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Richard Castle

Richard Castle

Titel: Richard Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frozen Heat
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sammelten sich in Ecken und lagen neben einer Plastikkühlbox auf den verfallenen Betonstufen. Die Türen zu beiden Toiletten waren abgerissen und mitgenommen worden. Nikki wagte sich in keine der beiden hinein, konnte die Zerstörung und Beschmutzung in Inneren der verbeulten Kabinen aber sehen und riechen.
    Sie vermutete, dass dies das Werk der Tunnelmenschen war. Diese Leute gehörten zu den modernen Legenden der New Yorker U-Bahn, die von Gruppen nicht gesellschaftsfähiger und ausgestoßener Menschen erzählten, die sich zusammengetan hatten, um in diesen Tunneln zu herrschen. In Wahrheit waren sie einfach nur Graffitikünstler, die hier unten ihre Zeichen hinterließen, oder Obdachlose, die in der modrigen Dunkelheit überlebten. Es hatte mal eine Fernsehserie namens
Die Schöne und das Biest
gegeben, die Nikki im Grundschulalter geschaut hatte. Darin war es um einen Löwenmann gegangen der in den U-Bahn-Tunneln gelebt hatte, aber sie hatte sich den liebenswerten, höflichen Vincent nie mit einer Spraydose oder einer billigen Flasche Wein vorgestellt.
    Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumwirbeln und ihr Licht ausschalten. Als sich ihre Augen an das gedämpfte Licht gewöhnten, das durch die Gitter, die sie und Rook untersucht hatten, von der Straße hereinfiel, kam Nikki zu dem Schluss, dass sie wohl einen weiteren herannahenden Zug gehört haben musste. Dieser fuhr auf der anderen Seite des Tunnels nach Downtown. Sie wartete, bis er vorbeigefahren war, bevor sie ihre Taschenlampen-App wieder einschaltete. Sie wollte nicht riskieren, entdeckt und gemeldet zu werden. Sie hatte etwas zu erledigen.
    Nikki begann auf althergebrachte Weise, passend zum Bahnhof. Sie suchte nach Fußspuren. Hier unten war alles von einer dicken Schicht Schmutz und Staub bedeckt, und falls Nicole Bernardin vor ihrer Ermordung tatsächlich hier gewesen war, mochte Heat ihre Spuren finden. Sie ging in die Hocke und hielt ihr Licht direkt über den Boden. Langsam und geduldig ließ sie den Strahl darüberwandern und achtete auf jede Veränderung und jede verräterische Form, die sie zu dem geheimen Versteck führen könnte. Das Problem war nur, dass so viele Tunnelmenschen diesen Bahnsteig benutzt hatten, dass es zahllose Fußspuren gab. Sie versuchte es noch einmal und beugte sich beim Gehen vor, um zu sehen, ob sie irgendwelche kleineren, weiblichen Fußspuren entdecken würde, aber sie hatte keinen Erfolg.
    Als Nächstes untersuchte sie den Fahrkartenschalter, was nur ein paar Sekunden dauerte. Er war schon vor langer Zeit zerstört und ausgeplündert worden. Wie erwartet fand sie auch in beiden Toilettenräumen keine Geheimverstecke, als sie sie in Augenschein nahm. Die Kühlbox auf der Treppe war leer, ebenso wie das Innere des Fahrkartenentwerters, dessen Tür abgerissen und auf den Boden geworfen worden war. Sie untersuchte sogar die Unterseite des Gitters im Bürgersteig, da das die eigentliche Stelle war, die Nicole auf dem Foto präsentiert hatte. Doch auch dort fand sie nichts.
    Unfähig, die Niederlage zu akzeptieren, ignorierte Nikki ihre Frustration und dachte nach. Einmal mehr versetzte sie sich in ihre Mutter hinein und fragte sich, ob Nicole von Cynthia Heat erwartet hätte, hier unten nach Fußspuren im Staub zu suchen?
    Nein.
    Was dann? Wie würde Nicole sie ganz genau wissen lassen, wo sie suchen musste?
    Indem sie ihr einen Hinweis gab.
    Und das hatte sie – in Form des Armbands mit den Ziffernanhängern.
    Nikki sah zu der Eins und der Neun auf der Platte an der Wand hoch.
    War das möglich?
    Sie hing zu hoch für sie, um sie zu erreichen, also suchte Nikki den Ort nach etwas ab, auf das sie sich stellen konnte. Sie ging zur Treppe zurück, nahm die Plastikkühlbox und stellte sie vor der Platte auf den Boden, um sie wie einen Tritthocker zu benutzen.
    Nikkis Handy vibrierte in ihrer Hand und erschreckte sie. Laut Displayanzeige war es Rook. Verdammt, sie hatte vergessen, Rook anzurufen. Sie nahm den Anruf entgegen und sagte: „Hey, rate mal, wo ich bin? Ich hab es hier runter geschafft, und ich …“ Der schrille Piepton eines abgebrochenen Gesprächs drang an ihr Ohr. Sie versuchte zurückzurufen, doch der letzte einsame Empfangsstrich verblasste, und auf dem Display erschienen die Worte „Kein Netz“.
    Heat balancierte vorsichtig auf der Kühlbox, griff nach oben und fuhr mit den Fingern über die aufwendig verzierten Ränder der Terrakottaplatte mit der Aufschrift 91.
    Sie bewegte sich.
    Nikki legte ihr

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