Richard Castle
oft miterlebt, dass Menschen versuchen, etwas Dummes zu tun, wenn ihre Gefühle sie überwältigen.“
Nikki drehte sich herum, um Petar anzusehen. „Du hast sie getötet? Du verdammtes Arschloch.“
Petar trat lediglich einen Schritt zurück, während er ihre Waffe in seinen Hosenbund steckte. Er starrte vollkommen leidenschaftslos an ihr vorbei. Für ihn war sie nur ein Auftrag.
„Ich sagte: ‚Du verdammtes Arschloch.‘ “
„Sie beide werden noch Zeit haben, sich auszusprechen, sobald ich weg bin. Petar, geben Sie mir bitte die Tasche.“
Petar trat hinter sie, und Nikki konnte hören, wie er die Kühlbox unter Nicoles Geheimbriefkasten schob. Sie versuchte, ihre Qual auszublenden und eine Strategie zu entwickeln. Petar würde seine Waffe wegstecken müssen, um nach der Tasche greifen zu können. Wenn sie nur nicht auf den Knien hocken würde, hätte sie vielleicht eine Chance, Wynn mit einem überraschenden Tritt zu erwischen. Er hatte ihre Absicht schon zuvor vorausgeahnt, also lenkte sie ihn mit einer Unterhaltung ab. „Waren Sie derjenige, den Carter Damon auf dem Wegwerfhandy angerufen hat, um grünes Licht für den Mord an Nicole zu erhalten?“
„Das hatte rein logistische Gründe. Petar hat die eigentlich Arbeit gemacht.“
„Er hat sie noch mal angerufen. Ging es dabei darum, die Krankenschwester auf uns anzusetzen, damit sie uns ausspionieren konnte?“
„Ich bin ein Gewohnheitstier. Wenn man einmal ein Kindermädchennetzwerk geleitet hat, kann man nur schwer damit aufhören.“
Sie bat nicht um Erlaubnis, behielt die Hände einfach hinter dem Kopf und erhob sich langsam auf ihre Füße, während sie sprach. „Ich habe wirklich geglaubt, Carter Damon hätte meine Mutter ermordet.“
„Nein, er war erst später da, um aufzuräumen.“ Petar fiel hinter ihr von der Kühlbox und fluchte. Sie bemerkte, dass Wynn nervös wurde, unternahm aber nichts. Als Petar wieder auf die Box stieg, entspannte er sich und fuhr fort. „Detective Damon war sehr nützlich, bevor er kurz vor dem Ende vom schlechten Gewissen eines sterbenden Mannes geplagt wurde und versuchte, ihnen eine SMS zu schicken.“
„Die unterbrochene SMS“, sagte sie und rückte ein winziges Stück näher.
„Ja, wir erwischten ihn bei dem Versuch, Sie zu kontaktieren und seinen Fehler wiedergutzumachen. Wie sich herausstellte, war das schlecht für seine Gesundheit.“
„Die Brooklyn Bridge?“
Wynn nickte. „Sein versuchtes Geständnis brachte mich auf die Idee, seinen Selbstmord mit einer weiteren SMS zu inszenieren, in der er die Verantwortung für die Morde übernimmt. Es schien mir eine Win-win-Situation zu sein.“
„Eher eine Wynn-win-Situation“, erwiderte Nikki und deutete auf ihn. Und als sie ihren Arm ausstreckte, um das zu tun, benutzte sie die Bewegung als Finte, um sich auf ihn zu stürzen.
Der alte Mann ahnte jedoch, was sie vorhatte, nahm sie blitzschnell in einen Würgegriff und presste ihr die Mündung seiner Waffe gegen die Schläfe. „Was soll das? Wollen Sie etwa, dass ich Sie erschieße? Na, wollen Sie das?“ Nikki regte sich nicht. „Ich werde es tun, wenn es sein muss, aber ich würde es lieber vermeiden. Tatsächlich habe ich über ein Zugunglück nachgedacht. Das ist für die Polizei nicht so eindeutig wie eine Kugel, aber ich improvisiere auch gerne, wenn sie mich dazu zwingen.“ Er drückte die Mündung der Waffe noch fester gegen ihre Haut. „Ich kann diese Waffe problemlos in Rooks Loft platzieren. Überlegen Sie sich gut, was das bedeuten würde, bevor Sie mich dazu bringen, Sie zu erschießen. Klar?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern stieß sie einfach von sich weg.
Petar stieg von der Kühlbox und reichte ihm die Ledertasche aus dem Geheimbriefkasten. Tyler flüsterte ihm ein paar Anweisungen zu. Sie bekam die Worte „nach dem nächsten Zug“ mit, aber der Rest ging in dem Lärm unter, den eine weitere U-Bahn nach Downtown verursachte, als sie auf der anderen Seite durch den Tunnel rauschte.
Heat kämpfte gegen die erdrückenden Emotionen an, die auf sie einstürzten und ihren Verstand zu überwältigen drohten. Wut auf sich selbst war die stärkste. Sie fühlte sich nach Paris zurückversetzt, auf den Place des Vosges, wo sie wegen irgendetwas beunruhigt gewesen war, das sie nicht benennen konnte. Nun, da sie in der Geisterstation auf ihren Tod wartete, wurde der nagende Gedanke plötzlich klarer, wenn auch ein wenig zu spät. Wie immer war es die einzelne
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