Richard Castle
durchwühlt hatte. „Finden Sie heraus, ob es Schuhgröße fünfundvierzig ist.“
Sie stand auf und streckte den Rücken durch. „Sind Sie in Ordnung?“, fragte Detective Ochoa.
„Ja, nur ein wenig angeschlagen. Ich bin während der Verfolgungsjagd aus Versehen in ein Schlagloch getreten.“
„Sie können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“ Ochoa hielt zwei Asservatentüten hoch, in denen sich je eine Patronenhülse befand. „Denn es bestand kein Mangel an Mannstoppwirkung.“
Heat bog die Finger ihrer rechten Hand zu einer Röhre zusammen, schloss ein Auge und sah auf das Café hinunter, als würde sie durch das Fernrohr eines Scharfschützengewehrs schauen. Ein weiterer Mitarbeiter der Beweissicherungseinheit war hinter dem gelben Absperrband damit beschäftigt, eine Kugel aus dem Pflanzkübel neben ihrem Stuhl zu ziehen. Nikki lief ein Schauer über den Rücken und sie drehte sich wieder zu Ochoa um. „Ich will nicht, dass mit diesen Patronenhülsen das Gleiche passiert wie mit dem Handschuh.“
„Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich bringe die hier persönlich ins Fingerabdrucklabor und bleibe die ganze Nacht dort sitzen, wenn es nötig ist.“ Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber doch noch einmal zu ihr um. „Keine knappen Geschichten mehr, okay?“
„Ich werd’s versuchen. Allerdings werde ich mich nie wieder über ein Erdbeben beklagen.“ Als sie wieder auf der Straße waren, fand Heat ihren Kellner im hinteren Bereich des Cafés vor. Sie reichte ihm das Geld für den Latte und dazu ein ordentliches Trinkgeld. „Das ist ein Scherz, oder?“, entfuhr es ihm. Und dann sah er sie an und erkannte, dass sie es vollkommen ernst meinte.
Ein glänzender Crown Victoria hielt an der Bordsteinkante, als sie das Café durch die Vordertür verließ. Rook stürzte vom Beifahrersitz und umarmte sie. „Jetzt, da ich weiß, dass du am Leben bist, danke ich dir dafür, dass du mein Abendessen unterbrochen hast. Ernsthaft. Gott segne dich.“
Wally Irons hievte sich hinter dem Steuer hervor und watschelte um den Wagen herum auf den Bürgersteig. „Heat, Ihretwegen bekomme ich noch mal einen Herzinfarkt.“
„Nein, ich denke der Schokokuchen wird Sie zuerst erwischen, Captain“, widersprach Rook.
Irons kicherte und sagte zu ihr: „Das macht Jamie schon den ganzen Abend. Was für ein Spaßvogel.“ Dann runzelte er die Stirn. „Aber mal im Ernst, Detective, in Anbetracht der kürzlichen Ereignisse, an die ich Sie sicher nicht erinnern muss, will ich Sie fragen: Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, sich allein und mitten in der Nacht durch solch ein riskantes Treffen in Gefahr zu bringen?“
„Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Sir, aber ich arbeite an einem Fall, und diese Arbeit endet nicht mit dem Sonnenuntergang. Außerdem sollte das Treffen mit jemandem stattfinden, den ich kenne und der zufälligerweise ein ehemaliger Polizist ist, also schien es mir kein allzu großes Risiko zu sein.“
„Und als was erscheint es dir jetzt?“, fragte Rook.
„Als abgekartetes Spiel.“
„Wer ist dieser ehemalige Polizist?“, wollte Irons wissen.
„Carter Damon. Er hat damals die Ermittlungen im Mordfall meiner Mutter geleitet.“
„Oh ja, ich erinnere mich an ihn. Vom 13. Revier.“ Irons betrachtete das Absperrband und den zerbrochenen Pflanzkübel neben Nikkis umgekipptem Stuhl. „Ich möchte Sie etwas fragen. Ist er je hier aufgetaucht?“
„Nein, Sir.“
„Finden Sie das nicht seltsam?“ Er neigte seinen Kopf in Rooks Richtung und murmelte: „Sie sollten sich das ein oder andere davon aufschreiben.“ Rook zwinkerte nur und tippte mit seinem Zeigefinger an seine Stirn.
„Ich fand es seltsam genug, um das 122. Revier in Staten Island anzurufen und sie darum zu bitten, ein paar Officers zu seinem Haus zu schicken.“
„Schon? Schnell reagiert“, sagte Irons, was sie jedoch nur wütend machte. Sie stand kurz vor einer Gehorsamsverweigerung, weshalb es gut war, dass er weitersprach, bevor sie es tun konnte. „Haben Sie ihn dort angetroffen?“
„Nein. Und vor seiner Tür befand sich eine Ansammlung aus Post und Zeitungen.“
„Soll ich einen Fahndungsaufruf für Carter Damon rausgeben lassen?“
„Schon geschehen, Sir.“
„Also gut.“ Der Captain stand da und klimperte mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche. Dann schob er seinen Ärmel zurück, um auf seine Uhr zu schauen. „Wissen Sie, Rook, da hier ja alles unter Kontrolle ist,
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