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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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ich es dir sage und ich mich auf das Fest vorbereiten kann.«
    Krimhild stand auf, legte ihre Garne zur Seite und überließ den beiden Frauen die Stickerei. »Ist er schon auf dem Felsen?«
    »Ja.«
    »Gut, dann ist alles so, wie es sein soll. Geh in dein Zimmer. Dort liegt bereits dein Festgewand. Ich schicke dir deine Männer. Wenn du Hagens Horn hörst, geh zum Felsen. Wenn du zufällig Gudrun sehen solltest, versuche nicht, mit ihr zu sprechen. Nun geh, du hast nicht viel Zeit.«
    Sigfrid eilte in seine Kammer. Wie Krimhild versprochen hatte, lagen auf dem Bett seine beste Tunika und eine Hose. Das Kätzchen hatte sich als dunkles Knäuel mitten auf den goldbestickten Purpur gesetzt. Als er sie vorsichtig hochnahm und zur Seite schob, miaute sie ungnädig und schlug ihm die winzigen Krallen in die Hand. »Was soll das, Kätzchen?« fragte Sigfrid und streichelte sie, während er mit der anderen Hand ein paar Katzenhaare von seiner Tunika schüttelte. Die Katze sah ihn mißbilligend mit den schrägen goldenen Augen an, legte die Öhrchen zurück, miaute noch einmal und sprang auf die Decke. Aber als Hildkar, Echmar, Hartbrecht und die anderen in die Kammer polterten, verschwand sie unter dem Bett. Bevor Sigfrid etwas sagen konnte, hatten ihn seine Leute umringt und fingen an, ihn auszuziehen, obwohl er sich wehrte. »Oho, Gudrun kann sich freuen!« rief Hartbrecht, als sie Sigfrid die Hose bis zu den Knöcheln herunterzogen. »Was sagt denn dein Pferd dazu, Junge?«
    »Was für ein Pferd?«
    »Na, der Hengst, dem du das gestohlen hast!« Alle johlten.
    »Seht, er wird rot«, rief Hildkar und gab Sigfrid einen Stoß, daß er auf das Bett fiel. Hartbrecht schnürte einen Schuh auf, Theobalt den anderen. Irmgeld hielt sich die Nase zu und verzog das Gesicht. »Sigfrid, deine Füße sind die reinsten Stinkmorcheln«, erklärte er mit erstickter Stimme, »wann hast du sie das letzte Mal gewaschen?« Die anderen hatten sich über seine Festtagskleidung hergemacht und stritten sich darum, wie sie Sigfrid die Sachen anziehen sollten. »He, das ist doch falsch herum!« rief Sigfrid, als sie ihm die Hose über die Füße zogen. Er trat nach ihnen, und Echmar flog in hohem Bogen auf den Boden. »Warum nicht so?« fragte Theobalt anzüglich. »Wir dachten, du brauchst vorne etwas mehr Platz!« Schließlich einigten sie sich darauf, ihm die Hose richtig herum anzuziehen. Dann zogen sie Sigfrid hoch.
    »Streck die Arme aus, Sigfrid«, befahl Hartbrecht, »nein, nicht so hoch, wir sind doch keine Riesen.«
    »Hol die Leiter!« riet Echmar. »Oder Hildkar soll sich auf meinen Rücken stellen... ja, so!« Hartbrecht und Kurat verschränkten die Hände, und Hildkar stieg auf die breiten Schultern von Echmar. Theobalt reichte ihm die Tunika.
    »Das soll seine Tunika sein?« fragte Hildkar und schwenkte sie wie eine dunkelrote Fahne. »He, Sigfrid, jetzt weiß ich, warum du im Sturm auf der Nordsee keine Angst hattest -deine Tunika war ein zusätzliches Segel.« Er
    ließ die Tunika plötzlich über Sigfrids Gesicht fallen, so daß Sigfrid im Dunkeln stand, weil er die Öffnungen für die Arme nicht fand, während sich seine Männer über ihn lustig machten. »Du hast sie falsch herum an«, sagte Hildkar und beugte sich vor, als wolle er Sigfrid helfen. Er schwankte, verlor das Gleichgewicht und fiel unter dem lauten Gelächter aller Sigfrid in die Arme. »Kannst du nicht auf Gudrun warten?« fragte Irmgeld, als Sigfrid Hildkar aufs Bett warf.
    »Er ist wie ein Bock im Frühling - wenn er die Witterung hat, ist er nicht mehr zu halten!« erklärte Echmar. Als Hildkar sich aufsetzte, stellte Sigfrid fest, daß sie ihm die Tunika links herum übergezogen hatten.
    Als er sie wieder ausziehen wollte, erscholl von Ferne der tiefe Klang des Horns. Sigfrid mühte sich vergeblich darum, die verdrehte Tunika über den Kopf zu ziehen, als seine Gefährten ihn aus der Kammer stießen und schoben. Schließlich stemmte Sigfrid die Füße fest auf den Boden. Während sie ohne Erfolg versuchten, ihn vorwärts zu zerren, zog er die Tunika über den Kopf, wendete sie und zog sie wieder an. Dann gürtete er Gram, ehe er sich mit ihnen auf den Weg machte. Die anderen aus seinem Gefolge warteten mit den Burgundern in der Halle. Von weitem hörte man Gunter fluchen und schnaufen, während er unter dem Gejohle seiner Gefolgsleute versuchte, die Tunika richtig herum anzuziehen, und alle ihn vorwärts schoben.
    »Schnell, schnell!« riefen sie im Chor und

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