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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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von Metall, das von den Hammerschlägen des Schmieds bearbeitet wurde. Aber alles blieb stumm bis auf das Summen der Bienen in den Blumen und das Zwitschern der Vögel in den Zweigen.

    *

    Am nächsten Morgen wollte Sigfrid früh ausreiten. Aber als er aufstand, stellte er zu seiner Verwunderung fest, daß sich vor der Halle viele Leute versammelt hatten. Er sah die Sachsen und alle Krieger, die mit ihm zu Lingwe in den Norden gesegelt waren. Hochrufe wurden laut, als er erschien, und alle liefen auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Unter großem Jubel führten sie ihn in die Halle. Die langen Tafeln bogen sich unter Hochzeitsgeschenken: Leinentücher und bestickte Decken, gefüllt mit Gänsedaunen, kunstvoll geschnitzte Gegenstände aus Holz, Truhen und Teller, Krüge und Gläser. Vierundzwanzig Tonkrüge mit Honigmet für Sigfrid und Gudrun als besonders kostbares Geschenk für die Hochzeitsfeier, damit die Ehe glücklich und mit vielen Kindern gesegnet sei. Blaue gläserne Pokale standen neben den dazu passenden Krügen, die mit schimmernden Glasblüten verziert waren. Die vielen Geschenke, die dort lagen, nahmen kein Ende. Alprecht und Herwodis standen am Kopf der Halle und lächelten glücklich, als Sigfrid sprachlos stehenblieb. Später erinnerte er sich, wie Hildkar ihm auf die Schulter schlug, wie Otkars Tochter Sigrid ihn schüchtern anlächelte, bevor Theobalts breite Schultern alles verdeckten. Kunitruts dicke Witwe Donaris lachte hell, als sie den verwirrten Sigfrid sah. Alles andere ging unter und verschwamm in seiner Erinnerung wie das Lärmen und die Aufregungen einer Schlacht. Er wußte nur, daß er hilflos inmitten seiner Freunde stand und immer wieder murmelte: »Danke, danke, danke...«, und einfach nicht verstand, was er getan hatte, um diese Fülle von Geschenken, Zuneigung und Glückwünschen für seine Hochzeit zu verdienen. Es dauerte lange, aber schließlich bildete sich eine Gasse, so daß er zu seiner Mutter und zu seinem Vater gehen konnte.
    »Du hast doch wohl nicht im Ernst geglaubt, du würdest dich mit leeren Händen und allein davonstehlen können?« fragte Alprecht und umarmte seinen Sohn. »Da Herwodis und ich nicht mit dir kommen können, so wollen wir doch dafür sorgen, daß die Burgunder feststellen, daß wir nicht vergessen haben, daß du heiratest. Wir haben zwei deiner Schiffe vorbereitet. Du kannst deine Krieger und Pferde mitnehmen.«
    »Danke! Aber das wäre doch nicht nötig gewesen!«
    »Du gehst nach Worms, wie es deinem Rang und unserem Haus entspricht«, erklärte Herwodis feierlich. Dann sagte sie lächelnd: »Und hier, das ist mein Hochzeitsgeschenk für dich und Gudrun.« Ein kaum hörbares »Miau ...« ertönte, als sie aus ihrem Umhang ein winziges flauschiges Wesen hervorzog. Das Kätzchen sah Sigfrid und miaute wieder, aber diesmal etwas lauter. Mit großen Augen sah er das winzige Knäuel an. Er hatte in Gallien zahme Katzen gesehen, aber bei den germanischen Stämmen waren sie eine Seltenheit.
    »Oh, wie niedlich«, murmelte er. Und als seine Mutter ihm das Kätzchen in die Hand legte: »Danke... aber, was soll ich damit machen?« Herwodis lachte. »Sei gut zu ihr, dann wird Frowe Hulda deine Ehe mit vielen Kindern und Liebe segnen. Wenn du sie ärgerst, wird es an deinem Hochzeitstag regnen, und deine Frau wird dich verprügeln.«
    Sigfrid kraulte das Kätzchen mit einem Finger zwischen den winzigen spitzen Ohren, und es begann sofort zu schnurren. Dann spazierte es auf seinem Arm herum. Er hielt es fest, bevor es herunterfallen konnte, und drückte es an die Brust, wo es sich in seine Tunika krallte.
    Alprecht und die umstehenden Krieger lachten unverhohlen, und auch Herwodis legte kichernd die Hand vor den Mund. Sigfrid spürte, wie seine Ohren heiß wurden vor Verlegenheit. »Hmm... und was frißt sie?«
    »Milch, Fleisch und Fisch. Auch in Milch aufgeweichtes Brot. Wenn sie größer ist, wird sie Mäuse für dich fangen.« Sigfrid drückte Herwodis einen Kuß auf die Stirn und hielt dabei das Kätzchen vorsichtig fest. Dann wollte jeder Sigfrid die eigenen Geschenke zeigen, erzählen, wie sie gemacht waren oder woher sie stammten. Er bedankte sich bei allen, bis ihm fast schwindlig wurde vor soviel Freundschaft und Zuneigung.
    »Ich komme zurück. Ja, ich verspreche es«, sagte er immer und immer wieder.
    Schließlich begannen seine Leute, die Tafeln abzuräumen und die Geschenke hinunter zu den Schiffen zu tragen. »Frija segne dich«, sagte Sigfrid zu

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