in seinem Innern wußte er, daß die Macht des Goldes ihm und seinem Bruder den Verstand geraubt hatte, und daß er deshalb allein am Ufer des Rheins lag, während Fafnir nur noch halb Mensch und schon halb Drache den Schatz bewachte -Regin fragte sich, ob er jemals wieder ein normaler Mensch sein könne. Erst als die Sonne aufgegangen war, die den Tau auf seinen kalten nassen Kleidern trocknete und seinen zitternden Körper wärmte, fiel er in einen tiefen Schlaf, in dem ihn keine Alpträume und schaurigen Visionen quälten. Als Regin zum zweiten Mal erwachte, war

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