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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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getan, aber wer kann seinem Eid noch trauen? Er hat Suttung betrogen, den Met genommen und Gunnlöd betört. Hast du vergessen, wie wir uns Blutsbrüderschaft geschworen haben? Du hast gelobt, den Met nicht ohne mich zu trinken. Jetzt tropft das Gift der Schlange in meinen Mund. Möchtest du AUCH diesen Trank mit mir teilen?«
    Sigfrid sah roten Feuerschein hinter den weißen Dampfwolken. Ein übergroßes Wesen in Menschengestalt lag gefesselt auf dem Rücken. Neben ihm stand eine helle Gestalt in einen weiten Umhang gehüllt.
    Der gefesselte Loki wand sich in Schmerzen und stieß einen lauten Schrei aus. »Du hast meinen Sohn in das Reich der Schatten verbannt. Erst wenn das Ende der Welten gekommen ist, kann er befreit werden. Aber ich weiß, daß du den Mistelzweig auf Baidur abgeschossen hast, und nicht ich! Du müßtest an meiner Stelle hier liegen - Wotan!«
    Unheimliches Gelächter erscholl. Seltsame Gestalten erschienen und umringten den Feuergott, der wütend schrie: »Wotan, vergiß nicht, du hast meinen Sohn getötet, um mich zu fesseln. Aber du wirst GENAUSO einen deiner Söhne verlieren. So will es das Gesetz! Schick sie weg! Ich will sie nicht sehen!«
    Die Gestalt in dem weiten hellen Mantel hob den Arm mit dem Speer, und die Gestalten verschwanden. Dann hörte Sigfrid ihn sagen: »Baidur ist gefallen und trinkt in Hels Reich Met, aber du mußt das Gift der Schlange trinken und bist an die Erde gefesselt. Ich werde wieder in diese Höhle kommen, denn noch sind nicht alle Fäden des Schicksal gesponnen. Du bist gefangen, ich jedoch bin frei.«
    Ein grausiges Brausen wie Wut und Verzweiflung und heißes Zischen machte es Sigfrid beinahe unmöglich, die Worte zu hören, die Loki dem Einäugigen nachrief: »Aber... was willst du... ohne Loki tun... Wer soll... die Schuld für dein ... Tun tragen?« Andere Stimmen mischten sich in das Schreien, aber als Sigfrid genauer sehen oder hören wollte, verschwamm alles im Dunst. Sein Körper prickelte und wurde wie von feinen Nadeln gestochen. Blätter und dünne Zweige klatschten auf die Haut. Undeutlich sah er, daß die Männer sich lachend mit hellen Birkenreisern gegenseitig schlugen. Jemand drückte ihm ein Bündel in die Hand, und auch er schlug wie betäubt auf die dunklen Gestalten in seiner Umgebung ein. Die rituellen Weisheiten waren gesprochen, jetzt riefen die Männer den Bräutigamen noch gute Ratschläge zu. »Prügelt eure Frauen noch in dieser Woche, sonst tanzen sie euch auf dem Kopf herum!«
    »Denkt immer an die Ehepflichten, und laßt sie nicht zu lange allein!«
    »Macht ihr schnell ein Kind, dann wird eure Ehe glücklich sein!«
    »Bringt der Frau Geschenke, sonst läßt sie euch nicht in Ruhe schlafen!«
    »Streitet nicht mit eurer Frau, ihr könnt nicht gewinnen.«
    »Vergeßt nicht, es gibt noch mehr Frauen auf der Welt, wenn eure genug von euch haben.« »Seid auf der Hut. Eine Frau ist nicht dumm, wenn sie einen Mann sieht, der jünger ist und ihr gefällt.«
    »Nach der Freude kommen die Kinder und nach den Kindern der Tod. Denkt daran, viele Männer sind vor ihren Frauen gestorben!« Wer seinen Rat erteilt hatte, verließ das Badehaus und sprang draußen in die Bottiche mit dem kalten Wasser. Die plötzliche Kälte machte Sigfrids Kopf wieder klar. Prustend schnappte er nach Luft und lachte erleichtert wie alle anderen, während das Blut prickelnd in den Adern kreiste.
    »He, seht euch seine Augen an«, rief einer der Burgunder, »Sigfrid ist noch vom Rauch benommen. Ihr Alemannen kennt diese Sitte wohl nicht?«
    »Waaas?« fragte Hildkar mit schwerer Zunge unter dem Gelächter der Burgunder.
    »Den hat's auch erwischt«, sagte Gunter, »schnell, er muß aus dem Wasser, sonst ersäuft er noch.«
    Zwei Burgunder packten Hildkar bei den Schultern und zogen ihn über den Rand des Bottichs. Er wehrte sich schwach und landete bäuchlings im Gras.
    »Das sind die Kräuter, die wir auf die Kohle legen«, erklärte Gunter leise Sigfrid, »die Wirkung ist aber bald wieder vorbei, und dann fühlt er sich wie neugeboren.«
    Auf der anderen Seite hörte man ebenfalls lautes Planschen und schrilles Gekreisch. »Hü, ist das kalt!« rief eine hohe Stimme unter dem Gekicher der anderen Frauen.
    Die Männer verließen das Wasser, trockneten sich ab und zogen sich an. Als Hagen sein Kettenhemd angelegt hatte, nahm er den Speer in die Hand, stellte sich zwischen die beiden runden Häuser und rief: »Macht euch bereit und kommt zum roten Felsen! Wir

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