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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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nicht Attila an eurer Spitze?« rief Hagen verächtlich. »Es wäre doch angemessen, wenn der Anführer dieser Truppe vor den Soldaten steht wie bei uns König Gunter.«
    »Attila, du bist ein Feigling!« rief Gudrun. Hagen hörte den Hunnenkönig wie einen Stier brüllen. Er sah das blutüberströmte Gesicht und wußte, daß Attila von Gunter verwundet worden war. Folker lachte höhnisch, als der tobende Attila von seinen eigenen Leuten festgehalten wurde. »Vorwärts!« brüllte Attila. »Tötet sie alle!«
    Hagen, Gunter und Folker wichen nicht zur Seite, als die römischen Soldaten den Eingang der Halle stürmten. Vor der Wucht des Angriffs mußten sie zunächst zurückweichen, so daß etwa ein halbes Hundert in die Halle eindrang, aber dann eroberten sie wieder den Platz am Tor, und keiner kam lebend an ihnen vorbei, während die Burgunder in der Halle die Eindringlinge niedermetzelten. Der Kampf war heftig und kurz. Keiner der Römer in der Halle hatte überlebt, und vor dem Tor lagen viele und waren tot oder schwer verwundet.
    Gunter spuckte angewidert aus. »Das stellt das Gleichgewicht fast wieder her«, sagte er. Giselher stützte sich auf einen Speer und keuchte. »Ich hoffe... Rodger kommt bald... wir brauchen Hilfe ...«
    Hagen sah Giselher mitleidig an. »Falls Rodger uns hilft. Er hat Freund und Feind Treue geschworen.«
    Plötzlich sprang einer der Römer auf und hieb mit dem Kurzschwert blitzschnell nach Hagen, dem kaum Zeit zum Ausweichen blieb. Es war ein großer Mann, dessen Gesicht fast völlig unter dem Helm verschwand. Hagen wehrte sich geschickt, aber sein Schwert prallte von dem Brustpanzer des anderen ab. Der Mann zielte auf Hagens blinde Seite, der Rabenschild barst, und die Schwertspitze glitt über Hagens Oberschenkel. Vom Schmerz angestachelt schlug Hagen erneut zu und bohrte dem Mann sein Schwert durch den Panzer ins Herz. Er fiel kopfüber zu Boden, richtete sich noch einmal auf und sank dann zusammen.
    »Er wird nicht noch einmal angreifen...«, sagte Folker. Hagen mußte sich plötzlich setzen. Er streckte stöhnend das Bein aus. Es war keine tiefe Wunde - Nadugs Schild hatte sein Bein gerettet, aber das Schwert hatte den ganzen Oberschenkel aufgeritzt. Die stechenden Schmerzen ließen Hagen die Zähne zusammenbeißen. »Du mußt mir das Bein fest umwickeln«, sagte er zu Gudrun. »Ich werde nicht warten können, bis die Wunde verheilt ist.«
    Gunter blickte vorsichtig ins Freie. »Sie haben sich zurückgezogen. Ich glaube nicht, daß sie noch einen Angriff wagen werden... zumindest nicht gleich. Gudrun, können wir etwas trinken und essen?«
    Die meisten Tische und Bänke waren umgestürzt. Die Burgunder warfen die Toten ins Freie und vergewisserten sich, daß alle rückwärtigen Türen gut verbarrikadiert waren.

    *

    Es gab genug Essen und Wein in der Küche und der Vorratskammer.
    Gudruns Hände zitterten noch, aber sie achtete als Frowe der Halle darauf, daß bald alle versorgt waren - vor allem die Verwundeten, die auf Bänken und Tischen lagen.
    »Ich wünschte, es wäre ein friedliches Wiedersehen geworden«, sagte sie, als sie ihren Brüdern Wein einschenkte. »Ihr habt mir beide sehr gefehlt.«
    Tränen standen ihr in den Augen, aber sie weinte nicht.
    »Und was ist mit mir?« fragte Giselher. »Habe ich dir auch gefehlt?«
    Gudrun lächelte bitter. »Das weiß ich nicht so genau.«
    Giselher verzog enttäuscht das Gesicht, und Gudrun mußte lachen.
    Sie umarmte ihn.
    »Natürlich hast du mir auch gefehlt. Ich wünsche dir Frijas Segen für deine Hochzeit.« »Danke. Wirst du auch kommen? Wir feiern in Worms.«
    »Wenn wir lebend hier herauskommen ... dann gern.«
    »Es wird alles von Rodger und Dietrich abhängen«, sagte Gunter zu Hagen.
    »Vielleicht... wenn Rodger uns verteidigt und Dietrich ebenfalls, dann können sie Attila zwingen, uns ziehen zu lassen...«
    Nach dem Essen erhob sich Gunter, und alle Augen richteten sich auf ihn. »Wir haben heute wie Helden gekämpft, und noch ist der Kampf nicht verloren. Wir haben den besseren Platz. Sie müssen draußen im Schnee schlafen, während wir hier am Feuer sitzen, und wir haben bewiesen, daß sie die Halle nicht so einfach erstürmen können. Ich glaube, jetzt sollten wir schlafen und in Ruhe den nächsten Tag abwarten. Wer möchte Wache halten, damit wir nicht heimtückisch überfallen werden?«
    Hagen nahm sich einen dicken Fellmantel, der am Boden lag, legte ihn um seine Schultern und hinkte zum Tor. »Ich werde

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