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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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seiner Mutter und umarmte sie zärtlich.
    »Mögen alle Götter und Göttinnen dich beschützen, Sigfrid«, flüsterte Herwodis mit Tränen in den grauen Augen, »und möge dein Drichten Wotan mit deiner Ehe gütiger sein als
    mit der deines Vaters. Sei vorsichtig, mein Sohn, und komm bald zu uns zurück.«
    »Das werde ich«, versprach Sigfrid. Sie standen schweigend voreinander, bis das Kätzchen auf seinem Arm balancierte, das Gleichgewicht verlor und an seinem Ärmel baumelte, wo es sich festgekrallt hatte. Das Wollknäuel miaute kläglich, und Sigfrid mußte lachen. Er nahm sie in die Hand und fragte: »Soll diese ... Katze bis Worms auf mir herumturnen?«
    Herwodis zog einen kleinen geflochtenen Korb mit Deckel unter dem Tisch hervor. »Setz sie dahinein. Aber du mußt sie oft genug herauslassen oder du mußt den Korb ständig saubermachen.« In dem Korb lag ein weiches Wollkissen. Das Kätzchen zappelte und miaute, als Sigfrid es hineinsetzte. Aber das Miauen verstummte bald, und es schien sich zu beruhigen.

    *

    Alprecht ging mit ihm zur Koppel, wo Grani inmitten der Stuten stand. Der graue Hengst überragte sie alle; schon von weitem leuchtete seine silberne Mähne. Sigfrid und der König standen am Zaun und betrachteten die Pferde. »Wir werden bestimmt ein paar gute Fohlen in diesem Jahr haben«, sagte Alprecht zufrieden. »Das will ich hoffen.« Sigfrid lächelte stolz. »Ich glaube, du findest keinen edleren Deckhengst als Grani.«
    »Nein. Ach... übrigens... Sigfrid.«
    »Ja?«
    »Wir haben nie darüber gesprochen... ich glaube aber, das hätten wir eigentlich tun sollen...« Alprecht blickte auf das Gras zu seinen Füßen und wich Sigfrids fragendem Blick aus. Alprecht suchte offenbar nach den richtigen Worten. Sigfrid wartete geduldig, denn er wußte, sein Stiefvater tat sich manchmal ebenso schwer, etwas zu sagen, wie er selbst. Schließlich hob Alprecht den Kopf und sah ihn an. »Wie ich höre, bist du nie unten in der Siedlung gewesen mit den anderen jungen Männern...« Er schwieg. »Na, du weißt schon, was ich meine. Hildkar sagt, du hast im Norden eine der Frauen mit in deine Kammer genommen, aber Irmin hat sie nach dem Ostarafest geheiratet und gesagt, sie sei noch Jungfrau gewesen....« Als Sigfrid den Kopf senkte, fügte er schnell hinzu: »Nun ja, manche jungen Männer sind eben schüchtern. Aber du bist in allem so ungestüm und nicht gerade ...«
    »Ich möchte keine andere Frau als Gudrun«, unterbrach ihn Sigfrid schnell.
    »Aber du weißt...«
    »Oh, ja. Als ich nach Worms kam und sie nach all den Jahren wiedersah ...« Sein Herz schlug schneller, und wieder überkam ihn heftiges Verlangen.
    Alprecht nickte. »Nun ja... Aber bestimmte Dinge solltest du wissen.« Er räusperte sich. »Das erste Mal ist es für Frauen nie einfach, und Gudrun wird es nicht anders ergehen.
    Verstehst du mich?« Er sah ihn ernst an. »Wie selbstverständlich es für dich auch sein mag, du mußt sehr, sehr behutsam mit ihr sein, oder du kannst ihr weh tun. Und noch etwas... das ist besonders wichtig, je mehr du sie liebst...«
    Der König blickte wieder auf die Pferde, aber seine Augen schienen sich mehr nach innen zu richten, als er Sigfrid fragte: »Weißt du eigentlich, warum es Sitte ist, der Frau nach der Hochzeitsnacht die Morgengabe zu schenken?«
    »Es ist der Preis für ihre Jungfernschaft...« Alprecht schüttelte den Kopf. »Das denken die jungen Männer oft. Nein, du bezahlst einer Frau im voraus etwas wie ein Wergeld, denn wenn du ein Kind gezeugt hast, dann setzt du sie größter Gefahr aus. Denk doch nur daran, wie viele Frauen im Kindbett sterben.«
    Hildkars Mutter war der erste Todesfall, an den sich Sigfrid erinnern konnte. Sie starb, als sie das achte Kind bekam. Das war in dem Sommer, nachdem die Alemannen den Rhein überquert hatten. Aber Alprecht hatte recht, es waren so viele, die im Kindbett starben, daß er sich unmöglich an alle erinnern konnte.
    »Du weißt, wie schwer es deine Mutter bei deiner Geburt hatte. Damals war sie erst fünfzehn Winter alt. Herwodis war groß, und sie hat breite Hüften. Gudrun ist älter, das mag ihr helfen. Wie ich höre, ist sie stark und gesund, aber doch eine kleine Frau, die möglicherweise nicht so leicht gebären kann.
    Ich sage dir das, weil... nun ja, ich kann deine Gefühle für sie nachempfinden, denn du liebst sie wirklich.«
    Sigfrid nickte, und ihm wurde der Mund trocken. Ja, das konnte er sich gut vorstellen. Ihm lief ein Schauer über

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