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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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demütig. »Ich schleppe Holz und brenne Holzkohle, drehe den Schleifstein und hole Wasser. Ich tu, was du verlangst, aber ich muß von dir lernen.«
    Der Zwerg wurde ernst. Er trat dichter an Regin heran und blickte lange in sein Gesicht. Dann streckte er die Hand aus und prüfte Regins Muskeln an Beinen und Armen mit einem Griff, der so fest und hart war wie Eisen. Regin zuckte zusammen, aber er schrie nicht auf. »Kraft hast du«, murmelte Windhalf, »du hast den Hammer schon eine Weile geschwungen. Vielleicht besitzt du sogar schon etwas Wissen, habe ich recht?«
    Regin nickte. »Ich kenne die Namen der Runen und weiß, was einige bewirken. Ich weiß, welche ich beim Hämmern singen und was ich sagen muß, wenn ich das Metall abkühle. Ich kenne auch die Kräuter, die in das Wasser gestreut werden und alle Bäume, deren Holz gut für Holzkohle ist.«
    »Nicht schlecht für einen Sproß der Menschen, obwohl ein langer Weg vor dir liegt, um es auch nur dem ungeübtesten Zwerg gleichzutun. Warte, ich werde meine Brüder rufen und sie fragen, was sie von dir halten.« Windhalf trat zurück und holte tief Luft. Der Schein der Esse wurde dunkler, als sich über die rote Glut graue Asche legte. »Durins Sippe in Norden und Süden, im Osten und Westen, ich, euer Bruder Windhalf rufe euch. Nar und Nawan, Nibel, Dawan, Wegg und Thekk, Thrawan und Thror, Nali und Glowen, Aikinaskild... kommt und fällt euer Urteil über diesen Sohn von Esche und Ulme.«
    Regin spürte, wie um ihn herum in der Dunkelheit gedrungene Gestalten auftauchten. Goldene und rote Funken glühten wie Phosphor in den Augen der sonst unsichtbaren Zwerge, die ihm Finger in die Rippen stießen und ihn überall zwickten. Mit schwieligen Händen betasteten sie seinen kauernden Körper und murmelten leise mit Stimmen, die so rauh klangen wie knirschende Steine. »Er hat keine Angst. Er hat die Menschen weit hinter sich gelassen. Er wird unser Wissen nicht verraten.«
    »Er stiehlt dir dein Gold im Handumdrehen. Sieh doch, hier hat Andravaris Fluch ihn verbrannt.«
    »Er ist nicht der erste und wird nicht der einzige sein, den dieses Schicksal ereilt. Er will ein Schwert schmieden, um seinen Bruder zu töten, der den Hort bewacht. Aber er hat das
    Gold nicht gestohlen. Das war Loki. Ha, unsere Sippe wird gerächt sein, noch bevor Loki beim Weltenbrand auf dem Schiff der Toten steht.«
    »Rache, danach dürstet seine Seele. Jawohl, Rache und Gier, wie wir es bei den Menschen nur allzu gut kennen. Für die Aufgabe gibt es kein besseres Werkzeug und kein besseres Material für die Arbeit. Hier ist er, der Fluch des Goldes ist in sein Herz gebrannt. Wer könnte besser als er den Fluch erfüllen und das Ende des Drachen schmieden?«
    »Loki glaubt, nach Fafnirs Tod wird das Feuer des Goldes wieder durch die Welten leuchten, aber wenn wir gute Arbeit leisten, wird es Regin in die Hände fallen. Er wird es behalten, und wenn er das Gold hat, dann wird es in den Stein zurückkehren!«
    »Wenn der Drache tot ist, werden wir wieder über den Rhein herrschen. Dann wird Loki dort keine Zuflucht finden, wenn er sich in größter Not in Andravaris Höhle verstecken will.«
    »Gut geschmiedet ist das Werk, noch besser ist der Plan.«
    »Er liebt sein Handwerk. Seht, die Fackel des Schmieds brennt in seinem Kopf, wenn er gute Arbeit sieht. Es wird keine vergebliche Mühe sein, ihm etwas von unserer Kunst beizubringen, auch wenn er ein Sterblicher ist.«
    »Er ist nicht Wieland.«
    »Es hat nur einen Wieland gegeben. Aber er ist nicht der Schlechteste.«
    »Er ist nicht der Schlechteste.«
    Unmerklich verschwanden die seltsamen Wesen, bis nur noch Regin und Windhalf in der niederen Höhle zurückblieben. »Wie es aussieht, habe ich einen Lehrling«, sagte Windhalf brummig. »Als erstes wirst du lernen, das Schmiedefeuer zu lenken - nein, du wirst lernen, was Feuer ist. Kennst du die Geschichte, wie Frowe Hulda ihr Halsband Brisingamen von uns bekam? Hör zu, sie verbrachte zum Dank dafür mit jedem der vier, die es angefertigt hatten, eine Liebesnacht. Das ist das erste Geheimnis, das du erfährst. Ihre Liebesglut gab meinen Brüdern die Kraft und die Eingebung, das Halsband mit den vier Ringen zu schmieden. Dieses Feuer schmolz und reinigte das Gold, so daß es sich formen ließ. Die Kraft sitzt in jedem, aber sie erwacht nur in wenigen. Manchmal geschieht es in der Not und manchmal, wenn man ein anderes Feuer berührt. Beides glüht in dir, und du mußt es formen, ehe es

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