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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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gekommen seid, werden wir heute feiern, und morgen soll dann das große Fest stattfinden. Dann will ich euch die Ehren zuteil werden lassen, die ich und Valentinian euch zugedacht haben.«
    »Das ist nicht gerecht von dir, einen Mann so schlecht zu behandeln, der dir schon so viele Jahre treu ergeben ist«, erwiderte Dietrich lachend. »Rodger soll nicht leer ausgehen. Ich werde zu ihm reiten, damit er mit seiner Truppe rechtzeitig zum Fest hier ist. Da außerdem die Verlobung gefeiert werden muß, hat er mehr Recht, hierzusein, als jeder andere.
    Hildebrand wird in meiner Abwesenheit mit meinen Leuten deine Halle bewachen.«
    Er stand auf und ging hinaus, ehe Attila etwas erwidern konnte. Der Hunnenkönig blickte zornig auf Dietrichs Rücken. Gunter erhob sich. Er nahm das Trinkhorn und rief so laut und deutlich, daß ihn alle in der Halle hören konnten: »Ich danke unserem freundlichen Gastgeber, der uns als seine Gäste aufgenommen hat!« Er ließ ein paar Tropfen von dem Rotwein auf den gestampften Boden fallen und trank. »Ich hoffe, du hast keinen Streit mit Rodger«, sagte Gunter, als er wieder saß. »Es wäre sehr bedauerlich, wenn die Uneinigkeit zweier Drichten auf unsere Sippe kommen würde.«
    »Rodger hat mir Treue geschworen und sie bis jetzt gehalten. Aber warum soll ich das Fest verschieben, nur weil ein Mann spät kommt? Laßt uns trinken und fröhlich sein.« Attilas geschlitzte dunkle Augen richteten sich auf Folker. »Ich kann mich an dich erinnern, Skop. Sing uns ein Lied über Sigfrid zur Ehre der Frowe dieser Halle.«
    »Ich möchte Gudrun nicht an ihr Leid erinnern«, sagte Folker, aber so leise, daß selbst Hagen ihn kaum verstand. Dann lächelte er Attila freundlich zu und sagte laut: »Bestimmt hast du alle Lieder über Sigfrid oft gehört. Laß mich deshalb ein Lied aus Gotland singen. Es erzählt die Geschichte, wie Sigmund und Siglind ihren Vater Wals und seine Söhne rächten.«
    Folker stimmte seine Harfe, erhob sich und sang. Der Lärm in der Halle hatte sich inzwischen gelegt. Eine bedrohliche Spannung lag in der Luft, als Folker von Siggeirs Verrat sang, vom Tod seiner Söhne und vom Urteil seines Volkes, das ihn in seiner eigenen Halle verbrannte.
    »Wie ich gehört habe, hat Sigfrid dieses Schwert wieder zusammengeschmiedet«, sagte Attila nach dem Lied, »was ist daraus nach seinem Tod geworden? Wurde es mit der Asche in einen Grabhügel gelegt, wie das bei vielen Stämmen der Brauch ist?«
    Hagen antwortete: »Das Schwert ist mit ihm verbrannt. Von dem Scheiterhaufen ist nichts zurückgeblieben, um es in einem Grab aufzubewahren.«
    Hagen glaubte zu hören, wie Attila murmelte: »Welch eine Verschwendung. ..«
    Attila rief nach Gudrun. »Bring mir jetzt meine Söhne, damit sie die Helden sehen, von denen die Goten so oft singen.«
    »Du wolltest, daß Bleida und Humla die Jäger begleiten«, erwiderte Gudrun, »hier in der Halle ist nur der Sohn deiner Nebenfrau.«
    »Dann bring ihn her. Ich möchte, daß deine Brüder ihn sehen.«
    Gudrun erwiderte abfällig: »Warum sollte ich das?«
    »Weil noch nicht einmal eine gotische Königin vor ihren Gästen Streit mit dem Fro anfangen würde.«
    Gudrun stand auf und verschwand durch eine der Türen an der Rückseite der Halle. Es dauerte nicht lange, und sie erschien mit einer kleinen dunkelhäutigen Frau, die so von Kopf bis Fuß in Leinentücher gehüllt war, daß man kaum ihr Gesicht sehen konnte. Auf dem Arm trug sie einen Säugling, der schon deutlich Attilas Züge hatte. Der Kopf des Jungen war an ein schmal zulaufendes Brett gebunden, damit der Schädel die längliche Form der hunnischen Helme annahm. Das Kind schrie laut und strampelte heftig. »Er ist bereits ein richtiger Krieger«, sagte Attila stolz, »er ist von unserem Blut, und eines Tages werden viele Krieger zu seiner Halle reiten, um in seiner Truppe zu kämpfen.«
    Hagen betrachtete das Kind und sah einen dunklen Schatten, der über den Säugling fiel. »Das Kind ist unter einem unglücklichen Stern geboren. Ich glaube, nur wenige Männer werden in seine Halle kommen.«
    Attila ballte wütend die Fäuste, aber ehe er etwas erwidern konnte, flog das Tor am vorderen Eingang der Halle auf. Man hörte den gellenden Kriegsruf der Hunnen, gleichzeitig wankte Dankwart mit seinem blutigen Schwert in der Hand in die Halle. Blut lief ihm über die Schulter seines schlaffen Schildarms.
    »Verrat...!« stieß er hervor. »Eine Falle...«
    Hagen durchzuckte wie ein greller

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