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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Wache halten, denn ich kann ohnehin nicht schlafen.«
    »Ich bleibe auch wach!« rief Folker. »Was bedeutet mir Schlaf? Diese Hunde haben eine Saite meiner Harfe zerrissen. Ich habe allen Grund, noch ein paar umzubringen.«
    Die Burgunder lachten. Folker zog eine Saite aus seinem Gürtelbeutel und spannte sie auf seine Harfe. Bald erklangen die hellen Töne. Die Männer hüllten sich in die Mäntel und legten sich auf die Bänke oder den Boden. Hagens Bein wurde steif, aber er hatte schon schwerere Wunden gehabt.
    Als die meisten eingeschlafen waren, legte Folker die Harfe zur Seite und unterhielt sich leise mit Hagen. Sie sprachen von Giselhers Hochzeit und über das, was sie tun würden, wenn sie wieder in Worms waren. Seit Sigfrids Tod hatte so niemand mit Hagen geredet.

9
DIE OPFER
    Als Hagens Kettenhemd eiskalt wurde, wußte er, noch bevor es hell wurde, daß der Tag anbrach. Er war müde, und sein Bein schmerzte.
    Folker und er hatten nicht geschlafen.
    »Soll ich Holz auf das Feuer legen?« fragte Folker. »Es wird sehr kalt.«
    »Ich glaube, das wäre gut.«
    Zuerst glaubte Hagen, der rötliche Schein sei die aufgehende Sonne, aber dann sah er, wie draußen Fackeln angezündet wurden, und er sah Helme, Brustpanzer und Schilde.
    »Aufwachen!« rief er. »Wacht auf und bewaffnet euch!«
    Die Burgunder warfen Mäntel und Decken von sich, sprangen auf, griffen nach den Waffen und eilten zum Tor.
    »Zündet die Halle an!« hörten sie Attila rufen, »Los, ihr Feiglinge, wagt euch näher an sie heran. Was können sie schon tun? Sie haben keine Bogen.«
    Hagen blickte sich wie die Krieger in seiner Nähe nach Wurfspeeren um, aber in der Dunkelheit sah er keinen einzigen. Ein Pfeil flog zischend an ihm vorbei und bohrte sich mit einem dumpfen Aufprall in einen Tisch. Er sah, wie die Hunnen mit Pfeil und Bogen einen Kreis um die Halle bildeten, und mußte tatenlos zusehen, als die Fackelträger zu den Ecken der Halle liefen und Fackeln auf das schilfgedeckte Dach warfen.
    Hagen hörte, wie die Flammen im Schnee zischend erloschen, und es dauerte lange, bis an der linken Seite Knistern und Prasseln verriet, daß das Holz brannte. Schwarze Rauchwolken stiegen auf. Der Schnee schmolz und löschte die Flammen, aber die Hunnen warfen immer wieder neue Fackeln, bis das Dach stellenweise brannte. In der Halle wurde es schnell warm, heißes Wasser tropfte auf den Boden, und nasse Asche fiel durch die Löcher im Dach. »Stellt euch an die Wände und löscht das Feuer, so gut es geht!« rief Hagen. Als der Torrahmen zu brennen anfing, biß er die Lippen zusammen, nahm einen Mantel und schlug damit auf die Flammen, bis sie erstickten. Als brennendes Schilf von der Decke fiel, sprangen sofort einige herbei und löschten die Flammen. Bald wurde klar, daß es den Hunnen nicht gelingen würde, die Halle abzubrennen, denn es lag viel zu viel Schnee auf dem Dach. Aber der Rauch und die Hitze waren schwer zu ertragen. Sie hatten alle schrecklichen Durst, aber Hagen wußte, wenn sie Wein tranken, dann hatten sie die Schlacht verloren. Sie mußten einen klaren Kopf behalten, wenn Attila die Halle stürmen ließ. Gudrun lief in die Küche, denn dort standen zum Kochen große Bottiche mit Wasser, und füllte den Männern damit die Becher, die ihre Stellung nicht verließen, denn sie rechneten jeden Augenblick mit dem Angriff.
    Hagen schloß plötzlich die Augen und hielt die Luft an. Er lauschte und hörte den Hufschlag von Pferden. Es waren nicht allzu viele. »He«, rief Attila kurz darauf, »du bist aber früh am Morgen zur Stelle, Rodger! Wo ist Dietrich?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen. Da ich wußte, daß du manchmal ungeduldig bist, sind wir schon gestern Mittag aufgebrochen und haben die Nacht in dem Wirtshaus auf der Grenze zwischen deinem Land und meinem verbracht. Du kennst den Roten Adler. Aber warum seid ihr alle hier draußen? Hat die Halle gebrannt, oder was ist geschehen?«
    »Die Burgunder haben meinen Sohn Artleb erstochen und dann ohne Grund meine Leute angegriffen. Es gab viele Tote. Jetzt sind sie in der Halle und wir hier draußen. Ich erwarte von dir, daß du die goldenen Ringe und die wertvollen Schwerter, die ich dir gegeben habe, mit deiner Treue zu mir verdienst.«
    »Welch ein Unheil!« rief Rodger. »Kannst du dich nicht mit ihnen versöhnen? Ich habe den Burgundern Gastrecht gewährt und kann nicht glauben, daß sie ohne Grund gehandelt haben.«
    »Du beteuerst mir seit vielen Jahren, daß du als mein

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