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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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sorgsam auf sein Handwerkszeug. Er wog die Hämmer und überprüfte die Schärfe der Schrotmeißel und entschied sich für Dinge, die er tragen konnte. Schließlich trat Lofanheid mit zwei prall gefüllten Satteltaschen durch die Tür. Sie legte ihm einen dicken Wollumhang um die zitternden Schultern und gab ihm einen Gürtel mit einem guten langen Dolch. Regin versuchte ungeschickt, die Schnalle seines Gürtels mit der leeren Schwertscheide zu öffnen, bis Lofanheid ihm ungeduldig dabei half. Dann legte er den Gürtel um die Hüfte und warf die kunstvoll gearbeitete Scheide mit dem anderen Gürtel in die kalte Asche. »Hier hast du für ein paar Tage zu essen und etwas Silber - mehr konnte ich nicht finden. In den Satteltaschen findest du saubere Sachen zum Wechseln. Ich habe deinen Hengst vor der Hütte angebunden. Am besten versuchst du, den Fluß zu überqueren und ein römisches Lager zu erreichen. Wie ich gehört habe, tun sie einem Ausgestoßenen nichts zuleide, wenn er irgendein Talent besitzt, und wir wissen beide, daß du der beste Schmied nördlich der Donau bist. Nun geh und komm nie wieder zurück.«
    Regin wollte sie umarmen und etwas sagen ... er wußte nicht, was. Aber die Kehle war ihm wie zugeschnürt, und die heiße Flut der Tränen hinter den Augen konnte nicht fließen. Lofanheid hatte sich bereits kühl und abweisend umgedreht und verließ mit großen Schritten die Schmiede.
    Wie sie versprochen hatte, stand draußen der gesattelte Hengst. Die Zügel waren um den niederen Ast einer Eiche geschlungen, an deren knorrigem Stamm ein kurzer Wurfspeer lehnte. Der gescheckte Hengst blähte die Nüstern und rollte mißtrauisch die Augen. Er schnaubte und tänzelte, als Regin sich ihm näherte, ließ aber bebend zu, daß sein Herr nach den Zügeln griff, und beruhigte sich dann wieder. Regin belud es mit den Satteltaschen und dem Sack, in dem er sein Werkzeug verstaut hatte. Mit dem Speer als Stütze gelang es ihm, sich mühsam in den Sattel zu schwingen. Dann klopfte er dem Pferd sanft auf den Hals. »Los jetzt«, flüsterte er kaum hörbar. Faxen drehte sich dreimal im Kreis, als versuche er, die Richtung eines Geräuschs in der Ferne zu bestimmen, und trabte dann nach Südosten. Regin sank im Sattel zusammen. Er war zu erschöpft, um Eburs Männer zu fürchten. Er mußte es dem Pferd überlassen, sich einen Weg zu suchen, denn sein Kopf war wieder erfüllt von dem schmerzhaften Glanz.
    Regin ritt mehrere Tage und suchte nachts Schutz in selbstgebauten Unterständen aus Ästen und Zweigen. Er aß seinen Proviant und trank aus den Bächen am Weg. Ein leichter Dauerregen fiel auf das Land, seit der junge Schmied die Halle seiner Väter verlassen hatte. Er glaubte, in Richtung Süden zu reiten, in das Gebiet der Römer, wie seine Schwester es ihm geraten hatte. Aber er befand sich bald in einer Gegend und auf Wegen, die er nicht kannte. Das fiebrige Zittern und die Anfälle brennender Blindheit ließen allmählich nach; nur das Gold tönte unablässig in seinem Kopf wie ein fernes Geläut.
    Regin glaubte, bereits fünf Tage unterwegs zu sein, als seine Vorräte ausgingen. Er hatte nichts mehr zu essen. Ihm blieb keine andere Wahl, als weiterzureiten und zu hoffen, daß er bald auf Menschen stieß. Wenn er niemanden fand, dann mußte er im Wald nach etwas Eßbarem suchen. Er wußte, wie man Kaninchen in Schlingen fängt, und konnte giftige Pilze von genießbaren unterscheiden. Sein Blick war wieder klar. Regin zog die Zügel an und sah sich langsam im tropfenden Wald um. In der Nähe floß ein vom Regen der letzten Tage angeschwollener Bach, dessen Wasser rauschend über Steine schoß. Irgendwo in den hohen Bäumen rief ein kleiner Vogel, und ein anderer antwortete ihm. Im weichen Waldboden hatte ein Hirsch seine tiefe Fährte hinterlassen, in der Wasser stand. Auf der nassen Rinde der Bäume wuchsen orangene Moospolster, und zwischen den knorrigen Wurzeln leuchteten weißrote Fliegenpilze und Hexenpilze. Regin glitt vom Rücken seines Pferdes. Seine Schuhe versanken im weichen modrigen Laub und Schlamm. Er nahm die Zügel in die Hand und führte sein Pferd. Da seine Aufmerksamkeit auf die Erde gerichtet war, bemerkte er den großen Hirsch nicht, der wie ein dunkler Schatten im dämmrigen Waldlicht unter den Bäumen stand, und dessen Geweih die untersten Äste streifte. Er war ein majestätisches Tier mit kräftigen Muskeln und einem merkwürdig schwarzbraunen Fell, das aussah, als sei es mit Kohle

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