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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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sein, einen solchen Deckhengst zu haben. Na los, Sigfrid! Lauf hinauf zur Halle. Ich glaube, man weiß schon, daß du wieder da bist.«
    *
    Nach der hellen Sonne war Alprechts Halle dunkel und kühl. Herwodis und Alprecht erhoben sich, als Sigfrid über die Schwelle trat und der steinernen Walküre zunickte, die mit ihrem Schild noch immer dort Wache hielt. »Was für Neuigkeiten gibt es?« rief er aufgeregt und eilte zur seiner Mutter, um sie zu umarmen.
    Herwodis wehrte ihn mit einer Hand ab. »Vorsicht, Sigfrid«, murmelte sie, »du darfst mich nicht zu fest drücken.« Er schloß sie liebevoll und behutsam in die Arme, legte die Wange auf ihre dunklen Zöpfe und umarmte dann auch Alprecht. Der König wirkte wie verjüngt, und Herwodis lächelte mit geröteten Wangen wie ein Mädchen.
    »Was gibt es für Neuigkeiten?« fragte Sigfrid noch einmal. »Rodkar sagt, es gibt etwas, das ich wissen muß.«
    »Setz dich, Sigfrid, und sei willkommen«, erwiderte Alprecht fröhlich und ging mit ihm ans Ende der Tafel, wo Wein und Gläser, Brot, Käse und wilde Erdbeeren bereitstanden, »wie ich sehe, hast du dich nicht verändert.«
    Als Sigfrid Platz genommen hatte, füllte ihnen Herwodis die Gläser. Dann setzte sie sich zwischen ihren Mann und ihren Sohn. »Die Lieder über dich sind schneller hiergewesen als du, mein Sohn«, sagte sie, »du hast Sigmund große Ehre gemacht und auch der Sippe, bei der du aufgewachsen bist. Jetzt sage mir, wirst du Gudrun mit nach Hause bringen, oder willst du in Worms bei der Familie deiner Braut bleiben?«
    »Ich... ich weiß nicht. Gunter hat mir einen Platz an seiner Seite angeboten. Was... was meint ihr?«
    »Eigentlich ist es üblich, daß der Mann seine Braut mit in sein Land bringt«, erklärte Herwodis, »aber wir haben nur Gutes über Gunter gehört. Ich glaube, die Entscheidung liegt bei dir, mein Sohn.«
    »Du weißt, du bist immer willkommen, Sigfrid.« Alprecht trank einen Schluck Wein und strich sich über den grauen Bart. »Bedenke aber, Gunter ist ein junger Mann und sehr ehrgeizig. Im Augenblick würde es dir an seiner Seite nicht schlecht ergehen.«
    »Glaubst du?«
    Herwodis klopfte ihrem Sohn auf die Schulter. »Deinen Platz hier behältst du so oder so. Es ist wohl an der Zeit, daß du von der Welt mehr kennenlernst als die Wälder und Felder deiner Heimat. Regin war in einigen Dingen ein guter Lehrer...«, ihre Stimme schwankte einen Augenblick, dann sprach sie gefaßt weiter, »aber er war sehr alt. Du mußt ein größeres Wissen haben als deine Vorfahren, wenn du ein guter Herrscher sein willst.«
    Sigfrid richtete sich auf und sah Herwodis und Alprecht ungeduldig an. »Haben die Neuigkeiten etwas damit zu tun?«
    »Oh nein«, rief Alprecht und schüttelte lächelnd den Kopf, »das sollst du nicht glauben.«
    »Aber worum geht es denn?«
    Herwodis und Alprecht sahen sich kurz an. Sigfrid fand, daß die stille Ruhe seiner Mutter wie ein See war, über den ein leichter Wind weht, als sie ihren Mann anlächelte.
    »Wir werden um das Julfest ein Kind bekommen, wenn alles gut geht«, sagte sie und legte die Hand auf den Leib, »nach all den Jahren hat Frija mein Flehen erhört, und ich bin schwanger.« Sigfrid war so verblüfft, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Er glaubte plötzlich, zwei Fremde vor sich zu haben - der Mann mit dem grauen Bart und die gesetzte Frau mit den hochgesteckten Zöpfen. Die beiden erröteten wie ein Paar nach der Hochzeit, das weiß, daß das erste Kind unterwegs ist. Sigfrid glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, aber unwillkürlich mußte er an Gudruns Hüften und an die weichen Brüste denken, die bald sein Kind nähren würden.
    Er hob schließlich das Glas und sagte: »Gelobt sei Frija für das Geschenk! Möge euer Kind gesund auf die Welt kommen und mit dem Segen der Götter hier in Freuden aufwachsen.« »Möge es so sein«, sagte Alprecht und hob sein Glas. Herwodis lachte leise, als sie getrunken hatten. »Es heißt, die zweite Geburt sei für die Mutter leichter als die erste. Ich denke, diesmal müssen wir keine Angst haben. Aber sag mir, Sigfrid, wann soll deine Hochzeit sein? Wir hatten eigentlich schon längst damit gerechnet.«
    »Wenn Gunter und Hagen mit Brünhild wieder in Worms sind. Krimhild meinte, es sei nicht richtig, wenn Gudrun vor ihrem Bruder heirate. Deshalb wollte sie, daß ich mit Gunter reite, der um seine Braut geworben hat.«
    Herwodis und Alprecht sahen sich wieder an, und Sigfrid

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