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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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nicht übermäßig spektakulär anhörte, dröhnte durch den Turm wie Paukenschläge.
    Peter presste sich in die Nische der Tür, durch die er gerade gekommen war, und brüllte während der ersten Glockenschläge in das Mikrophon des Handys: »Er will den Schmuck nicht stehlen, er will ihn vernichten! Das ist eine Familientragödie!«
    Er wusste nicht, ob Robert Kalp ihn gehört hatte. Er hatte keine Ahnung, ob der Münchner Polizist etwas antwortete. Er rammte das Handy in die Gürteltasche und rannte zu der Treppe, die zur Türmerstube oberhalb des Glockenstuhls hinaufführte.
    Wenn das Ziel eines Mannes, das mit so viel Blut erkauft wurde, nicht der Besitz, sondern die Vernichtung der angestrebten Beute war, dann bedeutete das für gewöhnlich, dass der Täter sein eigenes Davonkommen nicht mit einkalkuliert hatte. Und das bedeutete, dass Flora und Harald in akuter Lebensgefahr waren. Wenn Konstantins Werk vollendet war, brauchte er seine Geiseln nicht mehr.
    Und was immer Konstantin unternahm, er würde es jetzt tun. Deshalb hatte er das Gespräch beendet.
    Er war am Ziel seiner Mission.
78 .
    Die Tür, die in die Türmerstube führte, war halb offen, aber der Schlag der Uhrglocke war so laut, dass Peter sich keine Gedanken darüber zu machen brauchte, ob jemand ihn kommen hörte. Er presste sich an die Wand und schob sich die letzten Schritte an ihr entlang. Der Teil der Kammer, den er überblicken konnte, schien menschenleer zu sein, aber er sah einen Schlafsack auf einer Luftmatratze und einen Karton, aus dem oben die Hälse von Mineralwasserflaschen ragten. Noch während er nachdachte, was er tun sollte, hörte die Turmuhr auf zu schlagen.
    »Schalten Sie den Schweißbrenner nicht ein! Bitte!«, rief Flora in diesem Moment.
    »Setzen Sie sich, oder ich drücke ab!«, befahl Konstantin.
    »Wissen Sie, was passiert, wenn das hier alles hochgeht?«, schrie Flora. »Der Turm wird brennen wie eine Fackel! Er wird einstürzen! Er wird die halbe Stadt unter sich begraben!«
    »Das hoffe ich doch«, sagte Konstantin. »Und jetzt setzen Sie sich wieder, sonst …«
    »Sonst was?«, gab Flora zurück. »Erschießen Sie mich? Das wäre mir immer noch lieber, als mit all dem Mist hier in die Luft zu fliegen.«
    »Das wollen wir doch mal sehen«, sagte Konstantin, und im Nachhall der Turmuhr in seinen Ohren hörte Peter etwas, was er eigentlich gar nicht hätte hören können; aber er hörte es trotzdem: das Klicken, mit dem Konstantin den Hahn seines Revolvers spannte.
    Er wusste, auf wen Konstantin zielte.
    Peter sah die tote Natalie Seitz vor sich. Für einen grauenhaften Moment schob sich Floras Gesicht über das der Toten. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte er sich schon von der Turmwand abgestoßen und stürmte in die Kammer hinein.
79 .
    Er nahm die Szene in der durch den Scheinwerfer erleuchteten Kammer auf, als habe ein Blitzlicht sie erfasst.
    Harald Sander saß auf dem Boden, die Handgelenke gefesselt und mit Paketband geknebelt. Flora stand etwas von ihm entfernt, neben ihr ein Mann mit einem dunklen Anzug und nach hinten gegeltem Haar. Der Mann fuhr herum und glitt gleichzeitig einen Schritt hinter Flora, in einer Reaktion, die Peter in einer anderen Situation Bewunderung abgenötigt hätte. Außer ihnen befand sich noch jemand im Raum – er saß auf einem Pritschenbett, auf dem ein ordentlich zusammengelegter Schlafsack lag, und starrte auf eine Konstruktion unterhalb der Fensteröffnung. Nicht einmal Peters Hereinplatzen brachte ihn dazu, sich von der Konstruktion abzuwenden. Es war Tristan Heigl.
    Der Mann im Anzug hob die Waffe und zielte auf Peter.
    »Peter!«, stieß Flora aus.
    Der Mann im dunklen Anzug stutzte. »Peter? Peter Bernward?«
    »Das Vergnügen ist ganz auf Ihrer Seite, Konstantin Heigl«, brachte Peter hervor.
    Konstantin musterte ihn. Er hatte ein Dutzendgesicht, das im harten Licht des Scheinwerferkegels, in dem er stand, eher teigig als markant wirkte. »Sie haben mich reingelegt«, sagte er. »Sind Sie zu spät zu Ihrem eigenen Auftritt gekommen?«
    »Nein, ich war der Geist des Herzogs. Mein Auftritt wäre erst gekommen, aber den haben Sie mir verpatzt. Connor hat es aus dramaturgischen Gründen vermieden, alle Details auf der Homepage unterzubringen, auf der Sie sich über die Führung informiert haben …«
    Konstantin hob die Waffe, aber diesmal zielte er nicht auf Peter, sondern auf Flora. Peter, der langsam durch den Raum ging, blieb stehen. Konstantin lächelte. »Gut so«, sagte

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