Richard Castle
sollten Ihre Initialen auf diesem Koffer stehen?“
„Weil ich sie hineingeritzt habe, als ich ein Kind war.“ Sie konnte sehen, wie die anderen diese Information verarbeiteten, aber sie brauchten zu lange, also sagte sie: „Dieser Koffer gehörte meiner Mutter.“ Und dann fügte sie hinzu: „Ihr Mörder hat ihn in der Nacht gestohlen, in der er sie umbrachte.“
ZWEI
Nikki Heat marschierte mit zackigen Schritten auf den Hauptraum des 20. Reviers zu. Ihr Tempo überzeugte die anderen Detectives, die versuchten, mit ihr Schritt zu halten, restlos davon, dass sie sich mittlerweile vollständig von dem Schock ihrer Entdeckung erholt hatte. „Besprechung in zehn Minuten“, rief sie ihrem Team zu, als sie durch die Tür trat. Auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch sagte sie: „Detective Ochoa, leiten Sie das Foto der Unbekannten an die Abteilung für Vermisstenmeldungen weiter. Einschließlich der Kollegen in Westchester, Long Island, New Jersey und Fairfield County, wenn Sie schon mal dabei sind. Detective Raley, wischen Sie das Mordfallbrett sauber und rollen Sie das zweite daneben, damit wir an beiden gleichzeitig arbeiten können.“ Heat schob den morgendlichen Stapel Nachrichten zur Seite und fegte ein paar Krümel der Deckenplatten zur Seite, die durch das Erdbeben wie Schneeflocken auf ihren Schreibtisch gerieselt waren. Dann setzte sie sich an ihren Computer und schrieb eine E-Mail an Lauren Parry in der Gerichtsmedizin. Es war dieselbe Botschaft, die sie ihr vor fünfzehn Minuten mündlich am Tatort mitgeteilt hatte: dass sie sich sofort bei ihr melden sollte, sobald sie irgendwelche Informationen hatte, egal wie unbedeutend.
Sie drückte auf Senden, und auf ihrer Schreibtischunterlage erschien ein Pappbecher mit Kaffee. Nikki drehte sich mit ihrem Stuhl herum und entdeckte Detective Feller. „Bitte akzeptieren Sie diesen Entschuldigungskaffee anstelle von Blumen für meine große Klappe heute Morgen. Ein Haselnussmocca mit drei Schuss Sirup in tall, wenn ich mir recht entsinne. Richtig?“
Eigentlich war ihr bevorzugtes Getränk ein entrahmter Latte mit zwei Schuss zuckerfreiem Vanillesirup in grande, aber sie sagte nur: „Passt schon.“ Er versuchte, seinen Fehler wiedergutzumachen, doch sie hatte momentan andere Dinge im Kopf als Kaffeegeschmacksrichtungen. „Danke. Haken wir das einfach ab, okay?“
„Wird nicht wieder vorkommen.“
Sobald Feller sich entfernt hatte, stellte sie den lauwarmen Becher ans andere Ende ihres Schreibtischs hinter die ungelesenen Nachrichten und fing an, eine Erledigungsliste zu schreiben. Als die Seite bereits zu einem Drittel gefüllt war, schrieb sie „zusätzliche Einsatzkräfte“ auf und hielt inne. Dafür würde sie die Genehmigung des Revierleiters benötigen, und das war eine Hürde, auf deren Überwindung Heat sich nicht gerade freute. Sie schaute durch den Raum in das gläserne Büro des Revierleiters, aus dem man das Team stets im Blick hatte. Die Glasscheiben ermöglichten es dem Team ebenso, in das Büro hineinzusehen, was den Effekt hatte, dass ein lebensgroßes Diorama aus dem Film
Nachts im Museum
entstand. Captain Irons befand sich in diesem Ausstellungskasten und hängte seine Jacke an den hölzernen Kleiderständer. Heat wusste, dass er sich als Nächstes seinem Ritual widmen würde, am Stoff seines weißen Uniformhemds herumzuzupfen, und genau das tat er – es war Teil seiner ständigen Bemühung, Knopfabdrücke auf seinem ausladenden Bauch zu vermeiden, der über seinen tiefsitzenden Gürtel hing.
„Verzeihung, Captain“, sagte Heat an seiner Tür. „Hätten Sie einen Moment?“ Ganz wie es die Form verlangte, hielt Captain Wallace „Wally“ Irons einen Augenblick inne, bevor er sie hereinbat, als ob er nach einem Grund suchen würde, es nicht tun zu müssen, aber keinen finden konnte. Er bot ihr keinen Stuhl an, was Nikki nichts ausmachte. Jedes Mal wenn sie ihm am Schreibtisch gegenübersaß, kam ihr sofort der wundervolle Mann in den Sinn, der bis zu seiner Ermordung auf diesem Stuhl gesessen hatte und von Irons, einem Karriereverwalter, ersetzt worden war. Captain Irons war nicht wie Captain Montrose, und Heat wettete, dass das beide Polizisten in diesem Raum wussten.
Und um das Ganze noch unangenehmer zu machen, hatten ihr die hohen Tiere vom Polizeihauptquartier auch noch Wally Irons’ Job angeboten, nachdem sie in ihrer Prüfung für den Rang eines Lieutenants ein rekordverdächtiges Ergebnis erzielt hatte. Doch die unschöne
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